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DAS BAUEN VON TEMPELN
EINE ANSPRACHE, GEGEBEN VON PRÄSIDENT BRIGHAM YOUNG AUF DEM TEMPELBLOCK, GREAT SALT LAKE CITY, 14. FEB. 1853.
Wenn die Versammlung mir ihre Aufmerksamkeit schenken möchte, werde ich sie in Anspruch nehmen, aber nur für kurze Zeit. Unsere Geschichte ist zu gut bekannt, so dass ich es nicht für notwendig erachte, heute Morgen in die Einzelheiten dieses Themas zu gehen. So viel sei aber dieser Versammlung gesagt, dass wir versuchen werden, dem Namen unseres Gottes einen Tempel zu bauen. Dies ist mehrere Male versucht worden, aber wir haben noch nie das Vorrecht gehabt, einen zu vervollständigen und daran Freude zu haben. Vielleicht dürfen wir es hier, aber wenn wir ihn in der Vorsehung Gottes nicht haben sollten, so spielt es auch keine Rolle. Es ist unsere Sache, jene Dinge zu tun, die der Herr von unseren Händen fordert, und was daraus wird, liegt bei Ihm. Wir sollen mit freudevollem Wohlwollen arbeiten, und wenn wir einen Tempel bauen, der eine Million Dollar wert ist und der alle unsere Mittel und all unsere Zeit abverlangt, so sollten wir ihn mit freudevollem Herzen zurücklassen, wenn der Herr es uns in Seiner Vorsehung so sagt. Wenn der Herr unseren Feinden gestattet, uns von ihm fortzutreiben, warum sollten wir ihn dann nicht mit einer ebenso großen Heiterkeit des Herzens aufgeben, wie wir uns an einer Segnung erfreuen. Es ist nicht unsere Sache, was der Herr tut oder wie Er über die Arbeit Seiner Diener verfügt. Aber wenn Er gebietet, so ist es die Sache Seines Volkes zu gehorchen. Wir sollten beim Bau dieses Tempels ebenso freudig sein, auch wenn wir vorher wüssten, dass wir ihn nie betreten würden, nachdem er vollendet ist, wie wenn wir wüssten, dass wir hier eintausend Jahre leben und an ihm Freude haben würden.
Sollte in den Herzen des Volkes die Frage bestehen: "Fordert der Herr von unseren Händen den Bau eines Tempels?", so kann ich sagen, dass Er ihn mehr als je zuvor fordert, mehr als je zuvor woanders. Solltet ihr fragen: "Bruder Brigham, hast du darüber irgendeine Kenntnis? Hast du jemals eine Offenbarung vom Himmel darüber gehabt?", so kann ich wahrhaft antworten: Es ist allezeit vor meinen Augen, nicht nur heute, sondern schon fast vor fünf Jahren, als wir auf diesem Grund und Boden standen und nach Plätzen Ausschau hielten und unsere Spähtruppen nach rechts und links, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen durch das Land schickten. Bevor wir irgendwelche Rückmeldungen von ihnen hatten, wusste ich, genauso klar wie jetzt, dass dies der Boden war, auf dem ein Tempel zu errichten ist. Es war vor meinen Augen.
Der Herr wünschte, dass wir uns an diesem Ort sammeln, Er wünschte von uns, dass wir die Erde kultivieren, und diese Täler wie den Garten Eden machen, und alle in unserer Macht stehenden Fortschritte machen und einen Tempel bauen, sobald die Umstände es gestatten würden. Und weiter noch - wenn das Volk und der Herr es verlangen würden, würde ich eine geschriebene Offenbarung abgeben, aber die Leute sollen die Dinge tun, von denen sie wissen, dass es richtig ist. Gestattet mir die Frage: Wisst ihr nicht, dass es eure Pflicht ist, euer tägliches Brot anzusammeln, mit eurer Bosheit aufzuhören? Sind dies nicht die Pflichten, die von eurer Hand gefordert werden? Wisst ihr dies nicht selbst? Es gibt in dieser Versammlung nicht eine Person, die dies nicht versteht, die nicht genauso gut davon überzeugt ist wie ich.
In Bezug auf Offenbarungen bezüglich des Bauens von Tempeln, werde ich euch
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die Worte unseres geliebten Propheten geben, während er noch auf der Erde lebte. Viele von uns, die heute hier sind, waren vom Beginn der Kirche bei ihm. Er sprach oft über den Bau von Tempeln in Kirtland, Missouri und Illinois. Als die Leute sich weigerten, in Kirtland einen Tempel zu bauen, es sei denn durch eine besondere Offenbarung, betrübte es sein Herz, dass sie in ihren Gefühlen so knauserig sein sollten, um vom Herrn zu verlangen, ihnen zu gebieten, Seinem Namen ein Haus zu bauen. Es betrübte nicht nur ihn, sondern auch den Heiligen Geist. Er sagte oft, dass der Herr nur wegen der Habgier des Volkes Offenbarungen in Bezug auf den Bau von Tempeln geben würde; den wir wussten schon alles darüber, über die Offenbarungen, die uns die Ordnung des Priestertums gab, das uns wissen ließ, was uns in dieser Hinsicht mangelte. Wenn ihr euch daran machen würdet, ein Wohnhaus zu bauen, würdet ihr wissen, dass ihr eine Küche wollt, eine Speisekammer, Wohnzimmer, Schlafräume, Hallen, Durchgänge und Zuwege. Er sagte, ihr könntet genauso gut den Herrn bitten, euch über die Abmessungen und die Bauweise der verschiedenen Zimmer Offenbarung zu geben, wie über die Errichtung von Tempeln; denn wir wissen schon vorher, was notwendig ist.
In Bezug auf dieses Haus möchte ich sagen, dass wir, sobald wir Erfolg haben, euch sein Aussehen zeigen werden, zumindest auf Papier, und wenn dann jemand Verbesserungsvorschläge machen kann oder wenn er Glauben genug hat, einen der alten Nephiten oder einen Engel vom Himmel herzuholen und er Verbesserungen vorbringen kann, dann steht es ihm frei, es zu tun. Aber wartet, bis ich ihn nach meiner besten Fähigkeit und dem Wissen entsprechend, das ich besitze, diktiert und konstruiert habe, mit der Weisheit, die Gott mir geben wird und mit der Hilfe meiner Brüder. Wenn dies alles ausgeschöpft ist, wenn noch Verbeserungen gemacht werden können, dann steht es allen guten Menschen auf der Erde frei, ihre Verbesserungsvorschläge zu machen. Aber ich vertraue darauf, dass diese Leute nicht jeden Tag ihres Lebens Befehle verlangt, zu beten, anderen zu tun, wie sie wünschten, dass man ihnen täte. Ich vertraue darauf, dass sie dafür kein besonderes Gebot wünschen, und auf Grund desselben Prinzips werden sie kein Gebot zum Thema Tempelbau wünschen, nicht mehr als ihnen schon gegeben ist.
Einige Worte an dieses Volk über die Grundsätze, die ihnen gestern im Tabernakel vorgetragen wurden. Eine Sache wird von den Händen dieses Volkes gefordert, - und es versteht sich, dass es nicht notwendig ist, jedes Jahr dafür ein Gebot zu empfangen - nämlich, das Zahlen ihres Zehnten. Ich nehme nicht einen Augenblick an, dass es in dieser Kirche jemanden gibt, der mit der Pflicht des Zehntenzahlens nicht vertraut ist, auch ist es nicht notwendig, jedes Jahr zu diesem Thema eine Offenbarung zu haben. Es gibt das Gesetz: Zahlt ein Zehntel. Ich möchte euch sagen und ich möchte, dass ihr es euren Nächsten weitersagt: Sollte es einen Mann oder eine Frau geben, die nicht ihren Zehnten zahlen wollen, so wollen wir nicht, dass sie es sollten. Es ist zum besonderen Wohl für euch und für jede Person auf dem Angesicht der Erde. Für mich als Einzelperson und für meine Brüder spielt es keine Rolle, ob ihr einen Tempel baut oder nicht. Ich und meine Brüder haben unsere Endowments, Schlüssel und Segnungen empfangen - all die Handzeichen und Zeichen und jede vorbereitende Verordnung, die einem Menschen für seinen Eintritt durch das celestiale Tor gegeben werden kann.
Die Gefühle des Propheten wurden oft verletzt, weil er unter der Notwendigkeit stand, Gebote in Bezug auf Pflichten zu geben, die den Leuten schon vor Augen waren, bis der Tempel fertig gestellt war; aber hätte er es nicht getan, wäre der Tempel nicht gebaut worden. Hätte er gewartet, bis die Herzen der Leute geöffnet und sie dahin geführt wären, ihre Pflicht ohne Gebot zu erkennen, wäre er getötet worden, bevor die Schlüssel des
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Priestertums anderen hätten übertragen werden können; aber der Herr gab es in sein Herz, diese Macht seinen Brüdern vor seinem Märtyrertum zu geben.
Wenn die Leute ihren Zehnten zahlen werden, werden wir alle Mittel haben, die wir erbitten oder wünschen könnten. Wenn der Zehnte gezahlt ist, möchten wir nicht, dass die Brüder und Schwestern ihr überschüssiges Eigentum abgeben; denn es wird im Lagerhaus des Herrn einen großen Überschuss geben. Dies ist, was vom Volk verlangt wird, nämlich nicht alles zu geben, was sie haben, obwohl es ständig auf dem Altar liegen sollte, sondern es bereit zu halten, falls es verlangt wird; aber wenn das Volk pünktlich seinen Zehnten zahlt, wird es Überfluss geben, ja, und einen Überschuss. Für mich wäre es zwecklos, das Volk zu fragen, ob sie ihr überschüssiges Eigentum geben wollen. Ich werde keine solche Frage stellen, aber ich werde jetzt das Volk bitten, seinen Arbeitszehnten zu zahlen, damit wir dieses Fundament ausheben und für die Steinarbeit zum 1. April vorbereiten können. Ich erwarte, dass viele dazu anrücken werden, und wir werden ohne Zweifel alle Hilfe haben, die wir verlangen können.
Während sich die Brüder vor mir befinden, lasst mich sagen, dass wir nicht sofort den Stein hier legen können, und wir können den Stein für das Fundament nicht hierher bekommen, bevor die Eisenbahnstrecke zum Steinbruch fertig ist. Um diese beiden Punkte müssen wir uns ebenfalls kümmern. Mehr braucht über diese Angelegenheit nicht gesagt zu werden.
Lasst uns einen Augenblick in die Vergangenheit zurückgehen, zu den Jahren, die wir mit Mühe und Arbeit zugebracht haben, dennoch waren sie sehr annehmbar. Morgen vor sieben Jahren, ungefähr um sieben Uhr, überquerte ich den Mississippi mit meinen Brüdern, um an diesen Ort zu gelangen, und ich wusste damals nicht, wohin wir gingen, aber ich glaubte fest, dass der Herr für uns einen guten Platz in den Bergen reserviert hatte und dass Er uns direkt dorthin führen würde. Es ist nur sieben Jahre her, seit wir Nauvoo verließen, und jetzt sind wir bereit, wieder einen Tempel zu bauen. Ich schaue mit Freude auf unsere Arbeiten zurück. Hier sind Hunderte und Tausende von Menschen, die nicht die Vorrechte gehabt hatten, die einige von uns hatten. Fragt ihr: Welche Vorrechte? Nun, des Spießrutenlaufens und des knappen Entrinnens. Sie hatten nicht das Vorrecht, des Eigentums beraubt und ausgeplündert zu werden, wie viele von uns, inmitten des Pöbels und des Todes zu sein.
Seid nur glaubenstreu, Brüder und Schwestern, und ich verspreche, dass ihr all solche Vorrechte zu eurem Guten haben werdet. Ihr braucht nicht enttäuscht zu sein oder zu klagen, weil ihr nicht bei den Verfolgungen in Jackson County dabei wart oder nicht aus Ohio, Missouri, vertrieben worden wart, und aus Illinois, entblößt, eures Eigentums beraubt und ausgeplündert. Klagt nicht und fühlt euch nicht schlecht, weil ihr nicht in Nauvoo wart. Habt keine Ängste; denn wenn das Wort des Herrn wahr ist, werdet ihr noch in allen Dingen geprüft werden. Also frohlockt und betet ohne Unterlass und bringt in allen Dingen euren Dank dar, selbst wenn gerade eure Lebensmittel verderben; denn es ist die Hand Gottes, die uns führt, und sie wird es weiterhin tun. Jeder Mann und jede Frau soll sich vor dem Herrn heiligen und jede Vorsehung des Allmächtigen wird zu ihrem Guten geheiligt werden. Ich werde nun meine Bemerkungen beenden.
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