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DAS EVANGELIUM - WACHSEN IN DER ERKENNTNIS - DAS ABENDMAHL DES HERRN - SEGNUNGEN DER GLAUBENSTREUE - NUTZEN AUS DER VERFOLGUNG - ERSCHAFFUNG ADAMS - ERFAHRUNG
EINE ANSPRACHE VON BRIGHAM YOUNG, GEGEBEN IM TABERNAKEL, GREAT SALT LAKE CITY, 23. OKT 1853.
Ich möchte vor dieser Versammlung mein Zeugnis über die Religion geben, die "Mormonismus" genannt wird und von den Ältesten desselben Bekenntnisses in der ganzen Welt gepredigt wurde, und dass das, woran wir glauben, das Evangelium der Erlösung ist und es dafür gedacht ist, alle im Herzen Ehrlichen zu erretten, die gerettet werden wollen.
Dies ist mein Zeugnis dazu. Es ist die Macht Gottes für die Erlösung aller, die daran glauben und es befolgen. Die Worte "es befolgen" habe ich der Schriftstelle, wie sie uns durch die King-James-Übersetzer gegeben wird, hinzugefügt. Sagt man, dass es die Macht Gottes für die Erlösung derer ist, die glauben, und dass dies alles sein soll, dann können die Leute dadurch nicht erlöst werden. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sie über diesen Punkt so argumentieren, wie es in der Lesart des Neuen Testaments erscheint, und nach ihrer Einschätzung gerechtfertigt. Aber für mich genügt ein Argument, um die Sache in meinem Geist abzuhaken: Jemand, der das Evangelium nicht befolgt und dagegen arbeitet, kann sogar nicht nur daran glauben, sondern auch wissen, dass es wahr ist. Deshalb lese ich die Schriftstelle wie folgt: "Dieses Evangelium, das wir predigen, ist die Macht Gottes für die Erlösung aller, die daran glauben und es befolgen."
Mein Zeugnis basiert auf Erfahrung, auf meiner eigenen Erfahrung in Verbindung mit dem, was ich durch das Beobachten anderer erworben habe. Für mich ist es unbedingt wahr geworden, es verbleibt kein Zweifel in meinem Verstand, oder was auch immer, was die Macht des offenbarten Willens Gottes auf den Geistern der Menschen betrifft, wenn die Grundsätze der Erlösung ihnen durch bevollmächtigte Diener des Himmels vorgelegt werden. Die himmlische Wahrheit empfiehlt sich selbst der Beurteilung jeder Person und ihrem Glauben und ganz besonders den Sinnen derer, die mit sich selbst, mit ihrem Gott und mit ihrem Nächsten ehrlich zu sein wünschen. Dennoch muss ich zugeben, dass nicht auf alle Menschen gleichsam eingewirkt wird. Der Beweis für die Wahrheit kommt zu einigen eindringlicher in den Verstand als zu anderen. Dies ist auf verschiedene Einflüsse zurückzuführen. Das Evangelium mag einer Person gepredigt werden und die Wahrheit empfiehlt sich dem Bewusstsein jener Person von selbst und ruft nur ein wenig Glauben an seine Wahrheit hervor, dem eine
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Ergänzung gegeben werden kann. Wenn Menschen ein wenig empfangen können, beweist es, dass sie mehr empfangen können. Wenn sie die ersten und zweiten Grundsätze mit einem aufrechten Gefühl empfangen können, können sie noch mehr empfangen und die Worte des Propheten werden erfüllt. Er, der den Geist des Menschen sieht und versteht, und das Wirken der verschiedenen Geister, die weit fort in die Welt gegangen sind, und die Wege des Herrn kennt und dem der Blick seines Geistes den Dingen geöffnet ist, die wir Mysterien nennen, sagte: "Wen soll er Weisheit lehren und wen soll er die Lehre verstehen lassen? Denen, die von der Milch entwöhnt und von den Brüsten weggezogen sind. Denn Vorschrift kommt nach Vorschrift, Vorschrift um Vorschrift, Zeile um Zeile, Zeile um Zeile, hier ein wenig und dort ein wenig." Das heißt, er gibt heute Seinen demütigen Jüngern ein wenig, und wenn sie damit Fortschritte machen, wird Er ihnen morgen ein wenig mehr geben und am nächsten Tag ein wenig mehr. Er ergänzt nicht das, worin sie keinen Fortschritt gemacht haben, sondern sie sind aufgefordert, sich auf Grund der Erkenntnis, die sie schon besitzen, zu verbessern und somit einen Vorrat an Weisheit zu erlangen. Es ist also klar, dass wir die Wahrheit empfangen und mit jedem Teil der Seele wissen können, dass das Evangelium die Macht Gottes für die Erlösung ist, dass es der Weg zum ewigen Leben ist. Dennoch kann diesem mehr Macht, Weisheit, Erkenntnis und Verständnis hinzugefügt werden. Der Apostel sagt nicht: Wachst an Gnade und an Erkenntnis der Wahrheit, wie Jesus es tat; nein, man liest aber: "Wachst an Gnade und an Erkenntnis unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus", was auf ein Wachsen an Stärke, Weisheit und Verständnis hindeutet, wie er es tat.
Es ist das Vorrecht aller Heiligen, zu wachsen und an Verständnis zuzunehmen und sich überall hin auszubreiten. Wenn sie ein wenig empfangen, ist es ihr Vorrecht, auf Grund dieses Bisschens zu wachsen und auf diese Weise mehr zu empfangen, bis sie im Herrn vollkommen werden und vollkommen Seine Wege kennen und verstehen. Dann hören die Kundgebungen Seiner Vorsehungen unter den Menschenkindern auf, ihnen ein Geheimnis zu sein. Königreiche und Throne, Fürsten und Machthaber mit all ihrer irdischen Pracht mögen in den Staub geschleudert werden und eine Revolution nach der anderen mögen Szenen des Leidens und des Blutes unter den Bewohnern der Erde verbreiten, dennoch sind ihre Augen offen für das geschickte Werk des Herrn in all diesem. Sie erkennen, dass Er befähigt ist, Seine Geistlichen und Diener auf der Erde mit derselben Macht auszustatten, die Er selbst besitzt, dass Er jedes Teilchen Seines Werkes genau unter die Lupe nimmt und dass kein Haar ihrer Häupter ohne Seine Kenntnis zu Boden fallen kann.
Ich gebe mein Zeugnis, dass das Evangelium, dass ihr angenommen habt, der Weg des Lebens und der Erlösung für jeden ist, der daran glaubt und es dann mit ehrlicher Absicht befolgt. In den Köpfen einiger mag die Frage aufkommen, wie weit sie es befolgen sollen. Von jedem Sohn und jeder Tochter Gottes wird erwartet, dass er oder sie mit bereitwilligem Herzen jedem Wort gehorcht, das der Herr gesprochen hat und das Er in der Zukunft zu uns sprechen wird. Es wird erwartet, dass wir auf die Offenbarungen Seines Willens hören und an ihnen festhalten, mit all unserer Macht daran kleben; denn dies ist Erlösung und alles was darunter ist, beschneidet die Erlösung und die Herrlichkeit der Heiligen. Folglich sind wir heute hier, beschäftigt mit der Ausführung der Verordnung des Sakraments des Abendmahls des Herrn. Wie kommt es euch vor und was sind eure Gefühle, wenn die Diener des Herrn euch die Symbole Seines Körpers darreichen? Glaubt ihr, dass ihr Leben empfangt? Wird euch bewusst, dass ihr einen Nutzen daraus empfangt? Habt ihr das Gefühl, dass ihr durch diese heilige Verordnung frische Stärke oder zusätzliche Erkenntnis empfangt? Oder tut ihr es, weil andere es tun? Esst ihr von diesen Zeichen der
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Liebe des Erlösers, weil es ein bloßer Brauch ist? So viel sei gesagt, mannigfaltig sind die Gefühle in der menschlichen Familie zu diesem Thema.
Fragt ihr eine bestimmte Klasse von Priestern im Christentum, was sie über das Brot und den Wein denken, das für das Sakrament des Abendmahls des Herrn gereicht wird, werden sie erklären, dass das Brot tatsächliches Fleisch und der Wein echtes Blut von ihm ist, der für die Sünden der Welt getötet wurde.
Fragt ihr eine weitere Klasse von Menschen, welchen Nutzen sie aus dem Genießen des Sakraments ziehen, aus dem Essen und Trinken der Symbole des Körpers und des Blutes Christi, antworten sie: "Es ist nur ein Zeichen der Gemeinschaft miteinander." Gibt es irgendwelches Leben, irgendeine Macht, irgendeinen echten und wirklichen Nutzen, den man daraus bezieht, indem man an dieser Verordnung festhält und sie befolgt? Was denken die Heiligen der Letzten Tage darüber? Verstehen sie das wahre Wesen dieser Verordnung? Vielleicht und vielleicht auch nicht.
Es ist für mich eine einfache Sache, die Information zu verstehen, die der Herr mir mitgeteilt und dann dieselbe an euch weitergegeben hat. Wird euch das Brot, das euch in dieser Verordnung gereicht wird, Leben geben? Wird der Wein euch Leben geben? Ja, wenn ihr hungrig und geschwächt seid, wird es die natürliche Stärke des Körpers unterstützen. Aber angenommen ihr hättet gerade gegessen und getrunken, bis ihr satt seid, so dass ihr nach keinem weiteren Bisschen Nahrung verlangen würdet, um den natürlichen Körper zu unterstützen. Ihr habt alles gegessen, was eure Natur verlangt. Empfangt ihr dann irgendeinen Nutzen aus dem Brot und dem Wein als bloße Gegenstände der Nahrung? Was die Symbole betrifft, so empfangt ihr natürliche Stärke, wenn der Körper danach verlangt, genauso als würdet ihr Brot essen und Wein trinken, zu irgendeiner Zeit und bei irgendeiner anderen Gelegenheit.
Worin besteht der Nutzen, den wir aus dieser Verordnung ziehen? Es ist das Befolgen der Gebote des Herrn. Wenn wir die Gebote unseres himmlischen Vaters befolgen, wenn wir ein korrektes Verständnis von den Verordnungen des Hauses Gottes haben, empfangen wir all die Verheißungen, die mit dem Gehorsam verbunden sind, die mit Seinen Geboten gegeben wurden. Jesus sagte: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es sei denn ihr esst das Fleisch des Sohnes Gottes und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Und wieder: "Wer mich isst, wird durch mich leben." Und wieder: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben." "Denn mein Fleisch ist in der Tat Fleisch und mein Blut ist in der Tat Getränk."
Könnt ihr diese Aussagen des Erretters verstehen? Diese Aussagen sind nur isolierte Teile der riesigen Menge von Anweisungen, die durch ihn an seine Anhänger in seinen Tagen gegeben wurden. Wären ein Tausendstel seiner Lehren an sie uns weitergegeben und all seine Taten getreu aufgezeichnet und uns übermittelt worden, hätten wir nicht gewusst, was wir mit einer solchen Menge an Information anfangen sollten. Der Apostel sagt: "Und es gibt auch viele andere Dinge, die Jesus tat, so dass, wären sie alle aufgeschrieben worden, so vermute ich, nicht einmal die Welt selbst die Bücher hätte aufnehmen können; damit wollen wir sagen, dass mehr geschrieben worden wäre, als die Leute zeit Lebens hätten schreiben können.
Ich werde euch nun sagen, was der Erretter
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mit jenen wundervollen Ausdrücken, die seinen Körper und sein Blut betreffen, meinte. Es ist einfach folgendes: "Wenn ihr die Gebote Gottes nicht haltet, werdet ihr kein Leben des Sohnes Gottes in euch haben." Jesus nahm, während sie aßen, das Brot, segnete es, brach es und gab es ihnen und sagte: "Nehmt, esst; dies ist mein Körper. Und er nahm den Kelch, danksagte und gab ihn ihnen und sagte: Trinkt alle davon; denn dies ist mein Blut des Neuen Bundes, das für viele zur Vergebung der Sünden vergossen wird." Wofür sollten sie trinken? Wofür essen wir von diesen Symbolen? Als Zeichen unserer Gemeinschaft mit ihm und als Zeichen, dass wir wünschen, miteinander eins zu sein, dass wir alle mit dem Vater eins sein mögen. Dass Er diese Symbole an seine antiken Jünger austeilte, und was gemäß seinem Gebot getan werden sollte, bis er käme, geschah zu dem ausdrücklichen Zweck, dass sie dem Vater bezeugen sollten, dass sie an ihn glaubten. Aber andererseits, wenn sie dieses Gebot nicht einhielten, sollten sie nicht mit seinem Geist gesegnet sein.
Hier ist es dasselbe, wie bei der Verordnung der Taufe zur Vergebung der Sünden. Hat Wasser in sich irgendeine Kraft, Sünden abzuwaschen? Sicher nicht; aber der Herr sagt: "Wenn der Sünder von seinen Sünden umkehren und in die Wasser der Taufe hinabgehen und dort in der Art begraben werden wird, wie man in die Erde gelegt und begraben wird, und wieder aus dem Wasser befreit wird, in der Art des Geborenwerdens, wenn er dies in der Ernsthaftigkeit seines Herzens tun wird, werden seine Sünden abgewaschen sein. Wird das Wasser sie aus sich selbst heraus abwaschen? Nein, aber das Halten der Gebote wird die Flecken der Sünde reinigen.
Wenn wir von diesem Brot essen und von diesem Wasser trinken, essen wir das buchstäbliche Fleisch des Sohnes Gottes? Wäre ich ein Priester der römisch-katholischen Kirche und von meiner Jugend an in jenem Glauben ausgebildet gewesen, könnte ich vielleicht vollkommen mit ganzem Herzen glauben, dass meine Gebete das Brot der Eucharistie in das buchstäbliche Fleisch und den Wein in das buchstäbliche Blut des Sohnes Gottes verwandeln würden. Aber trotz meines Glaubens in dieser Angelegenheit würde das Brot und der Wein in ihren Bestandteilen dasselbe bleiben und dem sterblichen Organismus des Menschen oder der Tiere dienlich sein, in derselben Menge und Art von Nahrung, wie dieselbe Menge ungesegneten Brotes und Weines. Würden Brot und Wein durch die Ernsthaftigkeit und den Glauben des Volkes Gottes gesegnet, geweiht und geheiligt, würde der Geist des Herrn durch die Verheißung auf den Personen ruhen, die auf diese Weise Seine Gebote halten und fleißig darin sind, die Verordnungen des Hauses Gottes zu befolgen. So verstehe ich alle Verordnungen des Hauses des Herrn. Ihr wisst, dass wir immer auf unsere Knie gingen und für die Vergebung der Sünden beteten, und wir beteten, bis wir den Frieden im Herzen fanden, und dann dachten wir, dass unsere Sünden vergeben wären. Ich finde darin keinen Fehler, es ist in Ordnung. Viele sind auf diese Weise veranlasst worden, sich in der Hoffnung auf ewiges Leben zu freuen, sich an der Gabe des Geistes des Herrn und im Licht seines Angesichts zu erfreuen. Viele empfingen himmlische Visionen, Offenbarungen, den Dienst von Engeln und die Kundgebungen der Macht Gottes, bis sie zufriedengestellt waren; und all dies geschah, bevor die Verordnungen des Hauses Gottes dem Volk gepredigt wurden. Sie erlangten diese Segnungen durch ihren Glauben und die Ernsthaftigkeit ihrer Herzen. Dies war es, was die himmlischen Segnungen über sie abrief. Es war ihre Inbrunst des Geistes und nicht ihr Gehorsam dem celestialen Gesetz gegenüber, durch die sie solche Segnungen empfingen; und es war alles in Ordnung. Was wird von uns verlangt, wenn das Gesetz kommt? Wir müssen ihm gehorchen wie der alte Paulus. Er war ein Diener Gottes mit vollkommen gutem Gewissen, als er sich um die Kleider jener kümmerte, die Stephanus zu Tode steinigten;
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aber als das Gesetz kam, blühte die Sünde in ihm wieder auf und er sagte: "Ich starb." Das heißt, seine früheren Vorstellungen, Gott zu dienen, seine unkorrekten Traditionen, alles erschien ihm in ihrem wahren Licht, alles, worauf er für die Erlösung vertraute, das jetzt wie ein Traum ohne Grundlage war, als das Gesetz des Herrn durch Jesus Christus kam; und hierin fand er die Gaben und die Segnungen des heiligen Evangeliums durch Gehorsam zu den Verordnungen. Dies ist der einzige rechtmäßige Weg, Erlösung zu erlangen und eine Erhöhung in der Gegenwart Gottes.
In diesem Licht betrachte ich alle Verordnungen des Hauses Gottes. Ich kenne kein einziges Gebot, das einem anderen bevorzugt werden kann, oder eine Verordnung des Hauses Gottes von Anfang an bis zum Ende von allem, was der Herrn den Menschenkindern offenbart hat, was nicht gleichwertig ist, die gleiche Macht und Vollmacht wie alles andere hat. Somit genießen wir vom Brot und Wein und gehorchen dadurch den Geboten des Herrn, und auf diese Weise empfangen wir die Segnung.
Aber wie fühlen sich die Leute? Vielleicht wollt ihr die Antwort dieser Frage an mich zurückweisen. Müsste ich sie beantworten, würde ich sagen, dass sie jede Art von Gefühlen haben. Gestattet mir, besonders auf die Brüder und Schwestern zu verweisen, die vor kurzem an diesen Ort gekommen sind. Sie haben alle Arten von Gefühlen, die für das menschliche Herz üblich sind. Sie wissen, wie sie sich fühlen; sie sind meine Zeugen. Der nichtigste und geringfügigste Umstand, der eintreten kann, wird in ihnen die schlimmsten und einschneidendsten Prüfungen hervorrufen. Was können wir darüber sagen? Zum einen möchte ich sagen: Lasst sie kommen, die kleinen Prüfungen und die großen; lasst sie viele oder wenige sein, es ist egal; lasst sie kommen, wie es dem Herrn gefällt. Bruder Heber C. Kimball sprach heute Morgen über dieses Volk, wie es von Säule zu Pfosten getrieben wurde, und er nannte die Ursache ihrer vielen Prüfungen. Ich möchte in Bezug auf diese Angelegenheit eine Frage stellen. Wärt ihr nicht aus dem Staate York vertrieben worden und die Verfolgung so stark geworden, dass sie euch nach Kirtland, Ohio, hinaufschickte, hättet ihr dann so viel gewusst wie jetzt? Die Verfolgung begann nicht in Kirtland, auch nicht in Jackson County, sondern sie begann zu der Zeit, als Joseph Smith die Platten im Hügel Cumorah suchte. Sie begann nicht, nachdem ich in die Kirche kam, sondern sie wirkte schon, als ich in die Kirche eintrat.
Angenommen Joseph wäre nicht gezwungen gewesen, aus Pennsylvania zurück in den Staat York zu fliehen, hätte er dann so viel gewusst, wie er danach wusste? Angenommen er hätte in der alten Ontario-Grafschaft in Frieden bleiben können, ohne verfolgt zu werden, hätte er dann so viel lernen können, wie er es tat, als er verfolgt wurde? Er floh aus Kirtland begleitet von vielen anderen, um ihr Leben zu retten. Es gibt jetzt Menschen in dieser Kirche, die ich vor mir und in voller Gemeinschaft sehe, die mein Haus Tage, Wochen und Monate lang heimsuchten, um mich zu töten, und ich wusste es die ganze Zeit, und Joseph musste nach Missouri fliehen.
Hätte er so viel gewusst, wenn diese Verfolgung nicht über ihn gekommen wäre, wie nachher, als sie über ihn gekommen war? Als das Volk Kirtland verließ, gingen sie nach Jackson County, Missouri, und Joseph begann, eine Stadt zu planen, die Zion genannt werden sollte, und nicht jetzt, aber nach einer gewissen Zeit, wenn der Herr Sein vorbereitendes Werk vollendet hat, wird sie gebaut werden, ja, das Neue Jerusalem. Die Brüder wurden auch in Jackson County verfolgt und vertrieben; sie hatten eine Prüfung nach der anderen, Verfolgung zur Rechten und zur Linken. Angenommen, das ganze Volk Missouris hätte sie als Brüder, Mitbürger und als Nachbarn begrüßt und sie entsprechend behandelt, als sie nach Jackson County gingen, und sie wären in ihrer religiösen Freiheit beschützt worden, hätte das Volk, das aus Jackson County vertrieben wurde so viel gewusst
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wie jetzt? Hätten sie die Erkenntnis und Weisheit erlangen können, die sie auf dem Wege ihrer Verfolgung erhalten haben? Ihr könnt diese Fragen eurem Verstand gemäß selbst beantworten. Als sie von Ohio nach Missouri fliehen mussten, brachte es dem Volk sicherlich eine Erfahrung ein, die sie auf andere Weise nicht erlangt hätten. Als sie aus Jackson County vertrieben wurden und in die Grafschaften Clay, Ray, Caldwell und Davies gingen, folgte ihnen die Verfolgung immer noch nach und alle Männer und Frauen, die Joseph Smith als einen Propheten anerkannten, mussten den Staat sogleich verlassen.
Ich fühle mich geneigt, euch sanft auf der linken Seite zu berühren. Brüder, wie froh bin ich, euch zu sehen; wie erfreut bin ich, euch zu sehen. Wo seid ihr in den vergangenen Jahren gewesen? Wo habt ihr gelebt? Wohin wart ihr gegangen, nachdem ihr Missouri verlassen hattet? "Nun, ich blieb dort." Ich sage, es gab keinen Menschen, der sagte, dass Joseph Smith ein Prophet war, der dort bleiben konnte. Sie mussten alle den Staat verlassen, und ihr wollt euch jetzt an diesem späten Tag zeigen und versuchen, uns glauben zu lassen, dass ihr erstklassige Heilige der Letzten Tage seid. Meine Gedanken sind: "IHR ARMEN TEUFEL!"
Ich hoffe, ich verletze keines eurer Gefühle. Wenn ihr jetzt das Rechte tun werdet und mit euren Kräften helft, das Königreich Gottes aufzubauen, werde ich euch in der Gemeinschaft behalten, nachdem ihr euch auf diese Weise bewährt habt. Aber ihr könnt es als feste Tatsache betrachten, dass ich für euch noch kein Gemeinschaftsgefühl habe, und ich habe so viel wie der Herr es hat. Dennoch, wenn ich irgendetwas zu fürchten habe, dann ist es, dass ich mit Leuten zu sehr Gemeinschaft habe, die nicht würdig sind; dass heißt, ich überlege: "Kann ich gnädiger sein als der Herr?" Aber ich habe nicht genug Licht, auch nicht genug Weisheit, um mit Menschen Gemeinschaft zu pflegen, die mit denen in Frieden lebten, die danach trachteten, uns zu töten.
Fragt euch selbst, ob ihr denkt, dass dieses Volk genauso viel empfangen hätte wie sie empfangen haben, wenn wir nie verfolgt worden wären. Hätten sie in der Schule der Intelligenz so weit Fortschritte machen können, ohne verfolgt worden zu sein, wie sie es durch Verfolgung taten? Schaut euch zum Beispiel Adam an. Hört, ihr Heiligen der Letzten Tage! Angenommen, Adam wäre tatsächlich aus Lehm geformt worden, aus derselben Art Material, aus dem Ziegel geformt werden, dass Gott aus dieser Materie das Muster eines Mannes machte und in ihn den Atem des Lebens einhauchte und ihn dort zurückließ in jenem Zustand der angeblichen Vollkommenheit, dann wäre er bis heute ein Lehmziegel. Er hätte nichts gewusst.
Einige von euch mögen die Wahrheit dessen anzweifeln, was ich jetzt sage, und argumentieren, dass Gott ihn hätte belehren können. Dies ist ein Irrtum. Der Herr hätte ihn auf keine andere Weise belehren können, wie Er es tat. Ihr glaubt, dass Adam aus dem Staub dieser Erde gemacht wurde. Dies glaube ich nicht, obwohl angenommen wird, dass es so in der Bibel geschrieben steht. Aber so ist es nicht, nach meinem Verständnis. Ihr könnt diese Information an die Staaten schreiben, wenn es euch gefällt, dass ich öffentlich verkündet habe, dass ich nicht wie die christliche Welt an diesen Teil der Bibel glaube. Dies tat ich nie und möchte es nie tun. Was ist der Grund dafür? Weil ich zu Verstand gekommen bin und alle Babygeschichten aus meinem Kopf verbannt habe, die meine Mutter mich lehrte, als ich ein Kind war.
Aber angenommen, Adam wurde auf dieselbe Weise gemacht und gestaltet, wie wir Lehmziegel herstellen. Wenn er nie aus dem bitteren Kelch getrunken hätte, hätte der Herr bis heute mit ihm reden können, und er wäre so fortgefahren, wie er seit alle Ewigkeit war, und hätte nie um ein Teilchen in der Schule der Intelligenz Fortschritte gemacht. Diese Vorstellung eröffnet dem intelligenten Verstand ein Feld des Lichts. Wie könnt ihr die Wahrheit anders erkennen, als durch ihr Gegenteil, oder Licht durch ihr Gegenteil? Die Abwesenheit von Licht ist Dunkelheit. Wie kann Süße bekannt sein
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ohne dem Gegenteil, Bitterkeit? Auf diese Weise erlangen wir jede Intelligenz. Das ist "Mormonismus" und er gründet sich auf jede Wahrheit, auf jeden Grundsatz wahrer Philosophie. Tatsächlich ist das Evangelium Jesu Christi die einzige wahre Philosophie, die es gibt. Es gibt kein Teilchen davon, das nicht streng philosophisch ist, auch wenn ihr und ich die ganze Fülle davon nicht verstehen können, aber wir werden es verstehen, wenn wir gläubig fortfahren.
Die Brüder, die verfolgt und von Stadt zu Stadt vertrieben worden sind, sollen sich fragen, ob sie es mögen. Einige mögen diese Frage negativ beantworten. Ihr erinnert euch, wie Bruder Taylor von einer Frau in Far West erzählte, der ihr Haus etwa vier- oder fünfmal niedergebrannt worden war. Sie sagte schließlich: "Sie wäre verdammt, wenn sie es noch länger ertragen würde." Wenn ihre Augen geöffnet gewesen wären, um zu sehen, hätte sie dem Herrn dafür gedankt, mehr als für alles andere, dass für sie die Verfolgung kostbarer war als Reichtümer, denn diese war dafür vorgesehen, ihren Verstand die Erkenntnis Gottes zu lehren. Anerkenne ich die Hand des Herrn in der Verfolgung? Ja, das tue ich. Sie ist eine der größten Segnungen, die dem Volk Gottes übertragen werden können. Ich anerkenne die Hand des Herrn darin, wenn Er Sein Volk mit dem Staub der Erde gleichmacht und sie auf einen Zustand der gemeinen Armut reduziert.
Immer wieder habe ich meinen stattlichen Besitz zurückgelassen, damit unsere Feinde ihn ererben.
Angenommen, wir wären aufgerufen, das zu verlassen, was wir jetzt haben; sollten wir es als ein Opfer bezeichnen? Schande auf den Mann, der es so nennen würde; denn es ist genau das Mittel, das ihm Erkenntnis, Verständnis, Macht und Herrlichkeit hinzufügt und ihn darauf vorbereitet, Kronen, Königreiche, Throne und Fürstentümer zu empfangen und in Herrlichkeit mit den Göttern der Ewigkeit gekrönt zu werden. Kurz gesagt: Wir können niemals das bekommen, nach dem wir suchen.
Ich werde mich zum Beispiel auf eure Überquerung der Prärie beziehen. Auf welche andere Weise hättet ihr die Härten einer solchen Reise kennenlernen können? Und fühlt ihr euch nicht dafür beschämt, dass ihr auf eure Rinder wütend geworden seid oder dass ihr in euren Herzen die Leidenschaft hochkommen ließt? Angenommen, ihr würdet euch im Reichtum wälzen und vollkommen ein leichtes Leben haben mit einem Überfluss um euch herum; ihr könntet bis zum Tag der Verdammnis in diesem Zustand verbleiben und niemals in der Schule der Intelligenz Fortschritt gemacht haben, nicht mehr als Adam im großen Plan der Schöpfung über die Werke Gottes hätte wissen können, ohne erst mit dem Gegenteil bekannt gemacht worden zu sein. "Gibt es Übel in der Stadt und habe ich es nicht getan, spricht der Herr?" Es gibt kein Übel, das dem Herrn nicht bekannt ist. Er ist vollkommen mit all den Verfolgungen bekannt, durch die die Heiligen gegangen sind. Seine Hand war dort, genauso wie beim Aufbauen und Niederreißen von Königreichen und Thronen auf der Erde, und selbst die Motte, auf die wir treten, wird von Ihm nicht übersehen. Alles untersteht Seinem wachsamen Auge, Er versteht all die Werke Seiner Hände und weiß, wie Er sie für Seine eigene Herrlichkeit benutzen muss. Er hat den Menschenkindern das Vorrecht gegeben, mit Seinem Sohn Jesus Christus gleich zu werden, und hat alle Dinge, die zu dieser Welt gehören in ihre Hände gegeben, um zu sehen, was sie daraus machen.
Joseph hätte nicht vervollkommnet werden können, selbst wenn er tausend Jahre gelebt hätte, wenn er keine Verfolgung erfahren hätte. Wenn er tausend Jahre gelebt und dieses Volk geführt und das Evangelium ohne Verfolgung gepredigt hätte, wäre er nicht vollkommener gemacht worden, als er im Alter von 39 Jahren war. Ihr könnt damit rechnen, dass der Allmächtige, wenn dieses Volk aufgerufen wird, durch Szenen der Not und des Leidens zu gehen, aus ihren Heimen vertrieben, niedergeworfen, zerstreut, geschlagen und entkleidet zu werden,
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Sein Werk mit größerer Geschwindigkeit vorwärtstreiben wird. Aber lasst euch und mich in Frieden leben und sterben und in unserem Leben das Evangelium den Nationen senden, von Königreich zu Königreich und von Volk zu Volk; wird es in derselben Geschwindigkeit Fortschritte machen, wenn es keine Verfolgung erfährt? Wenn wir in Nauvoo keine Verfolgung erfahren hätten, hätte sich das Evangelium so verbreitet, wie es das jetzt tut? Würden die Ältesten so weit zerstreut sein, wie sie es jetzt sind, und das Evangelium predigen? Nein, sie wären mit ihren Farmen verheiratet und der kostbare Same des Wortes, wäre erstickt worden. "Bruder Joseph, oder Bruder Brigham, ruft mich nicht auf, auf eine Mission zu gehen; denn ich habe so viel zu tun; ich kann nicht gehen", wäre der allgemeine Aufschrei. "Ich möchte eine Reihe von Läden gegenüber von diesem oder jenem Häuserblock bauen und mich in die Lage versetzen, $100.000 pro Jahr zu machen, und dann kann ich so viel für den Aufbau des Königreiches Gottes weihen." Die Ältesten wären so sehr den Reichtümern ergeben, dass sie nicht hinausgehen würden, um zu predigen, wenn der Herr es von ihnen wünschte. Aber wenn sie keinen Kittel besitzen, um ihn ihren Kindern anzuziehen, keinen Schuh für ihre Füße, dann können sie hinausgehen und das Evangelium der Welt predigen.
Nun, denkt ihr, dass Verfolgung uns Gutes getan hat? Ja. Ich sitze da und lache und freue mich außerordentlich, wenn ich Verfolgung sehe. Sie bekümmert mich nicht mehr als das Pfeifen des Nordwindes, das Schreien des Kranichs, der über meinem Kopf fliegt, oder das Knistern der Dornen unter dem Topf. Der Herr hat alle Dinge in seiner Hand, darum lasst sie kommen, denn sie werden mir Erfahrung einbringen. Nehmt ihr an, dass ich das wissen würde, was ich jetzt weiß, wäre ich nicht verfolgt worden? Ich kann jetzt die Herzen der Menschenkinder mit derselben Klarheit sehen, wie ich eure Personen im Tageslicht sehen kann. Ich weiß, dass wir durch die Hände unserer Feinde in die Tiefen der Armut und des Elends versenkt worden sind, aber dadurch haben wir die Werke des Herrn gesehen und die eingemischten Werke der Finsternis. Dies hat uns gelehrt, zwischen diesen beiden zu unterscheiden, damit wir lernen, das Gute zu wählen und das Böse abzulehnen, oder in anderen Worten, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Ich bin ein Zeuge, dass der "Mormonismus" auf philosophischen Grundsätzen basierend wahr ist. Jedes Teilchen der Sinne, das ich habe, beweist seine gesunde, natürliche Vernunft. Das Evangelium ist wahr. Es gibt einen Gott, es gibt Engel, es gibt einen Himmel und eine Hölle und wir befinden uns alle in der Ewigkeit und wir können niemals da herauskommen; sie ist grenzenlos, ohne Anfang oder Ende, und wir sind nie außerhalb von ihr gewesen. Die Zeit ist ein gewisser Teil der Ewigkeit, der der Existenz dieser sterblichen Körper zugeteilt ist, die aufgelöst werden sollen, zersetzt oder zerrüttet, in Vorbereitung in einen erhöhteren Zustand des Seins einzugehen. Sie ist ein Teil der Ewigkeit, die dieser Welt zugedacht ist, und kann nur durch die Wandlungen erkannt werden, die wir in der Zusammenfügung und Zersetzung der Elemente sehen, aus denen wir zusammengesetzt sind. Der Herr hat seine Kinder hierher versetzt und ihnen Körper gegeben, die auch dem Verfall unterworfen sind, um zu sehen, ob sie sich der Teilchen, aus denen ihre Körper bestehen, und einer glorreichen Auferstehung, wann ihre sterblichen Körper unsterblich gemacht werden, als würdig erweisen werden. Wenn ihr nun das Licht des Heiligen Geistes besitzt, könnt ihr deutlich sehen, dass Prüfungen im Fleisch eigentlich notwendig sind.
Ich werde mich noch einmal auf die Brüder und Schwestern beziehen, die vor kurzem über die Prärie gekommen sind. Mein Rat an sie ist heute, wie auch bei früheren Gelegenheiten an alle, die in diese Täler gekommen sind: Geht hin und werdet getauft zur Vergebung der Sünden und kehrt von allen Abirrungen vom Pfad der Rechtschaffenheit um und glaubt fest an den Namen Jesu Christi, damit all eure Sünden abgewaschen werden. Sollte jemand von euch fragen, worin die Notwendigkeit besteht, euch taufen zu lassen, da ihr keine Sünden
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begangen habt, antworte ich: Es ist notwendig, alle Rechtschaffenheit zu erfüllen.
Ich habe gehört, dass einige von euch fluchen und schwören, sogar einige Älteste Israels. Ich würde mich siebenmal taufen lassen, wenn ich an eurer Stelle wäre. Ich würde nicht aufhören, einige gute Älteste damit zu belästigen, mich wieder und wieder zu taufen, bis ich denken könnte, dass meine Sünden vergeben sind. Ich würde nicht eine weitere Nacht leben wollen, wenn ich nicht genügend getauft worden bin, um mich zu überzeugen, dass meine Sünden vergeben wären. Dann geht hin und werdet konfirmiert, so wie beim ersten Mal, als ihr die Religion Jesu angenommen hattet. Dies ist mein Rat.
Ferner rate ich euch, aufzuhören und über das nachzudenken, was ihr tut, bevor ihr weitere Sünden begeht, bevor ihr der Natur in euch den Weg frei macht. Die Natur oder die bösen Neigungen des Menschen sind, wenn ihnen der Weg frei gemacht wird, so sehr die Ursache des Sündigens. Der Herr lässt zu, dass der Teufel auf Sein Volk einwirkt und es versucht. Der selbstsüchtige Wille, von der Macht Satans bewirkt, ist der stärkste Strang, der durch den menschlichen Organismus vibriert. Dies hat sich tausendfach bewahrheitet. Menschen haben ihr Geld geopfert, ihre Gesundheit, ihren guten Namen, ihre Freunde, und haben jede zarte Verbindung zerbrochen, um ihren Willen zu befriedigen. Zügelt ihn, haltet die Zunge im Zaum und bewahrt die Meisterschaft über eure Gefühle, damit sie sich nicht dem Willen des Fleisches unterwerfen, sondern dem Willen des Heiligen Geistes, und entscheidet in euren eigenen Köpfen, dass euer Wille und euer Gericht einzig und allein der Wille und das Gericht des Geistes Gottes sind, und dann werdet ihr hingehen und nicht mehr sündigen.
Viele Brüder, die Trecks während dieser Saison geführt haben, sind unter die Versammlung verstreut. Ich werde eine Geschichte erzählen, die ihr kaum glauben werdet. An erster Stelle möchte ich anmerken, dass es für die Trecks, die die Prärie überquerten, sehr üblich gewesen ist, in die Stadt aussenden zu lassen, damit ihnen Proviant zu ihnen hinausgeschickt würde. Noch einmal, viele von euch Neuankömmlingen haben auf der Prärie Mangel an Nahrung gelitten. Hättet ihr ebenso gelitten, wenn ihr im Besitz der Erfahrung gewesen wärt, die ihr jetzt habt? "Nein", antwortet ihr. "Nein", sagen dieser Vater und jene Mutter und dieser Mann, der einen Treck hindurchbrachte, "hätten wir die Erfahrung gehabt, die wir jetzt haben, hätten wir hindurchkommen können, als wir den Missouri-Fluss verließen, und niemand hätte wegen Nahrung gelitten und unsere Rinderherden wären nicht vernichtet worden." Diese Erfahrung ist für euch gut. Sie hilft euch, Lektionen über das menschliche Leben zu lernen, denn der Herr plant, dass sein Volk alles darüber versteht, das Licht und die Finsternis versteht, die Höhe und die Tiefe, die Länge und die Breite jedes Grundsatzes, der sich in Reichweite des menschlichen Verstandes befindet.
Nun zum Kern der Sache. Bruder David Wilkins Treck, Joseph Youngs Treck, John Browns Treck und andere Trecks hatten mehr Proviant für ihre Reise, als sie den Missouri-Fluss verließen, eine große Menge, als die ersten Auswanderer hatten, die sich aufmachten, um in dieses Tal zu kommen, und sie wussten nicht, wohin sie gingen, und sie schleppten ihre landwirtschaftliche Ausrüstung in ein Land, wo sie nichts für ihren Lebensunterhalt bekommen konnten, bevor sie es nicht aus dem Boden erweckt hatten. Als ihr euch an diesen Ort aufmachtet, hattet ihr entsprechend eurer Anzahl mehr Proviant als die ersten Pionier-Trecks, die vor sechs Jahren hierher kamen. Könnt ihr diese Aussage glauben? Ich kann es euch beweisen. Hier sind Hunderte, die die Wahrheit dieser Aussage bezeugen können. Und ihr beklagt euch über Leiden! Wenn ihr leidet, dann an Mangel an Erfahrung. Dies ist für euch deutlicher Beweis, dass wir nicht wissen könnten, wie wir in Seiner Gegenwart verherrlicht und gekrönt werden sollten, wenn der Herr uns nicht in diese Schwierigkeiten bringt und uns in diese Prüfungen führt. Wenn diese Trecks noch einmal die Prärie überqueren müssten, hätten sie eine große Menge und etwas übrig, um am Wegesrand die Armen zu nähren und
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die Lahmen aufzusammeln, die Hinkenden, die Blinden, und sie nach Zion zu bringen, und danach habt ihr einen Überschuss. Muss man euch die Schuld geben? Nein. Wen man euch für irgendetwas die Schuld geben müsste, dann dafür, dass ihr euch über die Vorsehung Gottes beklagt habt, anstatt euch dankbar für die Erkenntnis und die Intelligenz zu fühlen, die der Herr euch in dieser Erfahrung gegeben hat. Wenn ihr wieder in eine ähnliche Situation kommt, könnt ihr euch selbst und diejenigen retten, die euch begleiten. Eure Erfahrung ist für euch mehr wert als Gold.
Bruder Kimball nahm Bezug auf das Zionslager, das nach Missouri ging. Als ich von jener Mission nach Kirtland zurückkehrte, sagte ein Bruder zu mir: "Bruder Brigham, was hast du durch diese Reise gewonnen?" Ich antwortete: "Eben das, wofür wir dorthin gingen; aber ich würde die Erkenntnis, die ich in dieser Saison bekommen habe nicht gegen die gesamte Geauga-Grafschaft eintauschen; denn Besitz und Minen des Reichtums sind nicht vergleichbar mit dem Wert der Erkenntnis." Fragt jene Brüder und Schwestern, die Jahre lang in dieser Kirche durch solche Szenen der Trübsal und des Leidens gegangen sind, was sie gegen ihre Erfahrung eintauschen würden, und ob sie, wenn es möglich wäre, dorthin zurückversetzt werden wollten, wo sie waren. Ich vermute, sie würden euch sagen, dass all der Wohlstand, die Ehren und Reichtümer der Welt die Erkenntnis nicht bezahlen könnten, die sie erlangt hatten, könnten sie sie verschachern.
Die Brüder sollen zufrieden sein, und wenn ihr Prüfungen habt und schwere Zeiten sehen müsst, lernt die Hand des Herrn in dem allen zu erkennen. Er regelt die Angelegenheiten dieser Welt und wird es tun, bis Er als König der Heiligen regiert. Der Schleier, der auf diesem Volk liegt, wird dünner. Lasst sie glaubenstreu sein, bis sie ihn zerreißen und die Hand des Herrn sehen können und Sein Vorwärtsschreiten unter dem Volk, mit einer Sicht, die durch den Schleier der Unwissenheit nicht behindert wird, und den Namen des Herrn preisen.
Brüder und Schwestern, da ich durch das Priestertum das Recht und das Vorrecht habe, segne ich euch im Namen des Herrn und sage: Seid gesegnet. Dies sind meine Gefühle für die Heiligen der Letzten Tage und sie wären es für die gesamte menschliche Familie, wenn sie meine Segnungen annehmen würden; im Namen Jesu Christi. Amen.
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