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ERBSCHAFT UND PRIESTERTUM
 
EINE ANSPRACHE, GEGEBEN VON ELDER P. P. PRATT AUF DER GENERALKONFERENZ IM TABERNAKEL, GREAT SALT LAKE CITY, 10. APRIL 1853.


 
Auf Bitten meiner Brüder erhebe ich mich, um einen Teil der Zeit in Anspruch zu nehmen. Ich stelle fest, dass viele anwesend sind, die gleichermaßen vorbereitet sind, in den Dingen des Geistes Gottes zu amtieren. Die Zeit ist kostbar und ich wünsche, dass ich den Geist Gottes zusammen mit den Gebeten und dem Vertrauen des Volkes haben kann, um in Weisheit über das zu sprechen, was notwendig ist, und dann meinen Brüdern die Gelegenheit zu geben; denn ich liebe es, sie zu hören, und diesem Volk geht es genauso.
 
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Ich habe ein wenig über den Text nachgedacht, der uns vor einigen Tagen von unserem Präsidenten präsentiert wurde, und über die ausgezeichneten Bemerkungen von ihm selbst und anderen über das Thema der Erbschaft oder des angeborenen Rechtes des Erstgeborenen und der Auserwähltheit. Ich halte in der Tat dafür, dass es ein weites Feld eröffnet und dass keine Gefahr besteht, das Thema übermäßig zu strapazieren, was auch immer darüber gesagt werden mag.
Die Bündnisse, die mit den Vätern geschlossen wurden und die Rechte der Kinder diesbezüglich, sind für mich ein interessantes Thema.
Zunächst wären alle gleich, wenn alle Menschen gleich erschaffen wären, wenn jeder den gleichen Grad der Intelligenz und der Reinheit der Sinnesart hätte. Aber trotz der Erklärung der amerikanischen Weisen und der Väter unseres Landes ist es im Gegenteil eine Tatsache, dass nicht alle Wesen in ihren intellektuellen Fähigkeiten, in ihren Neigungen und in den Gaben und Berufungen Gottes gleich sind. Es ist eine Tatsache, dass einige Wesen intelligenter sind als andere, und einige sind mit Fähigkeiten oder Gaben ausgestattet, die andere nicht haben.
Bei der Gründung und Bevölkerung der Welt wurde es für notwendig befunden, einige überlegenere Geister unter die Bewohner zu bringen, die befähigt wären, unter anderen Intelligenzen zu lehren, zu regeln und zu präsidieren. Kurzum, eine Vielzahl von Gaben und Anpassungen an verschiedene Handwerkskünste, Wissenschaften und Berufen waren ebenso notwendig wie sich Anwendungen und der Nutzen daraus als notwendig erwiesen haben. Daher wird eine Intelligenz besonders auf die eine Abteilung der Nützlichkeit angewendet und eine andere auf eine andere. Wir lesen in der Bibel vieles in Bezug auf eine Auswahl oder Auserwähltheit vonseiten der Gottheit in Hinblick auf die Intelligenzen unter Seiner Regierung auf der Erde, wobei einige erwählt wurden, Stellungen auszufüllen, die von anderen sehr verschieden sind. Und diese Auserwähltheit beeinflusste nicht nur die auf diese Weise erwählten Personen, sondern auch ihre Nachfahren über viele Generationen oder sogar für immer.
Man könnte fragen, wo diese Auserwählung ihren ersten Ursprung hat und auf Grund welchen Grundsatzes ein gerechter und unparteilicher Gott die Auserwählung ausübt. Wir wollen einmal auf die früheste Kenntnis zurückgehen, die wir von der Existenz von Intelligenzen haben. Wir erfahren aus den Schriften Abrahams und anderer und aus moderner Offenbarung, dass die Intelligenzen, die jetzt diese Körper aus Erde bewohnen, lebendige, aktive Intelligenzen in der jenseitigen Welt waren, während die Materieteilchen, die jetzt unseren äußeren Körper bilden noch mit ihrem ursprünglichen Element vermischt waren, dass dann unsere mit Körper versehenen Geister lebten, sich bewegten, sich verständigten und eine Tätigkeit ausübten. Alle Intelligenzen, die es gibt, besitzen einen Grad der Unabhängigkeit in ihrer eigenen Sphäre. Die Biene kann zum Beispiel nach Belieben auf Honigsuche gehen oder im Stock verweilen. Sie kann die eine oder ander Blume besuchen, so unabhängig in ihrer eigenen Sphäre wie Gott in Seiner. Wir finden einen Grad der Unabhängigkeit in allem, was einen gewissen Grad der Intelligenz besitzt, das denkt, sich bewegt oder handelt, weil genau der Grundsatz der freiwilligen Handlung auf einen unabhängigen Willen hindeutet, solch eine Aktion auszuführen.
Unter den Intelligenzen, die am Anfang existierten waren einige intelligenter als andere oder - in anderen Worten - edler; und Gott sprach zu Abraham: "Diese werde ich zu meinen Regierern machen!" Gott sagte zu Abraham: "Du bist einer von ihnen; du warst erwählt, bevor du geboren wurdest."
EDEL! Verwendete er das Wort edel? Ja, das Wort edel, oder das, was dies bezeichnet, wurde im Gespräch zwischen Gott und Abraham benutzt und bezog sich auf höhere Intelligenzen auf der Erde und die in den Himmeln vorher existierten.
Ich bin mir bewusst, dass der Begriff in Europa und anderswo stark missbraucht wird und auf jene angewendet wird, die einen Titel tragen und die bestimmte Titel und Stände erben, ob sie nun weise Männer oder Narren sind, tugend- oder lasterhaft. Ein Mensch kann
 
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sogar ein Idiot sein, ein Trunkenbold, ein Ehebrecher oder ein Mörder und dennoch von der Welt ein Edelmann genannt werden. Und all dies, weil sein Vorfahr wegen irgendeiner würdigen Tat oder weil er vielleicht in Mord und Raub im falschen Licht "militärischer Herrlichkeit" besonders befähigt war, einen Titel erhielt und in Besitz eines großen Gutes kam, von dem er die rechtmäßigen Besitzer zu vertreiben half.
Nun meinte der Herr mit Seinem Grundsatz der Auserwählung oder des Edelseins nicht solch eine ungleiche, ungerechte und nutzlose Ordnung der Dinge. Als er von Adel sprach, meinte er einfach eine getroffene Auswahl und ein Amt oder einen Titel, der auf Grund des Grundsatzes der Überlegenheit des Intellekts übertragen wurde, oder des Edelmuts im Handeln oder der Fähigkeit des Handelns. Und wenn diese Auserwähltheit mit ihren Titeln, Würden und Grundeigentümern die ungeborene Nachkommenschaft eines Menschen einschließt, wie im Fall von Abraham, Isaak und Jakob, so im Hinblick auf die edlen Geister der ewigen Welt, die durch ihre Abstammungslinie kommt und in den Geboten Gottes belehrt wird. Daher wurden die Propheten, Könige, Priester, Patriarchen, Apostel und sogar Jesus Christus in die Auserwähltheit Abrahams und seines Samens einbezogen, wie es ihm in einem ewigen Bündnis kundgetan wurde.
Obwohl einige ewige Intelligenzen anderen überlegen sein mögen und obwohl einige edler und folglich auserwählt sind, bestimmte nützliche und notwendige Ämter zum Wohle anderer zu bekleiden, können die größeren und die geringeren unschuldig und beide gerechtfertigt und jeder in seiner Fähigkeit nützlich sein. Wenn jeder seine eigene Berufung groß macht und gemäß seiner Fähigkeit handelt, ist alles in Ordnung.
Man könnte fragen, warum Gott den einen anders machte als den anderen, oder geringer an Intellekt oder Befähigung. Worauf ich antworte, dass Er überhaupt nicht ihre Intelligenz erschuf. Sie wurde nie erschaffen und ist eine angeborene Eigenschaft des ewigen Elements, der Geist genannt wird, und aus diesem Element besteht jeder einzelne Geist und dieses Element existiert in einer Unendlichkeit von Abstufungen auf der Skala des Intellekts, die sich im ewigen Gott in allen Variationen kundtun und von dort bis zum Geringsten der Agierenden, die auf Grund ihres eigenen Willens handeln.
Es ist ein festgelegtes Gesetz der Natur, dass die höhere Intelligenz über das präsidiert, was geringer ist, oder sie hat mehr oder weniger Einfluss oder Kontrolle darüber.
Der Herr, der die ewigen Intelligenzen sah, die vor Ihm standen, fand, dass einige edler oder intellektueller als andere waren, die gleichermaßen unschuldig waren. Da dies so war, übte Er die Auswahl auf Grund weiser Grundsätze aus und wählte wie ein guter und freundlicher Vater unter seinen Kindern diejenigen als Regierer aus, die am meisten befähigt waren, den Übrigen Gutes zu tun. Unter diesen befand sich unser edle Vorfahr Abraham.
Ich nehme das Thema nicht in der Mitte auf, wie der natürliche Mensch, der wenig über die Vergangenheit oder die Zukunft weiß und der nach den Dingen urteilt, die gegenwärtig vor seinen Augen sind. So jemand könnte annehmen, dass es so geschah, dass Abraham vorbeikam und ohne jeden besonderen Bezug auf die Vergangenheit oder auf ewige Grundsätze herausgepickt wurde und zu dem Amt erwählt wurde, so dass es statt ihm genauso gut jemand anderer hätte gewesen sein können. Aber stattdessen wurde er erwählt, bevor die Welt war, und kam genau für diesen Zweck in die Welt, den er erfüllte. Aber trotz dieser Vorhererwählung, während er durch den Schleier ging und in einen Körper aus Fleisch eintrat, wurde er ein kleines Kind, vergaß alles, was er einst in den Himmeln gewusst hatte, und begann von Neuem, in dieser Welt Intelligenz zu empfangen, so wie es mit allen der Fall ist. So wurde es für ihn notwendig, durch Stufen hindurch eine Erfahrung zu empfangen, versucht und geprüft zu werden. Und als er gemäß dem Fleisch ausreichend geprüft worden war, gab der Herr ihm seine Auserwähltheit
 
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kund, die ihm zuvor in der ewigen Welt erteilt worden war. Dann erneuerte Er diese Auserwähltheit und den Bund und segnete ihn und seinen Samen nach ihm. Und Er sagte: Mit der Vermehrung werde ich dich vermehren und indem ich segne, werde ich dich segnen.
Die Sodomiter, Kanaaniter usw. empfingen das Umgekehrte dieser Segnung. Anstatt ihnen eine Vielzahl von Frauen und Kindern zu geben, schnitt er sie ab, Wurzel und Zweig, und löschte ihren Namen unter dem Himmel aus, damit es mit einer solchen degenerierten Rasse ein Ende hätte. Nun war diese Härte eine Gnade. Wären wir wie die Menschen vor der Flut, voller Gewalt und Unterdrückung, oder wären wir wie die Sodomiter oder Kanaaniter voll von aller Art ungesetzlicher Gräuel, indem wir mit dem anderen Geschlecht ständig wechselnd Verkehr hätten und uns auf die Ebene der viehischen Kreaturen herabließen und unsere Kinder für solche Dinge durch alle in unserer Macht stehende Mittel empfänglich machten, völlig merkwürdigen und unnatürlichen Gelüsten, Verlangen und Leidenschaften auszuliefern, wäre es dann nicht eine Gnade, uns abzuschneiden, Wurzel und Zweig, und somit unserer Vermehrung auf der Erde ein Ende zu bereiten? Ihr würdet mir alle zustimmen. Die Geister im Himmel würden Gott dafür danken, verhindert zu haben, dass sie unter solchen Umständen in die Welt geboren wären. Würden sich die Geister im Himmel nicht an dem Bund und den Segnungen Abrahams, Isaaks und Jakobs in Bezug auf die Vermehrung ihres Samens und über jede zusätzliche Ehefrau erfreuen, die Gott ihnen zum Zweck der Vermehrung gab? Ja, das würden sie; denn sie könnten sagen: "Nun gibt es für uns eine Gelegenheit, in der Abstammungslinie einer edlen Rasse Körper aufzunehmen, um in der wahren Wissenschaft des Lebens und in den Geboten Gottes erzogen zu werden." O, welch ein unaussprechlicher Gegensatz, ein Kind Sodoms oder ein Kind Abrahams zu sein!
Nun brachte Abraham durch seine frühere Überlegenheit der Intelligenz und des Edelmuts, durch seine frühere Auserwähltheit, bevor die Welt war, und indem er sich in dieser Welt so benahm, dass er eine Erneuerung desselben gemäß dem Fleisch erlangte, auf seine Nachkommenschaft, wie auch auf sich selbst, das, was sie mehr oder weniger bis in entferntesten Generationen der Zeit und in Ewigkeit beeinflussen wird.
Paulus, der große Apostel der Nichtjuden, bezeugte, als er über dieses Thema sprach, dass sich die Kinder Israels in jeder Weise sehr von den Nichtjuden unterscheiden; denn ihnen, sagt er, gehören die Auserwähltheit, die Bündnisse, die Verheißungen, der Gottesdienst, die Adoption, die Herrlichkeit, die Gesetzgebung und das Kommen Christi im Fleisch. Er fährt dann fort, indem er die besonderen Zweige zurückverfolgt, in denen das Erbe fortgesetzt wird. Abraham hatte einen Sohn Ismael und mehrere Kinder durch seine anderen Frauen und Nebenfrauen, die der Herr ihm gab. Sie könnten alle gesegnet sein, aber der besondere Segen der Erbschaft und des Priestertums verblieb auf Isaak und setzte sich in ihm fort.
Und weiter, als Rebecka, die Frau Isaaks, Zwillinge empfing, verlief die Auserwähltheit für diesen besonderen Segen in der Linie Jakobs fort und nicht Esaus. Es ist wahr, Esau war der Erstgeborene und war der Erbe dieses Erbteils, das immer auf das Geburtsrecht bedingt war, aber die Auserwähltheit, die Schlüssel des ewigen Priestertums zu halten und fortzuführen, lag bsonders auf Jakob und selbst das, was Esau geerbt hatte, war durch seine Übertretung verwirkt und deshalb auf Jakob übertragen.
Der Herr segnete Ismael in vielen Dingen, weil er Abrahams Same war. Der Herr segnete Esau in vielen Dingen, weil er ein Sohn Abrahams und Isaaks war, aber die besonderen Dinge des Priestertums, durch das alle Nationen gesegnet werden sollten, gehörten ausschließlich zu jenem besonderen Zweig der Hebräer, der von Jakob entsprang.
Nun, bevor diese beiden Kinder geboren waren oder in diesem Leben je Gutes oder Böses getan hatten, hatte Gott, der sie
 
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im früheren Leben kannte und der die Stufen der Intelligenz oder des Edelmuts, die jeder besaß, kannte, Rebecka, ihrer Mutter, offenbart, dass zwei Völker oder zwei Arten von Menschen aus diesen Zwillingen entspringen würden, und dass eine Volk stärker als das andere sein würde und dass der ältere dem jüngeren dienen sollte. Als diese zwei Kinder geboren und gestorben waren und als ihre Nachkommenschaft zu zwei Völkern geworden war, sprach der Herr durch den Propheten Maleachi, dass Er Jakob liebte, weil er etwas Gutes getan hatte, und dass er Esau hasste und seine Berge verwüstete, wegen bestimmter Übel, die in derselben Verkündung näher erklärt werden.
Der Apostel Paulus zitiert, über Jakob und Esau sprechend, die Offenbarung an Rebecka, bevor sie geboren wurden, und die Offenbarung an Maleachi, nachdem sie zwei Völker geworden waren. Und die beiden Zitierungen, die beide in direkter Verbindung in Paulus' Schriften folgen, sind von vielen falsch verstanden worden, als hätte Gott beide Aussagen offenbart, bevor die beiden Kinder geboren waren, und somit wurde die Heilige Schrift verdreht, um sie sagen zu lassen, dass Er ein Kind hasste, bevor es geboren wurde oder irgendetwas Gutes oder Böses getan hatte. Man könnte sich kaum eine falschere und irrtümlichere Lehre denken, oder eine schlimmere Anschuldigung gegen einen Götzen, als Kinder zu hassen, bevor sie geboren sind.
Hier würde ich fragen, ob es für einen guten oder unparteiischen Vater, der alle seine Kinder liebt, in irgendeiner Weise unvereinbar oder herabwürdigend ist, eines von ihnen auszuwählen oder zu bestimmen, einen bestimmten Zweck oder eine bestimmte Berufung zu erfüllen, und ein weiteres, eine andere nützliche Berufung zu erfüllen? Ist es merkwürdig, dass eine Person stärker ist als eine andere, dass eine Person der anderen dient oder dass eine Person mehr Nachkommenschaft hat als die andere? Ist es merkwürdig oder unrechtschaffen, dass eine Person ein Farmer ist, ein Weinbauer, ein Maurer und ein weiterer ein Lehrer, ein Gouverneur oder ein Diener der Gerechtigkeit und Gleichheit? Was ist natürlicher, nützlicher oder gerechter als, dass ein Vater, der die verschiedenen Fähigkeiten und Neigungen seiner Kinder entdeckt, sie zu ihren verschiedenen Berufungen und Berufen bestimmt?
Gott sagte nicht, dass Jakob im Königreich Gottes erlöst werden und Esau in der ewigen Hölle verdammt sein sollte, ohne ihre Taten in Betracht zu ziehen, sondern Er sagte einfach, dass zwei verschiedene Völker, die sich stark unterscheiden, aus ihnen hervorgehen würden und eines stärker als das andere sein und der Ältere dem Jüngeren dienen würde. Wenn ein Volk stärker ist als das andere, kann es dabei helfen, den anderen zu verteidigen. Wenn das eine Volk dem anderen dient, wird es einen Anspruch auf gerechte Belohnung für die entrichteten Dienste haben. Wenn eines eine Segnung oder das Priestertum erbt, durch das alle Nationen gesegnet werden sollen, wird sicher das Volk, das sich aus den Kindern seines Bruders zusammensetzt, durch seinen Dienst einen frühen Anspruch auf die Erlösung haben. Ich sollte es als ein großes Vorrecht erachten, wenn mein Bruder, während ich ihm diene und wir beide von den Früchten meiner Arbeit genießen, zu einem Priestertum auserwählt werden würde, durch dessen Dienst ich und meine Nachkommenschaft wie auch seine belehrt, erhöht und ewig erlöst werden könnten. Durch unsere gegenseitigen Arbeiten könnten wir also gegenseitig in Zeit und Ewigkeit von Nutzen sein. Ich diene ihm und ich bin glücklich. Es ist eine Art von gegenseitigem Dienst, eine Art von Arbeit, bei der jeder dem Geschäft nachgeht, das für ihn am natürlichsten ist und aus dem sich gegenseitiger Nutzen ergibt. Warum sollte ich also bei meinem Bruder Fehler suchen oder ihm gegenüber Neid oder Hass hegen? Einen Weinstock zu beschneiden, ein Feld zu pflügen, zu ernten oder zu bauen ist einfach ebenso notwendig, wie zu lehren oder in den Verordnungen der Erlösung zu dienen. Das eine wirkt in der einen
 
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Eigenschaft, das andere in einer anderen, aber sie sind gegenseitig gesegnet und nützlich durch ihre getrennten Berufungen und Begabungen.
Zum Thema Hass fühle ich mich wie der Herr, als er Esau hasste und seine Berge verwüstete. Als die Kinder Jakobs Probleme mit ihren Brüdern hatten, schlossen sich Esaus Nachkommen mit dem Feind zusammen und standen nicht ihren Brüdern zur Seite. Als Jakob unbeliebt war und die Völker ihn wegen der Besonderheiten seiner Religion hassten, verließ Esau seinen Bruder, verleugnete seine Verwandtschaft und vereinigte sich mit den Verfolgern seines Bruders. Ich hasse ebenfalls einen Verräter, der sich an einem Tag des Unglücks gegen mich wendet, während ich auf ihn als einen Bruder Anspruch habe.
Aber um wieder auf das Thema der Auserwähltheit und der Erbschaft zurückzukommen - in der Abstammungslinie Abrahams, Isaaks und Jakobs wurde entsprechend dem Fleisch das Recht der Erbschaft auf die Schlüssel des Priestertums zum Segen und zur Erlösung aller Nationen gehalten. Dieser Linie entsprangen die Propheten, Johannes der Täufer, Jesus und die Apostel und dieser Linie entsprangen der große Prophet und Wiederhersteller in moderner Zeit und die Apostel, die unter seiner Hand die Schlüssel halten. Es ist wahr, dass Melchisedek und die Väter vor ihm dasselbe Priestertum hielten und dass Abraham unter seiner Hand ordiniert und gesegnet wurde, aber dies war ein älterer Zweig des erwählten Samens. Ich spreche ausführlicher über diejenigen, die gelebt haben, seit die älteren Zweige vergangen waren und seit der Übertragung der Schlüssel auf Abraham und seinen Samen. Kein Ismaelite, kein Edomiter, kein Nichtjude ist seitdem bevorrechtigt worden, die präsidierenden Schlüssel des Priestertums oder des Dienstes der Erlösung zu halten. In dieser besonderen Abstammungslinie und in keiner anderen würden alle Nationen gesegnet werden. Von den Tagen Abrahams an bis jetzt geschah es durch den Dienst dieser Abstammungslinie und die Schlüssel des Priestertum, die von den rechtmäßigen Erben gemäß dem Fleisch gehalten werden, wenn irgendein Land, ein Zeitalter oder eine Nation mit den Segnungen gesegnet worden ist, insbesondere in Bezug auf den ewigen Bund des Evangeliums, seine siegelnden Mächte, das Priestertum und die Verordnungen. Waren die zwölf Apostel, die Christus ordinierte, Nichtjuden? Waren irgendwelche von ihnen der Abstammung nach Ismaeliten, Edomiter, Kanaaniter, Griechen, Ägypter oder Römer? Wahrlich, nein. Einer der Zwölf wurde ein "Kanaaniter" genannt, aber könnte sich nicht auf seine Abstammung bezogen haben, sondern eher auf den Ort seiner Geburt, denn Christus war nicht beauftragt, in Person den Nichtjuden zu dienen, noch weniger irgendeinen von ihnen zum Priestertum zu ordinieren, das zu den Kindern Abrahams gehörte. Ich würde meine Seele auf die Tatsache verwetten, dass Simon der Apostel dem Blute nach kein Kanaaniter wäre. Er war vielleicht nach demselben Grundsatz ein Kananiter, wie Jesus ein Nazarener war, was ein Ausdruck für den Ort seiner Geburt oder des Aufenthalts war. Aber niemand kann die Schlüssel des Priestertums oder der Apostelschaft halten, um die Nationen zu segnen oder ihnen Erlösung zu bringen, es sei denn, er ist ein buchstäblicher Nachkomme Abrahams, Isaaks und Jakobs. Jesus Christus und seine alten Apostel beider Hemisphären waren von dieser Abstammung. Als sie gestorben und die Heiligen, ihre Jünger, von der Erde vernichtet waren, schien das Licht der Wahrheit nicht mehr in seiner Fülle.
Die Welt hat von jenem Tage an bis heute Priester ohne einen besonderen Bezug zu dieser Abstammungslinie produziert. Aber was haben sie zustande gebracht? Sie haben getan, was Menschen tun könnten, aber der Mensch konnte nicht das übertragen, was er nicht besaß. Folglich konnte er die ewigen Schlüssel der Macht nicht übertragen, die das Priestertum ausmachen würden. Sie haben irgendetwas fabriziert und es Priestertum genannt und die Welt ist damit bis auf die heutige Zeit verflucht worden.
Aber Gott, der Allmächtige, erweckte in Erfüllung des
 
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Bundes, den er mit Abraham, Isaak und Jakob und mit den Propheten, Aposteln und Heiligen vor alters gemacht hatte, einen Joseph und übertrug auf ihn die antiken Berichte, Orakel und Schlüssel des ewigen Priestertums. Wenn er der Betrüger wäre, für den ihn die Welt hält. warum erklärte er in seinem Buch nicht, dass er ein Nachkomme der Römer wäre oder dass er durch die Lenden des Sokrates kam oder von einem der griechischen Philosophen oder römischen Generälen entsprang? Warum kein Nachkomme eines adligen Hauses der nichtjüdischen Könige oder Adligen? Da wir unwissend über die Besonderheiten der Auserwähltheit und des Erbes des königlichen Priestertums waren, warum sagte das Buch Mormon nicht voraus, dass ein adliger Nichtjude das Werkzeug sein würde, um es in moderner Zeit zu empfangen und zu übersetzen, dass die Juden durch die Nichtjuden Gnade erlangen könnten? Es ist wahr, dass das Buch unter den Nichtjuden hervorgebracht und veröffentlicht wurde. Es ist auch wahr, dass es von den Nichtjuden zu Israel kommt, national gesprochen, aber da es den Namen und die Abstammungslinie seines modernen Übersetzers vorhersagt: "Siehe, er ist ein Nachkomme Josephs von Ägypten", warum sollte ein Betrüger hierin wie auch in allen anderen Punkten folgerichtig sein? Der Grund ist offensichtlich: Weil der Bericht wahr und sein Übersetzer kein Betrüger ist.
Da ich die Bündnisse und Verheißungen kenne, die den Vätern gegeben wurden, so wie ich sie kenne, und die Rechte auf die Erbschaft des Priestertums, wie sie sich in der Auserwähltheit durch Gott kundtun, würde ich nie einen Mann als Apostel oder Priester annehmen, der die Schlüssel der Wiederherstellung hält, die Völker zu segnen, während er behauptet zu einer anderen Abstammungslinie als Israel zu gehören.
Das Wort des Herrn durch unseren Propheten und Gründer an die erwählten Werkzeuge des modernen Priestertums, war folgendes: "Ihr seid rechtmäßige Erben gemäß dem Fleisch und euer Leben ist mit Christus in Gott verborgen worden." Das heißt, dass sie während der Regierung des mystischen Babels zurückbehalten worden sind, um in geeigneter Zeit als Nachfolger der Apostel und Propheten vor alters geboren zu werden und gemäß der königlichen Abstammungslinie ihre Kinder zu sein. Sie sind schließlich als Erben der Schlüssel der Macht, der Erkenntnis, der Herrlichkeit und des Segens hervorgekommen, um allen Nationen der Nichtjuden zu dienen und danach die Stämme Israels wieder herzustellen. Sie sind vom königlichen Blut Abrahams, Isaaks und Jakobs und haben ein Recht, die Ordinierung und die Endowments des Priestertums zu beanspruchen, insofern sie Buße tun und dem Herrn, dem Gott ihrer Väter gehorchen.
Diejenigen, die nicht von dieser Abstammungslinie sind, seien sie Nichtjuden, Edomiter oder Ismaeliten oder von welchem Volk auch immer, haben ein Recht auf die Vergebung der Sünden und die Gabe des Heiligen Geistes durch ihren Dienst unter der Bedingung des Glaubens, der Buße und der Taufe im Namen Jesu Christi. Durch dieses Evangelium werden sie in dieselbe Familie adoptiert und zum Samen Abrahams gezählt werden. Dann können sie einen Teil dieses Dienstes unter jenen (buchstäblichen Nachkommen) empfangen, die die präsidierenden Schlüssel desselben halten.
Durch Gehorsam zum Evangelium oder durch Adoption durch das Evangelium werden wir alle zu gemeinsamen Erben mit Abraham und mit seinen Nachkommen gemacht und wir werden alle durch fortdauerndes Wohltun in Abraham und seinen Nachkommen gesegnet werden, ganz gleich ob wir von Melchisedek, von Edom, von Ismael abstammen oder ob wir Juden oder Nichtjuden sind. Auf dem Grundsatz der Evangeliumsadoption ist der Segen weit genug, um alle guten, bußfertigen, gehorsamen Menschen unter seine Flügel zu sammeln und die Grundsätze der Erlösung auf alle Völker auszuweiten. Deshalb würden wir herzlich alle Nationen einladen, sich dieser begünstigten Linie anzuschließen und mit aller Demut und Bußfertigkeit zu ihrem königlichen Priestertum zu kommen, wenn sie belehrt und gesegnet werden wollen, denn in diesem besonderen Sinne können sie auf keine andere Weise
 

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oder durch keine andere Institution oder Regierung gesegnet werden, während die Verheißungen und Bündnisse Gottes dem auserwählten Samen gegenüber eingehalten werden.
Wendet euch von all euren Sünden ab, ihr Nichtjuden, wendet euch von all euren Sünden ab, ihr Leute vom Haus Israel, ihr Edomiter, Juden und Ismaeliten, all ihr Nationen der Erde, und kommt zum rechtmäßigen Priestertum und seid gesegnet. Die Verheißung ergeht an jeden und an alle von euch; verwerft sie nicht. Die Schlüssel des Königreichs, der Regierung, des Priestertums, der Apostelschaft; die Schlüssel der Erlösung, um aufzubauen, zu regieren, zu organisieren und in zeitlicher und geistiger Erlösung zu walten bis an die Enden der Erde, sind nun wieder hergestellt und werden von den erwählten Werkzeugen dieser Abstammungslinie gehalten.
Ich habe in einer nationalen Eigenschaft gesprochen und nach allgemeinen Grundsätzen. In Bezug auf persönliche Erbschaft und die Rechte von Vätern, Müttern, Ehemännern, Ehefrauen, Söhnen, Töchtern usw. habe ich keine Macht, auch wenn ich die Zeit hätte, das Thema deutlicher zu machen als unser Präsident es gestern tat. Es ist unsere Aufgabe, von Tag zu Tag mehr und mehr zu lernen und forzufahren, jene Grundsätze und Gesetze zu lernen und zu praktizieren, die jeder Person und jeder Familie ihre Rechte gemäß der antiken Ordnung der Regierung Gottes sichern werden, die jetzt auf dem Weg ist, wieder hergestellt zu werden.
Die lebenden Orakel oder das Priestertum in unserer Mitte können diese Grundsätze von Zeit zu Zeit so entfalten, wie wir sie benötigen, denn sie amtieren in heiligen Dingen und bald werden sie mit uns den heiligen Tempel betreten, wo wir in größerer Fülle lernen können. Und wenn es uns immer noch mangelt, werden sie sich mit uns der großartigen tausend Jahre erfreuen, in denen wir lehren, uns qualifizieren und uns für die Ewigkeit vorbereiten können.
Wir müssen unbedingt ausgiebiger über die Beziehung lernen, die wir unseren Vätern, der Gemeinschaft, den Nationen der Erde, dem Haus Israel, dem Himmel, der Erde, der Zeit und der Ewigkeit gegenüber unterhalten. Wir müssen unbedingt ausgiebiger lernen, unsere Pflichten in diesen Beziehungen zu erfüllen. Wir müssen schrittweise lernen. Wahrheit wird nicht sofort auf einmal erzählt, auch nicht in wenigen Tagen erlernt. Ein wenig wurde gestern durch unseren Präsidenten entfaltet, wofür wir sehr froh sind. Wir werden es als Schatz bewahren, und wenn die Umstände es verlangen, werden wir ein wenig mehr empfangen, bis Schritt für Schritt das Gesetz Gottes von denen gelernt ist, die die Schlüssel halten, ja, jeden Punkt, der zu unseren eigen Rechten und den Rechten unserer Kinder gehört, damit wir nicht die anderer verletzen. Auf diese Weise können all die guten Leute auf der Erde, in der Geisterwelt oder in der Welt der Auferstehung in Liebe, Frieden, gutem Willen, Reinheit und Zuversicht und im Halten der Gesetze Jesu Christi und des heiligen Priestertums eins werden. Wenn jeder die Kenntnis und die Neigung hat, das Richtige zu tun und es dann fortwährend tut, ja, so wie er wünscht, dass andere ihm tun, wird es nicht nur jedem sein Recht geben, sondern das äußerste Vertrauen, äußerste Liebe und guten Willen erzeugen, wodurch eine vollkommene Einheit untereinander und mit allen guten Geistern und Engeln und letztendlich mit Jesus Christus und seinem Vater in Welten ohne Ende gebildet werden kann. Amen.

 
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