Journal of Discourses – Nur Meinungen oder ewige Wahrheit?
Journal of Discourses – Nur Meinungen oder ewige Wahrheit?
Von Bill McKeever
übersetzt von Manfred Trzoska
 
Wenn es ein Gebiet gibt, in dem sich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage auszeichnet, dann ist es die Fähigkeit, eine enorme Menge von dem aufgezeichnet zu haben, was die HLT-Führer gesagt haben. Die Mormonenkirche besitzt buchstäblich Hunderttausende handgeschriebener Manuskripte, gedruckter Dokumente und persönlicher Papiere, die dem heutigen Leser einen Einblick in die Gedanken und den Glauben der Führer der Heiligen der Letzten Tage der Vergangenheit gestatten. Vieles ist für das öffentliche Studieren zugänglich gemacht worden, während eine Menge Dokumente in den HLT-Kirchenarchiven eingelagert wurden, um wahrscheinlich nie wieder das Tageslicht zu sehen.
 
 
Die Entstehungsgeschichte des Journal
 
Eine der beliebteren Sammlungen der HLT-Predigten wäre das Journal of Discourses. Das Journal (auch bekannt als JD oder JOD) war das Traumkind eines englischen Bekehrten namens George D. Watt. Watt war ein Sekretär Brigham Youngs und war geübt in der Kunst der Pitman-Kurzschrift. Seine Befähigung führte dazu, dass er von der Kirche beauftragt wurde, getreu die Worte der Konferenzpredigten aufzuzeichnen, die später in der kircheneigenen Deseret News veröffentlicht werden sollten.
Watt wollte aber, dass die Botschaften der HLT-Führer weit über die begrenzte Abonnentenzahl der Deseret News hinausgehen sollten. Seinem Wunsch wurde der Segen der Ersten Präsidentschaft gegeben, die am 1. Juni 1853 folgende Erklärung herausgab:
 
Liebe Brüder, es ist vielen von euch bekannt, dass Elder George D. Watt auf euren Rat hin viel Zeit inmitten von Armut und Ungemach verbrachte, sich die Kunst zu erwerben, in Phonographie Berichte aufzuzeichnen, was er treu und ausgiebig zustande gebracht hat, und er hat die öffentlichen Predigten, Ansprachen, Lektionen usw., die durch die Präsidentschaft, die Zwölf und andere in der Stadt gegeben wurden, seit fast zwei Jahren für fast ohne Gehalt oder Belohnung aufgezeichnet.
Elder Watt beabsichtigt nun, ein Journal dieser Berichte in England zu veröffentlichen, zum Wohl der Heiligen im Allgemeinen und um ein Mittel zu bekommen, das seine höchst nützliche Position als Berichterstatter unterstützt. Ihr werdet sofort erkennen, dass dies ein Werk zum gegenseitigen Wohl sein wird, und wir bitten euch freudig und wärmstens um eure Zusammenarbeit, indem ihr das oben genannte Journal kauft und verkauft, und wünschen, dass der gesamte Gewinn, der sich daraus ergibt, unter die Kontrolle von Elder Watt gelangt. [unterzeichnet] BRIGHAM YOUNG, HEBER C. KIMBALL, WILLARD RICHARDS“ (Messages of the First Presidency 2:119. Diese Botschaft findet man auch am Anfang von Band 1 des JD).
 
Das Journal begann als eine 16-seitige, halbmonatliche Publikation, und obwohl sie als eine private Unternehmung betrachtet wurde, wurde sie im Druckereibüro der HLT-Kirche in Liverpool, England, produziert. Heute umfasst das JD 26 Bände, die einen Zeitraum von ungefähr 35 Jahren abdecken. Die Encyclopedia of Mormonism bemerkt: „insgesamt enthält das gesammelte Journal of Discourses 1.438 Ansprachen, die von 55 Leuten gegeben wurden, einschließlich von Präsidenten der Kirche, von Mitgliedern des Kollegiums der Zwölf Apostel, Mitgliedern der Siebzig und sechzehn anderen Sprechern. Brigham Young gab 390, John Taylor 162, Orson Pratt 127, Heber C. Kimball 113 und George Q. Cannon 111, einundzwanzig Leute gaben eine einzige Ansprache und die übrigen gaben 2 bis 66 Ansprachen“ (2:769).
Als zu Beginn Watt das Journal produzierte schien keine Frage zu bestehen, dass das, was aufgezeichnet wurde, die tatsächlichen Worte und der Glaube von Männern waren, die von Gott erwählt wurden, um seine Kirche der letzten Tage zu führen. In seiner Einleitung zur ersten Ausgabe verkündete Watt:
 
Es gibt mir eine große Freude, in der Lage zu sein, euch die Worte der Apostel und Propheten in den Besitz zu geben, so wie sie in Versammlungen der Heiligen in Zion gegeben wurden, und sein Wert kann vom Menschen nicht geschätzt werden, nicht so sehr wegen einer großartigen Zurschaustellung der weltlichen Gelehrtheit und Redegewandtheit, als vielmehr wegen der Reinheit der Lehre, der Einfachheit im Stil und der ausgiebigen Menge an theologischer Wahrheit, die sie entfalten.“
 
Einiges von der „Reinheit der Lehre“ in diesem ersten Band schließt Brigham Youngs verrufene Adam-Gott-Lehre ein. Diese Konferenzbotschaft wurde am 9. April 1852 gepredigt und kann in ganzer Länge auf den Seiten 50-51 gefunden werden. Er enthält auch Brighams Androhung, sein Bowie-Messer gegen Abgefallene blank zu ziehen, die nicht „verschwinden“ (S. 83). Band 1 enthält auch Jedediah M. Grants predigt mit dem Titel „Gleichmäßigkeit“. In dieser Botschaft vom 7. August 1853 lehrte Grant, dass der Grund, warum Jesus verfolgt wurde, war, dass „er so viele Frauen hatte“ (S. 345).
Jahrelang wurden Heilige der Letzten Tage ermuntert, einen Satz zu kaufen, um das Verständnis über die mormonischen Wahrheitsbehauptungen zu vertiefen. Noch am 21. März 1963 platzierte die kircheneigene Deseret Book eine Anzeige im Salt Lake Tribune mit einer Überschrift, die lautete: „Die Stimmen der Propheten!“ Die Anzeige bot einen Satz des Journal zum Sonderpreis von $100 an und erzählte den Mitgliedern, dass sie „diese Gelegenheit wahrnehmen sollten, das geschriebene Wort bemerkenswerter Lehren von der HLT-Kanzel zu besitzen. Zur klaren und kraftvollen Darstellung der Lehre der Heiligen der Letzten Tage wird die unmissverständliche Autorität der göttlichen Inspiration hinzugefügt.“
In demselben Jahr stand Axel Andresen, der Assistierende Manager, der Deseret Book fest zum Inhalt des Journal, als er auf eine Frage antwortete, die ein Mr. H. C. Combes aus Lebanon, Oregon, stellte. Andresen schrieb: „Dadurch, dass Sie in Ihrer Bibliothek 26 Bände des 'Journal of Discourses' haben, haben Sie eine Bibliothek, die die Predigten der Präsidenten und Apostel der Kirche enthält. Falls Ihnen jemand erzählt, dass die Predigten, die man darin findet, nicht von der Kirche anerkannt werden, dann wissen sie nicht, worüber sie reden.“
Andresen fährt fort und zeigt auf: „Die Deseret Book Company, die der einzige kircheneigene Buchladen ist, würde keine Literatur über die Kirche ohne die Billigung der Kirche vertreiben, besonders etwas, das so bedeutungsvoll ist wie die Ansprachen der Präsidenten und Apostel der Kirche“ (Brief vom 12. Juni 1963).
 
 
Wer war verantwortlich?
 
Von vielen HLT-Kritikern wird oft die Tatsache übersehen, dass die meisten Bände des Journal unter der direkten Schirmherrschaft von Männern editiert und veröffentlicht wurden, die entweder gerade als Generalautorität dienten oder später eine wurden. Die Namen sind eine wahrhaftige Wer-ist-wer-Liste von Mormonenführern und schließen Männer ein wie Franklin Richards, Orson Pratt, George Q. Cannon, Amasa Lyman, Daniel H. Wells, Brigham Young Jun., Joseph F. Smith und Albert Carrington. Es wäre schwierig zu beweisen, dass irgendwelche der Veröffentlicher ohne Segen oder zumindest ohne Kenntnis der Ersten Präsidentschaft dazu berufen wurden. Können wir wirklich glauben, dass Männer etwas über die Kirche drucken würden, an das man damals nicht glaubte?
Als Orson Pratt Dinge im The Seer druckte, mit denen Brigham Young nicht einverstanden war, wurde er lautstark zurechtgewiesen. Wir können nicht erkennen, dass dies mit den Veröffentlichern von Journal of Discourses geschah. Selbst wenn Mormonen Dinge finden könnten, die den Veröffentlichern unbemerkt durch die Lappen gingen, wäre es ebenso lächerlich anzunehmen, dass dies den gesamten Satz des Journal beschädigen würde, wie es für einen Mormonen anzunehmen wäre, dass Youngs Unstimmigkeit mit Pratt jede Ausgabe des The Seer zunichte machen würde.
Mit Ausnahme von Band 1 kommt jeder Band des Journal mit einem Vorwort des Herausgebers einher. Viele dieser Erklärungen lassen nichts aus, um den Leser darüber zu informieren, dass das, was sie lesen werden, als Wahrheit hoch geschätzt wird. Das Vorwort von Band 2 wurde zum Beispiel von Franklin D. Richards geschrieben. Er sagte:
 
Der Zweite Band des Journal of Discourses benötigt keine Empfehlung, um ihn für jeden Heiligen interessant zu machen, der es liebt, aus den Bächen zu trinken, die von der Quelle der Ewigen Wahrheit her fließen. Er ist aus den erlesensten Früchten erstellt worden, die vom Baum der Erkenntnis gepflückt werden können, angemessen für die Geschmäcker aller, die solch köstliche Frucht zu schätzen wissen.“
 
Themen, die in Band 2 abgedeckt werden:
  • Jesus heiratete in Kana (S. 82).
  • Fluch auf den Schwarzen soll entfernt werden, nachdem alle Weißen das Vorrecht hatten, dass Priestertum zu erhalten (S. 143).
  • Es gibt so viele Götter, wie es Millionen von Welten und ihre Materieteilchen gibt (S. 345).
  • Wenn Joseph Smith einen Mann Gottes um die Ehefrau bat, würde er sie ihm frohen Sinnes geben (S. 14).
 
Der Mormonenapostel Orson Pratt diente als Editor und Herausgeber von Band 3. In seinem Vorwort sagt er, dass dieser Band die „Grundsätze des Evangeliums der Erlösung“ enthält, „die durch die Apostel und Propheten des Allerhöchsten durch die Macht des Heiligen Geistes dieser Generation übermittelt wurden“. Er sagte weiter:
 
„Diese Discourses, wie sie uns erfolgreich aus Zion erreichen, zeigen denen, die den Geist der Unterscheidung haben, dass die Macht des Herrn unter Seinem Volk zunimmt und dass Er sie durch Züchtigung reinigt und Ihm näher bringt, während er sie gleichzeitig mit einer ständigen Entwicklung der reinen Grundsätze des ewigen Lebens in dem Verhältnis segnet, wie sie Seinen Forderungen gegenüber Gehorsam leisten.“
 
Themen, die in Band 3 abgedeckt werden:
  • Menschen wurden erschaffen, um Götter zu werden (S. 93).
  • Es ist OK, einen Speer durch eine ehebrecherische Frau zu stoßen (S. 247).
  • Adam wurde aus dem Staub einer Erde geschaffen, aber nicht von dieser Erde (S. 319).
  • Nur wenn eine Frau „sich eine herrliche Auferstehung sichert“ ist sie würdig der vollen Liebe ihres Ehemannes (S. 361).
 
Als George Q. Cannon ein Journal-Herausgeber wurde, war er ein frisch berufener Apostel. Später diente er als Ratgeber zu den Präsidenten Brigham Young, John Taylor, Wilford Woodruff und Lorenzo Snow. Wenige würden seine Loyalität dem Mormonismus gegenüber oder sein Verständnis vom HLT-Glauben anzweifeln. In seinem Vorwort zu Band 8 schrieb er: „Das Journal of Discourses rangiert als eines der Standardwerke der Kirche und jeder Heilige rechter Gesinnung wird mit Sicherheit mit Freude jede Ausgabe willkommen heißen, sobald sie von der Druckerpresse als ein zusätzlicher Reflektor 'des Lichts, das vom Hügel Zions her scheint', hervorkommt.“
 
Themen, die in Band 8 abgedeckt werden:
  • Diejenigen, die leugnen, das Gott Joseph Smith sandte, sind „Antichristen“ (S. 176).
  • Der Garten Eden war in Amerika (S, 195).
  • Die Buch-Mormon-Länder befinden sich in den Vereinigten Staaten (S. 67).
  • Gott zeugte Jesus, so wie Menschen von ihren menschlichen Vätern gezeugt werden (S. 115).
 
In Band 11 sagte der Mormonenapostel Brigham Young Jun. in seinem Vorwort: „Das Journal of Discourses ist ein Vermittler für Lehre, Rat und Belehrung für alle Menschen, aber besonders für die Heiligen. Daraus folgt also, dass jeder nachfolgende Band zunehmend wertvoll ist, während die Kirche an Zahl und Bedeutung auf der Erde zunimmt, und ihre Lehren werden reichlicher entfaltet und durch sein besonderes Volk in praktische Ausübung umgesetzt. Kein Heiliger kann es sich leisten, ohne diese kostbaren Vorschriften auszukommen, bis sie in der Lage sind, sie in ihrem täglichen Leben und in ihrer Gesprächsführung zu veranschaulichen.
 
Themen, die in Band 11 abgedeckt werden:
  • Die einzigen Menschen, die Götter werden, müssen Polygamie praktizieren (S. 269).
  • Brighams Gott macht ewig Fortschritte (S. 286).
  • HLT-Propheten sind bevollmächtigt, über alles zu bestimmen (S. 298).
  • Der Fluch Gottes über jene, die gegen die Polygamie Vorschriften machen (S. 211).
 
In Band 12 machte Albert Carrington folgende Bemerkung: „Jede Ansprache in diesem 12. Band des 'Journal' empfiehlt sich selbst dem gedankenvollen, gründlichen Durchlesen, da es deutlich, praktisch und von großem Wert für alle ist, die wünschen, mit dem Fortschritt der Wahrheit Schritt zu halten.
 
Themen, die in Band 12 abgedeckt werden:
  • Noahs Arche wurde auf dem amerikanischen Kontinent gebaut (S. 338).
  • Joseph Smith erschienen in der ersten Vision Engel, nicht Gott der Vater oder Jesus (S. 334).
  • Brigham besteht darauf, dass er nie ein falsches Wort des Rates gegeben hat (S. 127).
  • Heiße Suppen als schädlich wie Tabak oder Alkohol angesehen (S. 223).
 
In keinem der Vorworte, die man in diesem 26-bändigen Satz findet, wird man dieselben Worte der Vorsicht finden, wie wir sie von einigen Mormonen heute hören.
 
 
Das verunglimpfte Journal
 
Trotz dieser Umarmungen entdecken wir, dass einige der größten Kritiker von heute die Mormonen selbst sind. Viele Heilige der Letzten Tage sind schnell dabei, seine Bedeutung herunterzuspielen, indem sie darauf bestehen, dass das Journal keine „Doktrin“ oder dass vieles von seinem Inhalt nichts weiter als die bloße Meinung der Sprecher ist.
Einige Mormonen haben sogar argumentiert, dass die Predigten unrichtig aufgezeichnet worden wären. Aber die Encyclopedia of Mormonism merkt an, dass insgesamt „zwölf Leute Predigten für das Journal of Discourses aufzeichneten“. Dies schließt David W. Evans ein, einen Mitherausgeber der Deseret News. Evans war der Nachfolger von Watt als Hauptberichterstatter für das JD von 1867 bis 1876. Ein weiterer ist George F. Gibbs, ein Mann, der 56 Jahre lang die Position des Sekretärs für die Erste Präsidentschaft der Kirche innehatte. Sogar einer der Töchter Brigham Youngs, Julia, wird zugeschrieben, eine Predigt ihres Vaters aufgezeichnet zu haben (2:769, 770).
Falschinformation in Bezug auf das Journal weilt nicht einfach nur unter den durchschnittlichen HLT-Laien. Stephen Robinson zum Beispiel, ein beliebter Professor an der Brigham-Young-Universität und Mitautor von How Wide the Divide, versuchte die Differenzen zwischen seinem Glauben und jenem des Mainstream-Christentums dadurch abzuschwächen, indem er behauptete, dass Lehren im Journal eigentlich übertrieben wären. Er schrieb:
 
Aber in einem verständlichen Gegenstoß gegen die bestimmenden Kirchen, die sie aus ihren Heimen und den Vereinigten Staaten trieben, entschieden sich viele Heilige des 19. Jahrhunderts, sich von den traditionellen Christen zu distanzieren und jede Differenz, die vorhanden war, zu übertreiben. Hierin sind die sich distanzierenden 'orthodoxen' Antimormonen nur zu glücklich gewesen, dabei zu helfen. Somit hat vieles von den Predigten und von anderem homiletischem Material aus dem späten 19. Jahrhundert, das im Journal of Discourses (das nicht Teil des HLT-Canon ist) aufgezeichnet wurde, einen entschieden anderen Geschmack als die HLT-Schriften selbst oder ähnliches homiletisches Material aus dem späten 20. Jahrhundert.“ (S. 68)
Auf derselben Seite sagte er: „Während meines Lebens und besonders während des letzten Jahrzehnts laufen die Anweisungen beständig entlang folgender Zeilen: Sorgt euch nicht um Journal of Discourses; kehrt zur Heiligen Schrift zurück; haltet an den Standardwerken fest.“
Dennoch erklärt Seite 55 des HLT-Kirchenhandbuchs Gospel Principles, dass die inspirierten Worte des lebenden Propheten von den Heiligen der Letzten Tage als Heilige Schrift akzeptiert werden sollen. Während ein Mormone wie Robinson argumentieren könnte, dass das Journal die Worte von toten Propheten enthält, kann man nicht übersehen, dass diese Männer, als ihre Worte gesprochen wurden, sehr lebendig waren und man ihnen sehr glaubte!
Welchen Beweis kann Robinson vorbringen, der beweist, dass Männer wie Brigham Young, John Taylor, Orson Pratt und andere absichtlich ihren Glauben übertrieben, einfach um sich von dem Rest der Christenheit zu distanzieren? In How Wide the Divide bietet er keinen an.
Leute wie Robinson mögen behaupten, dass Mitglieder das Journal ignorieren sollten, aber die Tatsache verbleibt, dass sie in Veröffentlichungen der HLT-Kirche oft zitiert werden.
 
 
Die Ansprachen Brigham Youngs
 
Wenn das Journal of Discourses wirklich nicht verlässlich ist, warum benutzte sie John Widtsoe als Hauptquelle für sein Buch von 1925 mit dem Titel Discourses of Brigham Young? In seinem Vorwort macht Widtsoe keine Bemühung, die Tatsache zu verbergen, dass das Journal in seinem Buch eine wichtige Rolle spielte. Im Vorwort schrieb er:
 
Dieses Buch wurde möglich gemacht, weil Brigham Young stenographische Aufzeichnungen seiner Ansprachen sicherte. Während er unter dem Volk reiste, begleiteten ihn Berichterstatter. Alles, was er sagte, wurde aufgezeichnet. Praktisch alle diese Ansprachen (vom 16. Dezember 1851 bis 19. August 1877) wurden im Journal of Discourses veröffentlicht, das weit verbreitet wurde. Die öffentlichen Äußerungen von einigen großartigen Figuren sind getreu und vollständig erhalten worden. Es ist klar, dass diese Masse an Material, das fast dreißig Jahre ununterbrochenes Sprechen abdeckt, nicht ohne jede Hoffnung präsentiert werden konnte, dass es dem allgemeinen Leser dient, es sei denn in Form von Auszügen aus den wichtigsten Kirchenlehren.“ (S. 6)
 
Ein Priestertumshandbuch mit dem Titel Teachings of Presidents of the Church: Brigham Young zitiert buchstäblich Hunderte von Zitaten aus Widtsoes Werk, so dass im Wesentlichen die HLT-Kirche das Journal immer noch umarmt, da die große Mehrheit von Widtsoes Zusammenstellung daraus entnommen wurde.
 
 
Schlussfolgerung
 
Es scheint, dass Mormonen, die vorsätzlich erklären, dass das Journal unzuverlässig ist, in eines der beiden Lager fallen. Entweder sind sie ehrlich unwissend darüber, wie und warum diese Predigten bewahrt wurden, und haben deshalb keine Autorität, über diese Sache zu sprechen, oder sie sind vorsätzlich betrügerisch.
Es scheint offensichtlich, dass einer der Gründe, warum sich ein Mormone vom Journal zu distanzieren wünscht, der ist, dass es Information enthält, mit dem er möglicherweise persönlich nicht übereinstimmt. Ich bin ebenfalls froh, dass scharfsichtige Personen erkennen, dass das Journal einige bizarre Ansichten enthält, an die man nicht glauben sollte. Mormonen aber, die an dieser Schlussfolgerung festhalten, können nicht der Tatsache entrinnen, dass sie ebenfalls intellektuell unehrlich sind, wenn sie solche Sprecher als Propheten und Apostel Gottes erheben, während sie sich vollkommen bewusst sind, dass sie Dinge lehrten, die heute von ihrer Kirche als eklatante Ketzerei betrachtet werden. So traurig wie es ist, das ist die Doppelmoral, die viele Heilige der Letzten Tage angenommen haben.
Wenn die HLT-Führer wirklich das Gefühl haben, dass das Journal unzuverlässig ist, müssen sie aufhören, es zu zitieren, und ihren Mitgliedern gegenüber zugeben, dass Mormonenpropheten sehr wohl fähig sind, die Kirche in die Irre zu führen. Die Tatsache, dass die Kirche immer noch eine offizielle Erklärung abzugeben hat, die das Journal brandmarkt, spricht ebenfalls Bände.
 
 
Quellen
 

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