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DAS ALLUMFASSENDE DER WAHREN RELIGION - HEILIGE NUR VERWALTER
EINE ANSPRACHE, GEGEBEN VON PRÄSIDENT YOUNG IN GREAT SALT LAKE CITY AM 5. DEZEMBER 1853.

Ich und meine Brüder erheben sich oft, um an diesem Ort zur Versammlung zu sprechen, ohne genau zu wissen, was sich als das Beste und Lehrreichste erweisen könnte. Dieselbe Schwachheit befindet sich in mir, die für die meisten Brüder üblich ist, die von diesem Podium aus zu euch sprechen, das heißt ein gewisser Grad an Schüchternheit, die aus einem Gefühl für die Bedeutung des Werkes heraus erwächst, in dem wir eingebunden sind; aber meine Entschlossenheit überwiegt.
Kann irgendetwas gelehrt werden, das diese Versammlung mehr erbauen wird als die Grundsätze des Evangeliums? Man könnte sagen, dass das Leben und die Existenz des Menschen mit den verschiedenen Nebensächlichkeiten seines Lebens von Geburt an bis zum Tod ein interessantes Thema sei, zumindest ebenso wie das Evangelium. Aber dies ist genauso mit dem Evangelium der Erlösung verbunden wie alles andere, das mit seinem Sein zusammenhängt. Die gesamte sterbliche Existenz des Menschen ist mehr oder weniger nur ein vorbereitender Zustand, der endlichen Wesen gegeben ist, ein Raum, in dem sie sich für einen höheren Seinszustand bewähren können. Die Arbeit des Menschen in dieser Existenz scheint fast gänzlich auf die Sicherung eines sterblichen Lebensunterhalts ausgerichtet zu sein. Dies ist besonders bei denen der Fall, die die Ordnung des Himmels nicht kennengelernt haben, und dass es notwendig ist, unsere Energie während unserer Zeit hier in einen Kanal zu lenken, der uns die Erlösung im Reich Gottes sichert.
Die Menschheit im Allgemeinen hört nicht auf, zum Ausdruck zu bringen, dass sie ungestüm vorwärtsprescht, wenn möglich die ganze Welt zu ergreifen. Jede Person kämpft für sich und ist über den Plan unwissend, den der Allmächtige bei ihrer Schöpfung und Existenz in diesem Leben im Sinn hatte. Eine Kenntnis über diesen Plan zu erlangen, ist eine Pflicht, die für alle Söhne und Töchter Adams obligatorisch ist.
Die Heiligen der Letzten Tage sind sich darüber im Klaren, dass es in der Existenz des Menschen keinen Zeitraum gibt, der nicht in den Plan der Erlösung eingebunden ist und direkt auf ein künftiges Dasein hinweist. Folglich, wenn wir hier stehen und zum Volk sprechen, soll jeder das sprechen, was in seinem Herzen ist. Wenn einer unserer Ältesten fähig ist, uns über irgendeine Wissenschaft eine Lektion zu geben, so soll sie im Geist der Sanftmut geliefert werden, im Geist des heiligen Evangeliums. Wenn am Sabbattag, wenn wir hier versammelt sind, um dem Herrn anzubeten, einer der Ältesten sich veranlasst fühlt, uns über irgendeinen Zweig der Bildung, mit dem er vertraut ist, eine Lektion zu geben, ist sie dann außerhalb der Grenzen des Erlaubten unserer Religion? Ich denke nicht. Wenn irgendein Ältester sich geneigt fühlt, Eltern und Kindern eine Lektion über Buchstaben zu geben, über die Grundlagen der
 
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der englischen Sprache, so befindet sie sich in meiner Religion; sie ist ein Teil meines Glaubens. Oder wenn uns ein Ältester eine Lektion über Astronomie, Chemie oder Geologie geben wird, so umfasst unsere Religion dies alles. Es spielt keine Rolle, was das Thema ist, wenn es dazu dient, den Verstand wachsen zu lassen, die Gefühle zu erhöhen und das Auffassungsvermögen zu erweitern. Die Wahrheit, die sich in allen Künsten und Wissenschaften befindet, macht einen Teil unserer Religion aus. Der Glaube ist nicht mehr ein Teil von ihr als jeder andere wahre Grundsatz der Philosophie. Würde ich euch heute eine Lektion über Landwirtschaft geben, würde ich über eine Sache sprechen, die über die Grenzen unserer Religion hinausgeht? Landwirtschaft ist genauso wie jede andere Wahrheit ein Teil von ihr. Würde ich eine Lektion über geschäftliche Grundsätze jeder Art geben, würde unsere Religion sie umfassen. Und es wäre gut für uns, auf das, was sie nicht umschreibt, sofort und für immer zu verzichten.
Diese Sprache mag die Vorurteile vieler Leute berühren - und ich füge hinzu: aller Leute -, es sei denn sie sind im "Mormonismus" geschult worden. Sie stößt mit den Traditionen, Vorurteilen und Gefühlen früherer Jahre zusammen, als Alpha und Omega unserer Religion aus Gesang, Gebet, Ermahnung und dem Rufen von "Herrlichkeit, halleluja, preist den Herrn!" bestanden. Und als der Montagmorgen kam, gingen wir auf unsere Farmen, in unsere Kaufläden, an unser Handwerk und zu dem, was wir unser langweiliges Geschäft des Lebens nannten, was wir alles nicht zu unserer Religion gehörig betrachteten. Dies sind die Traditionen der Welt, aber bei uns ist es nicht so; wir haben das Evangelium besser gelernt.
Ich bin mir bewusst, wie leicht es für unser Herz ist, von der Hinterlist der Reichtümer gefesselt zu werden, denn ich bin in gewisser Weise mit dem Geist der Welt vertraut. Wie leicht ist es doch für die Liebe zur Welt, von den Herzen der menschlichen Familie Besitz zu ergreifen! Wie leicht ist es für ihre Sinne, vom Gott dieser Welt verfinstert und wie die Augen des Narren zu werden, der sich an den Enden der Erde befindet, nach Gold und Silber sucht und nach Reichtümern, Würde, Beliebtheit und den Titeln dieser Welt sucht.. Wenn die Religion, die wir besitzen, nicht über jedes andere Prinzip und Gefühl vorherrschend kontrolliert und regiert, sind wir nicht darin geschult, unsere Lektionen gründlich zu lernen, wir sind keine Meister dieser himmlischen Wissenschaft. Wenn die Heiligen der Letzten Tage nicht ausreichend geschult sind, um zu erkennen, dass alle Dinge, die zu dieser Welt gehören - Reichtümer, Ehrungen, weltliche Würde und weltliche Titel - nicht ganz ihrer Religion dienlich sind, sind sie in ihrem Beruf nicht vollkommen befähigt. Seid ihr euch dessen bewusst? Erkennen die Heiligen der Letzten Tage als Einzelpersonen die Umstände, in die sie versetzt wurden, die Position, die sie in der menschlichen Gesellschaft inmitten der Kirche Jesu Christi einnehmen? Wie viele gibt es hier heute, die sich so über ihre Stellung gegenüber Gott und dem Menschen im Klaren sind, wie sie es sollten, und die genau die Position in ihrem Leben verstehen, ihr Verhältnis zu Engeln und die höhere Fügung der Vorsehung? Es gibt hier viele, die seit Jahren in der Kirche sind - sind sie Meister oder immer noch nur Schüler? Sind sie Väter oder immer noch nur Babys? Haben sie Bedarf, darüber belehrt zu werden, was die Anfangsgründe der Lehren Christi sind, oder sind sie in der Lage, sie die menschliche Familie zu lehren und den Weg des Lebens und der Erlösung aufzuzeigen? Viele sind dazu in der Lage? Wenn wir unsere Lektionen gut gelernt haben, während wir andere über den Weg des Lebens und der Erlösung belehren, werden wir ihn in unserem Leben veranschaulichen. Wie viele meiner Zuhörer besitzen die Gewalt über sich selbst, können den wütenden Geist des Zorns unter der Herrschaft der Vernunft halten und können gegenüber ihren Brüdern ohne Vorurteile sein? Sammelt die Männer und Frauen heraus, die fähig sind, ein gerechtes Urteil zu fällen, die das Leben und das Benehmen ihrer Nächsten auf der Waage der Gerechtigkeit, Gnade und Wahrheit genau abwägen können. Gibt es welche? Ich hoffe, es gibt viele.
 
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Wie viele Heilige der Letzten Tage, die seit fünfzehn bis zwanzig Jahren in der Kirche sind, haben das Evangelium ausreichend gelernt, um Meister ihrer Leidenschaften zu sein? Wie viele haben das Wesen der Dinge gelernt, wie auch der Menschen, des Gebrauchs von Gold und Silber und der Elemente, die sich um uns herum befinden, so dass sie sich am Leben in der Welt erfreuen und das Wesen davon gut genug verstehen, um all die Schätze des Ostens, wenn sie sie besitzen, dem Aufbau des Reiches Gottes zu weihen und keinen Willen zu haben als nur den Willen des Herrn? Wer ist der Beweis gegen den Einfluss eines guten Namens und des weltlichen Ansehens? Wie viele haben die Lektion so vollkommen gelernt, dass sie den Tiefen der Armut, der Not und des Elends trotzen können, ohne ihre Redlichkeit davon bewegen oder im Geringsten erschüttern zu lassen? Die Versammlung kann sich diese Fragen später und jeder für sich selbst beantworten. Ich kann euch versichern, dass wir solche Lektionen lernen müssen, falls wir sie nicht schon gelernt haben.
Die geheimnisvolle und unsichtbare (so genannte) Hand der Vorsehung hat sich in allen Werken Gottes kundgetan. Wer in dieser Versammlung kann sich für einen Augenblick vor Augen führen, dass der Herr eine solch geringfügige Angelegenheit wahrnehmen würde, wie die Haare, die ihr heute Morgen aus eurem Haupt gekämmt habt? Dennoch ist es so; nicht ein Haar ist von unserem Vater im Himmel unbemerkt auf den Boden gefallen. Um die alten Apostel von Seiner Sorge für sie zu überzeugen, wählte Jesus die nach ihrer Einschätzung geringfügigsten Dinge aus, um ihren Geistern zu veranschaulichen, dass das geringste Ding Seiner Wahrnehmung nicht entkommt. Er sagte: "Fürchtet nicht jene, die den Körper töten, aber nicht in der Lage sind, die Seele zu töten, sondern fürchtet lieber ihn, der in der Lage ist, sowohl die Seele als auch den Körper in der Hölle zu vernichten. Werden nicht zwei Spatzen für einen Pfennig verkauft? Und keiner von ihnen fällt auf den Boden ohne die Kenntnis eures Vaters. Aber jedes Haar eures Hauptes ist gezählt."
Können wir erkennen, wie diese Vorsehung die Nationen der Erde kontrolliert und regiert und die Schicksale des einzelnen Menschen absteckt? Wenn wir diese Lektionen, die uns vorliegen, nicht gelernt haben, dann müssen wir sie noch lernen. Wenn wir noch nicht gelernt haben, dass Armut, Krankheit, Schmerz, Mangel, Enttäuschung, Verluste, Kreuze oder gar Tod uns nicht um die Breite eines Haares vom Dienst zu Gott wegbewegen oder uns von den Grundsätzen des ewigen Lebens trennen sollten, dann ist es eine Lektion, die wir lernen sollten. Wenn wir nicht gelernt haben, wie mit den Dingen der Welt im Licht der Erlösung umzugehen ist, so haben wir es noch zu lernen. Auch wenn wir Berge von Gold und Silber haben, und Lagerräume, in denen kostbare Dinge aufgehäuft sind, und die Elemente kontrollieren und die Rinder über tausend Hügel hinweg kommandieren könnten, wenn wir nicht gelernt haben, dass jedes Jota davon, dem Aufbau des Königreiches Gottes auf Erden geweiht werden sollte, so ist dies eine Lektion, die noch zu lernen ist.
Unsere Religion umarmt jede Wahrheit, die zum sterblichen Leben gehört. Es gibt nichts außerhalb ihrer Grenzen. Es spielt keine Rolle, was Personen tun, so lange sie innerhalb der Grenzen der Wahrheit und Rechtschaffenheit des Evangeliums des Sohnes Gottes bleiben. Können sie die Grenzen überschreiten? Ja. Ich werde euch sagen, wie leicht das ist. Wenn Heilige beginnen, die Prärie an diesen Ort zu überqueren, ganz gleich von wo aus sie starten, sind sie voller Glauben und Religion; sie sind voller Gebet und Demut und, oh, wie sehr sie begehren, nach Zion zu gelangen! Sie überqueren den Atlantik, reisen über die Wasser von Mississippi und Missouri und beginnen ihre Reise über die Prärie; aber noch bevor sie die halbe Strecke gereist sind, geraten sie in Versuchung. Einige von ihnen sagen dann: "Wenn ich in das Tal komme, werde ich weiter nach Kalifornien ziehen." Einige werden weit genug vom Weg abkommen, um ihre Rinder zu verfluchen, und andere werden sie grausam behandeln in der Rage der Verrücktheit. Diejenigen, die diese Dinge tun, wissen, dass sie sich außerhalb dessen befinden,
 
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was sie als richtig gelehrt worden sind, sogar durch die Traditionen der Väter. Wir sind von Kindesbeinen an belehrt worden, dass Leidenschaft, Wut, Streit und Groll falsch sind. Unsere früheren Traditionen sind in sehr vielen Fällen wahr und ebenso sehr mit dem Evangelium im Einklang gewesen, so wie sie überliefert werden konnten. Uns ist überliefert worden, nicht zu fluchen, und der Geist in uns verbietet es. Wenn wir unsere Tiere oder uns gegenseitig schlecht behandeln, sind sich der Geist in uns, unsere Überlieferungen und die Bibel darin einig, es als falsch zu erklären. Wenn die Heiligen im Salt-Lake-Tal ankommen, wie leicht ist es für sie, vom rechten Weg abzukommen! Ich könnte dutzende Fälle aufzählen, wenn ich Zeit hätte. Andererseits kann ich Menschen aufzeigen, die seit Jahren in größter Armut bei uns gewesen sind, und einige von Anfang an, und sie sahen nie die Zeit, wann sie ihre Familien weder mit ausreichend Nahrung versorgen noch sie kleiden konnten, und dennoch sind sie voller Glauben und Demut. Sollten diese Menschen so großzügig an den Segnungen des Herrn Teil haben, wie der Herr ihnen zu übertragen gewillt ist, würde es sie vernichten. Sie erkennen nicht, dass sie in allen Dingen geprüft werden müssen. Sie würden sagen: "Ich gebe zu, dass ich gesegnet bin, aber ich habe mich selbst gesegnet" und vergessen, dass der Herr es ist, der sie gesegnet und ihnen ihr Gold und Silber, ihre Häuser und Ländereien, ihre Pferde und Wagen und alle Dinge, die sie besitzen, gegeben hat.
Wenn die Heiligen der Letzten Tage nicht gelernt haben, mit den guten Dingen dieser Welt umzugehen und darin die Hand Gottes anzuerkennen, der sie in ihren Besitz gibt, müssen sie diese Lektion noch lernen. Wenn diejenigen, die Armut ertragen können, mit Besitz gesegnet werden, werden sie sich wahrscheinlich in ihrer eigenen Stärke und Weisheit erheben und den Gott vergessen, der sie gesegnet hat, und im Glauben scheitern. Wiederum gibt es solche, denen es in ihrem Leben gut gegangen ist und die sich, wenn sie in Armut und Not gebracht werden, von der Wahrheit abwenden, wie der junge Mann in Nauvoo, der sich allein zum Frühstück an einen Johnny-Kuchen setzte und sagte: "Ich bitte nicht um einen Segen dafür. Wenn Gott mir nichts Besseres als dies gibt, werde ich ihn niemals bitten, es zu segnen." Ich sagte: "Du wirst mit dem Glauben Schiffbruch erleiden." Der Geist, den er zu Tage legte, war ein abtrünniger Geist. Er hatte vergessen, dass es genau in dem Augenblick, als er verächtlich sprach, eine Vorsehung gab, und er ging in die Vernichtung. So mysteriös es den Menschenkindern erscheinen mag - Gott befindet sich in allen Dingen und um sie herum.
Das Richtige zu tun kann in wenigen Worten auf vollkommene Einfachheit reduziert werden, nämlich, von dieser Zeit an soll niemand in jeder Art von Tätigkeit arbeiten oder welches Geschäft auch immer abwickeln, was er nicht im Namen des Herrn tun kann, und er soll ganz in Seinem Willen versinken, ob es gegen seine Vorurteile ist oder nicht oder entschieden seinen Gefühlen widerstrebt. Der Herr wird schließlich solche Personen in die Fülle Seiner Freude auf eine Weise führen, die ihnen manchmal finster erscheinen mag. Aber es gibt Tausende, die sagen werden: "Herr, wir glauben an deinen Namen, in deinem Namen sind wir getauft worden und haben prophezeit und haben Teufel in deinem Namen ausgetrieben; erinnerst du dich nicht, dass wir in jener Stadt die Hände aufgelegt haben oder in jenem Haus und trieben den Teufel aus ihm heraus?" Solche Personen, die die Kranken geheilt oder einen Teufel ausgetrieben haben, fühlen sich früher oder später stark, wenn sie nicht aufpassen, und glauben, dass sie aus sich selbst heraus Macht haben, zu tun, was ihnen gefällt. Prahlt nicht über diese Dinge. Ihr hört viele sagen: "Ich bin ein Heiliger der Letzten Tage und ich werde niemals abfallen", "Ich bin ein Heiliger der Letzten Tage und werde es bis an den Tag meines Todes sein." Ich mache nie solche Verkündungen und werde es nie tun. Ich denke, ich habe gelernt, dass ich durch mich selbst keine Macht habe; aber mein Organismus ist organisiert, um in Weisheit, Erkenntnis und Macht zu wachsen und ein wenig hier und ein wenig dort zu bekommen. Aber wenn ich mir selbst überlassen bin, habe ich
 
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keine Macht und meine Weisheit ist Torheit; also halte ich eng am Herrn fest und in Seinem Namen habe ich Macht. Ich denke, ich habe das Evangelium insofern gelernt, dass ich weiß, dass ich in mir und durch mich nichts bin. bei der Organisation meines Organismus ist aber ein Grundstein gelegt worden, der mir, wenn ich mich auf ihm bauend verbessere, die Unabhängigkeit der Götter in der Ewigkeit sichern wird. Dies wird durch strenges Festhalten an den Grundsätzen des Evangeliums in diesem Leben erreicht, was uns von Glaube zu Glaube und von Gnade zu Gnade weiterführen wird. Dies ist der Weg, denke ich, den ich vom Herrn gelernt habe.
Werden wir jemals die Zeit sehen, wann wir von jedem anderen Wesen in all den Ewigkeiten vollkommen unabhängig sein werden? Nein, wir werden diese Zeit niemals sehen. Viele sind auf einfachem Boden wie diesem gefallen und einen westlichen Ausdruck gebrauchend würde ich sagen: "Sie haben das Problem eines großen Kopfes." Solche Personen denken, dass sie Macht haben, dies, jenes und anderes zu tun, aber sie sind sich selbst überlassen, und der Herr liebt es, ihnen zu zeigen, dass sie keine Macht haben.
Wir hören einige sagen: "Ich will sobald ich kann aus dieser Gemeinschaft heraus." Warum? "Weil ich einen Wagen einer meiner Brüder kaufte und er möchte, dass ich dafür bezahle." Oder: "Ich ritt das Pferd eines Bruders zu Tode und er denkt, ich sollte es wieder gut machen." "Es ist eine verdammungswürdige Gemeinschaft und ich werde nicht in ihr verbleiben." Ich höre diese Dinge nicht selbst, aber ich kann oft von ihnen hören. Ich weiß, dass es so ist. Was fehlt solchen Leuten? Sie haben sich die Stärke angemaßt und den Herrn, ihren Gott, vergessen. Sie rufen Seinen Namen nicht an und setzen kein Vertrauen in Ihn, sie auf all ihren Wegen zu leiten. Sie vergessen, dass sie tun, was sie immer taten, nämlich dem Herrn am siebten Tag zu dienen und sechs für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Sie werden sechs Tage lang Handel treiben, arbeiten und Reichtümer aufhäufen und am Sonntag zur Versammlung gehen, um für einen Tag dem Herrn zu dienen. Von solch einer Religion weiß ich nichts; ich weiß nur, dass sie für nichts gut ist. Meine Religion muss von einem Montagmorgen bis zum nächsten bei mir sein, rund ums Jahr, sonst wird sie mir nicht genügen. Ihr könnt sehen, wie leicht es für Heilige der Letzten Tage ist, vom Weg der Pflicht abzukommen.
Diejenigen, die vom Weg abkommen, kennen sich selbst nicht, sie sind mit dem Wesen der menschlichen Familie und den Grundsätzen des Königreiches, in dessen Aufbau wir engagiert sind, nicht vertraut. Wenn die Heiligen der Letzten Tage ihre Sinne darauf ausrichten, um des Königreiches Gottes willen auszuharren, ganz gleich was kommen wird, ob Armut oder Reichtümer, ob Krankheit oder Vertreibung durch den Pöbel, werden sie sagen, dass alles in Ordnung ist, und die Hand des Herrn darin und in allen Dingen verehren und Ihm gemäß ihrer besten Fähigkeit bis ans Ende ihres Lebens dienen und Gott wird ihr Helfer sein. Wenn ihr eure Sinne dafür nicht bereit gemacht habt, so ist es umso besser je schneller ihr es tut.
Personen, die sich nicht selbst kontrollieren können und ihren Gefühlen und lustvollen Wünschen und Begierden unterworfen bleiben, wissen es nicht besser, als wie verrückt den vernichtenden Dingen dieser Welt nachzulaufen. Sie sagen, sie gehen nach Kalifornien, und ich danke dem Herrn, dass sie es getan haben. Wieso? Weil ich lieber mit einhundert Familien von armen, ehrlichgesinnten Heiligen in dieser Gemeinschaft wäre als unter einhundert Millionen, die sich mit Teufeln vermischen, und nach Kalifornien gehen. Und wie lange werden sie dort sein, bis sie einen heidnischen Kaufmann anbetteln, sie zurückzubringen? Aber ich sage: "Lasst sie dort in der Hölle liegen, bis sie gut durchgebrannt sind, wie eine alte Pfeife." Ich würde jetzt meinen Finger nicht bewegen, um ihnen zurückzuhelfen, weil sie nur die Gemeinschaft verderben würden. Nach einer Weile, wenn sie gereinigt sind, werden wir sie nach Zion holen, wenn sie es wünschen, zu kommen und dem Herrn zu dienen. Aber wenn sie sich selbst dienen wollen, so sollen sie sich selbst dienen, und wenn dem Teufel, dann sollen sie ihm dienen.
Mein Gebet für euch ist für heute Morgen,
 
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dass ihr Diener des allerhöchsten Gottes sein möget; aber wenn irgendjemand von euch Männer oder Frauen findet, die nicht dem Herrn dienen wollen, legt ihnen keinen Strohhalm in den Weg, um sie daran zu hindern, dem Teufel zu dienen, sondern gebt ihnen einen Dollar oder helft ihnen auf einen Wagen, um ihren Weg aus dieser Gemeinschaft zu beschleunigen. Es wäre besser, so zu verfahren, als sie hier zu behalten, wenn sie keine Neigung haben, dem Herrn zu dienen und ihn zu lieben. Ohne sie sind wir besser dran.
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Niemand soll sein Mitwesen richten, es sei denn, er weiß, dass er den Geist Christi bei sich hat. Wir sollten ernsthaft über diesen Punkt nachdenken. Wie oft wird gesagt: "Solch eine Person hat Falsches getan und sie kann kein Heiliger sein, sonst würde sie nicht so handeln."? Woher wollt ihr das wissen? Wir hören, dass einige fluchen und lügen; sie trampeln auf den Rechten ihres Nächsten herum, brechen den Sabbat, indem sie der Versammlung fernbleiben, in der Stadt umherreiten, Pferde und Rinder jagen oder in den Canyons arbeiten. Richtet solche Personen nicht, denn ihr kennt die Pläne des Herrn in Bezug auf sie nicht; darum sagt nicht, dass sie keine Heilige sind. Was sollen wir mit ihnen tun? Habt Nachsicht mit ihnen. Die Brüder und Schwestern aus den alten Ländern setzten oft großes Vertrauen in die amerikanischen Ältesten, die ihre Hirten gewesen sind, aber eine geringfügige Sache geschieht, die ihnen nicht richtig erscheint und sofort sagen sie: "Dieser Älteste ist kein Heiliger der Letzten Tage." Richtet niemanden. Eine Person, die wegen einer unbedeutenden Angelegenheit im menschlichen Leben von einem anderen sagt, dass er kein Heiliger der Letzten Tage ist, beweist, dass sie nicht den Geist Gottes besitzt. Denkt daran, Brüder und Schwestern, schreibt es auf, damit ihr euer Gedächtnis auffrischen könnt, tragt es bei euch und werft oft einen Blick darauf. Wenn ich meine Brüder und Schwestern richte, es sei denn ich richte sie durch die Offenbarungen Jesu Christi, habe ich nicht den Geist Christi. Hätte ich ihn, würde ich niemanden richten. Dies ist wahre Lehre. Lasst nun besonders die Neuankömmlinge daran denken, dass sie nicht ihre Brüder und Schwestern richten. Sehr viele sitzen über mich und dieses Volk zu Gericht und ich habe das Recht, genauso wie sie zu richten. Sollte ich mein Urteil über diejenigen aussprechen, die über mich und dieses Volk richten, würde ich es in der Sprache Josephs tun, in dem Dialog, den wir in Druckform haben. Darin wird Joseph wie folgt eine Frage gestellt: "Joseph, sind Sie Jesus Christus?" "Nein, aber ich bin sein Bruder."
Werden all die Leute verdammt sein, die nicht Heilige der Letzten Tage sind? Ja, und sehr viele von ihnen, außer sie tun rasch Buße. Ich werde ferner sagen, dass viele Heilige der Letzten Tage auf dieselbe Weise gerichtet werden, wenn sie ihre Lektionen nicht besser lernen. Das ist meine aufrichtige Meinung. Es gibt Familien hier bei uns, die ich von Anfang an gekannt habe, die Vorstellungen von den Dingen dieser Welt haben, die mir merkwürdig erscheinen. Sie haben einen merkwürdigen Begriff von den guten Dingen der Erde. Ich möchte, dass die Heiligen ihren Verstand besonders auf diesen Punkt konzentrieren und diese wichtige Lektion richtig lernen, damit sie nicht in Versuchung geraten. Wir wollen zum Beispiel einen kleinen Zweig der Kirche annehmen, der in einem Distrikt erweckt wurde, wo sie im Allgemeinen in Bezug auf irdische Dinge wohlhabend sind. Sie verkaufen ihren Besitz und sammeln sich mit den Heiligen. Sagen wir, es gibt in dem Zweig zehn Familien und gestatten wir ihnen, dass jede zehntausend Dollar wert ist. Neun von zehn verlieren ihren Besitz durch Juristen, durch ihre Brüder, durch ihre Väter oder irgendjemanden, der sie auf dem Weg ausraubt, und sie haben gerade genug, um hier anzukommen. Einer von den zehn hat genug Glück, um seinen Besitz zu retten und hat ihn in Form von Gold. Er leiht aber einem Mann einhundert Dollar, kauft für einen anderen ein Gespann und zahlt die Überfahrt für diese oder jene arme Familie, bis er all sein Geld ausgegeben hat, und er kommt ebenfalls nackt hier an. Nehmt nun diese
 
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zehn Familien und führt sie zusammen. Von den Lippen der neun, deren Besitz in die Hände der Bösen gegangen ist, werdet ihr nicht ein Murren oder Klagen hören, während ihr einhundert von dem hören werdet, der seines Geldes entledigt ist, um den armen Heiligen zu helfen, sich nach Zion zu sammeln. Ich werde euch nun etwas erzählen, von dem ich weiß, dass es wahr ist; denn ich habe diesen Teil des menschlichen Lebens von Anfang an beobachtet.
Gestattet mir hier den Heiligen zu sagen, dass ich in meiner Zeit eine große Menge Reichtum angehäuft habe, und ich rufe alle auf, die mich kennen, Zeugnis abzulegen, wenn sie es können, dass ich jemals einen Menschen für das, was er mir schuldet, in Not gebracht oder zumindest bedrängt habe. Habe ich jemals eine Witwe oder einen Waisen mit leeren Händen gehen lassen, oder den armen Mann hungrig von meiner Tür oder meinem Geldbeutel, wenn ich einen Groschen darin hatte? Habe ich jemals einen Bruder bei der Kehle gepackt und gesagt: "Zahle mir, was du mir schuldest?" Nein. Aber ich habe stapelweise Schuldscheine gegen sie, die sich auf mehr als 30.000 Dollar belaufen. Ich brüste mich deswegen nicht, sondern ich präsentiere dieses Bild als ein Beispiel, dem ihr folgen sollt.
Wenn arme, elende Verfluchte, die unsere Kehlen durchschneiden würden, von einem Mitglied der Kirche Mittel erhalten, verletzt es meine Gefühle. Wie viel besser wäre es, sie der richtigen Person zu übergeben und zu sagen: "Nimm dies, nähre die armen Heiligen und tue Gutes damit."? Wer kann erkennen, dass der Herr eine große Menge Besitz in kurzer Zeit in seine Hände geben oder ihn wieder von ihm nehmen kann? Ich kann dies zu einem beträchtlichen Grad erkennen. Ich könnte Tausende an Reichtümern heute verschlossen haben und Schecks in immensen Summen auf den besten Bankeinrichtungen der Welt, aber habe ich irgendeine Sicherheit, dass ich am nächsten Morgen einen Cent wert bin? Nicht im Geringsten. Der Herr, der Allmächtige, kann Feuer und Zerstörung schicken, wenn es Ihm gefällt, Städte zerstören und Städte im brüllenden Erdbeben verschlucken. Er kann Königreiche aufrichten und reiche Gesellschaften schaffen und sie nach Seinem Wohlgefallen in Armut versetzen. Wenn es Ihm gefällt, kann Er ihnen Reichtum, Bequemlichkeit und Gemütlichkeit geben und auf der anderen Seite kann Er sie mit Armut, Not und schlimmen Heimsuchungen quälen. Wer kann sich dies klarmachen? Die ganze Welt sollte es und besonders die Heiligen.
Ich möchte noch eine Sache in eure Herzen einprägen. Ein Ältester, der bereit ist, das Evangelium zu predigen, borgt sich einhundert oder eintausend Dollar von euch, und ihr haucht nie die ersten Anklageworte gegen ihn aus, bevor ihr in dieses Tal heimkommt; aber nachdem ihr einige Tage hier gewesen seid, verfolgt ihr mich und füllt meine Ohren mit Klagen gegen diesen Bruder und fragt mich, was er mit eurem Geld gemacht hat. Ich sage: "Ich weiß es nicht." Auf diese Weise seid ihr in Not und Elend, den ganzen Tag, besorgt, es wieder zu bekommen. Wenn ein Ältester von euch geborgt hat und ihr findet heraus, dass er dabei ist, abtrünnig zu werden, dann könnt ihr die Schraube bei ihm andrehen; aber wenn er gewillt ist, das Evangelium ohne Geldbeutel oder Brieftasche zu predigen, so geht es euch nichts an, was er mit dem Geld tut, das er sich von euch geborgt hat. Die Lehre Bruder Josephs ist, dass nicht ein Dollar, den ihr besitzt, euch gehört, und wenn der Herr ihn verwenden möchte, lasst ihn dahingehen, und es ist nicht eure Sache, was Er damit tut. Würde es dafür ausgegeben werden, den Faulen zu verhätscheln? Nein, aber ihr könnt diejenigen sehen, die draußen auf Mission gewesen sind, in den Canyons arbeiten und das Land von links nach rechts durchqueren und versuchen, durch ihrer Hände Arbeit den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Aber ihr sagt: "Was hat er mit meinem Geld gemacht?" Er hat vielleicht jener armen Familie damit geholfen, sich zu sammeln, sonst wären sie nicht hier. Wenn ihr gegen diesen Ältesten murrt, wird es sich als eure Verdammnis erweisen. Das Geld gehörte nicht euch, sondern der Herr, der Allmächtige, gab es in eure Hände, um zu sehen, was ihr damit tun würdet. Das Gold, das Silber, der Weizen, das feine Mehl, die Büffel, die Hirsche und die Rinder auf
 
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tausend Hügeln gehören alle Ihm und Er bringt sie wohin auch immer Er es will. Und Er verfährt mit den Nationen, wie Er will, und stößt eine Nation hinunter und richtet eine andere auf, entsprechend Seinem Wohlgefallen. Alles, was es in der Welt von irgendeinem Wert gibt, ist in unsere herrliche Religion eingebunden und dazu bestimmt, die Geister der Menschenkinder zu einem dauerhaften, celestialen und ewigen Stand zu erhöhen.
Niemand muss mich richten. Ihr wisst nichts darüber, ob ich gesandt bin oder nicht. Ferner ist es nicht eure Sache, außer mit offenen Ohren dem zu lauschen, was euch gelehrt wird, und Gott mit einem ungeteilten Herzen zu dienen.
Vielleicht habe ich euch lange genug aufgehalten. In meinen Bemerkungen habe ich nicht die Grenzen meiner Religion überschritten. Wenn ich euch vom neuen Sprachbuch der Heiligen der Letzten Tage erzählt hätte, würde meine Religion es umfassen und alles Gute, das wir von einem Ende des Jahres bis zum anderen sehen.
Werdet ihr versuchen, in der Tat Heilige zu sein? Ich bete nicht zum Herrn, dass ihr es tun mögt, sondern mein Gebet richtet sich an euch, und ich bitte euch an Christi statt: Seid mit Gott versöhnt und dient Ihm mit einem ungeteilten Herzen bis ans Ende eures Lebens. Ich bitte meinen Himmlischen Vater, euch dazu zu befähigen. Und möge Gott euch segnen. Amen.

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