58 bis 63
Seite 58
 
REFORMATION UNTER DEN HEILIGEN NOTWENDIG – PHILOSOPHIE DER GOTTLOSEN
 
EINE ANSPRACHE VON PRÄSIDENT BRIGHAM YOUNG, GEGEBEN IM TABERNAKEL, GREAT SALT LAKE CITY, 2. NOVEMBER 1856.
 
Ich bin sehr dankbar für das Vorrecht, das ich heute Morgen mit so vielen Heiligen der Letzten Tage genieße. Ich bin dankbar, dass wir das Vorrecht haben, uns in einem solchen behaglichen Gebäude zur Anbetung des Herrn zu versammeln und unter einem ziemlich gemäßigten Klima. Ich bin glücklich für das Vorrecht, zu den Heiligen zu sprechen, und ich könnte mit meinem ganzen Herzen hoffen, dass ich nie wieder aufgerufen werden möge, zu irgendeiner anderen Klasse von Menschen zu sprechen. Dennoch muss das Evangelium der Welt gepredigt werden, damit die Bösen ohne Entschuldigung gelassen werden. Wir haben eine Menge Predigen und Reden mit Personen getan, die nichts vom Evangelium der Erlösung wussten, und ich habe viele Jahre darauf verwendet, zu versuchen, den Bewohnern der Erde die Grundsätze des Lebens und der Erlösung darzulegen, bis ich durch die Vorsehung Gottes zu anderen Pflichten berufen worden bin, als mich unter jene zu mischen oder mit ihnen Gemeinschaft zu haben, die nicht glauben und das Evangelium nicht praktizieren wollten. Dennoch sollte ich mehr als zufrieden sein, hatte mich meine Pflicht doch auf einen Pfad geführt, mehr oder weniger mit Ungläubigen Gemeinschaft zu haben; denn ich kann sagen, dass ich lieber denen predigen würde, dass ich lieber mit denen Gemeinschaft haben würde, lieber meine Gelegenheit unter einem Volk wahrnehmen würde, das überhaupt nie das Evangelium predigen hörte, als inmitten der Gottlosen zu leben. Der Begriff Gottlose übermittelt vielleicht meinem Geist eine Vorstellung, die nicht allen Anwesenden klar ist; denn es ist eine Tatsache, dass ein Mann oder eine Frau die Wege Gottes kennen muss, bevor sie gottlos werden können. Personen mögen Sünder sein, mögen unrechtschaffen sein, mögen böse sein, die nie vom Plan der Erlösung gehört haben, die nicht einmal mit der Geschichte des Menschensohnes bekannt sind oder vom Namen des Erretters oder vielleicht von der Geschichte seines Lebens auf der Erde gehört haben, aber denen durch ihre Tradition und Erziehung Unglaube gelehrt worden ist. Aber um im strengen Sinne des Wortes gottlos zu sein, müssen sie deutlich Frömmigkeit verstehen.
Es ist für jeden beklagenswert, der durch die Visionen der Ewigkeit den Plan der Erlösung, der die Vorsehungen Gottes für Seine Schöpfungen versteht, jemanden zu sehen, der seinen Geist zum Sehen, zum Verstehen geöffnet hat, und die Grundsätze des Lebens und der Erlösung in seinem Glauben angenommen hat und der das Vorrecht hat, in eine Familie des Himmels adoptiert zu sein, ein Erbe mit den Heiligen zu sein, die früher auf der Erde lebten, ein Erbe mit den Propheten und mit Jesus Christus, und zu den Kindern des Allerhöchsten gezählt zu werden, zu einem rechtmäßigen Verwalter, um all diese Vorrechte zu erlangen und die Tür zur Erlösung und zum Zutritt in das Königreich zu öffnen, der eine so große Erlösung vernachlässigt. Aber was jeden aus diesem Volk betrifft, der sich des Vorrechts erfreut, nach dem Herrn, seinem Gott, zu suchen, mit den Wegen des Lebens und der Erlösung bekannt zu werden, sich eine ewige Erhöhung zu sichern, der das Vorrecht hat, sich vorzubereiten, bei Christus in der Gegenwart seines Vaters und seines Gottes zu wohnen, Miterbe mit Christus und mit allen Heiligen zu sein, die
 
Seite 59
 
gelebt haben, sich von diesen heiligen Geboten abzuwenden, mit dem Erfüllen jeder Pflicht, die ihnen bekannt gemacht worden ist, aufzuhören oder sie zu vernachlässigen, die ausschweifenden und ausgelassenen Fantastereien dieses Lebens ihre Gefühle einfangen und sie von den Grundsätzen der ewigen Erlösung wegziehen zu lassen, ist für mich oder für jeden höchst erstaunlich, dem jemals die Visionen seines Geistes geöffnet waren.
Jeder Grundsatz der Philosophie, der auf dem Angesicht der Erde bekannt ist, jedes Argument und jeder vernünftige Grund, der angeführt werden kann, würde beweisen, dass solch ein Mann oder solch eine Frau einen Kurs einschlagen würde, der für sie zerstörend ist, dass sie sich selbst die Augen verbinden, indem sie ihre eigenen Augen verschließen und buchstäblich gesprochen in einen Abgrund stürzen, auf dessen Grund sie in Stücke zerschmettert würden. Es ist für jedes Prinzip der Intelligenz höchst erstaunlich, dass irgendein Mann oder irgendeine Frau ihre Augen für ewige Dinge verschließen, nachdem sie mit ihnen bekannt gemacht worden sind, und zulassen, dass die ausschweifenden Dinge dieser Welt, die Gelüste des Auges und die Gelüste des Fleisches ihre Sinne verstricken und sie um Haaresbreite von den Grundsätzen des ewigen Lebens fortziehen.
Es ist wahr, es gibt viele in der Welt, die behaupten das zu sein, was wir Gottlose nennen, die keine Kenntnis von irgendetwas jenseits der Reichweite ihrer Erziehung haben, die keine Fähigkeit haben, hineinzuschnüffeln und Dinge jenseits dessen zu verstehen, was sie mit ihren natürlichen Augen sehen, mit ihren Ohren hören oder mit ihrem natürlichen Verstand begreifen können, dennoch gibt es nur wenige, die in der Tat wirklich im Finstern gelassen werden, wirklich dem überlassen, was sie zu sein behaupten. Und diese wenigen haben nicht den geringsten Teil eines guten, gesunden Grundes, nicht ein Argument auf ihrer Seite, das beweist, dass ein zügelloses, gottloses Leben für irgendjemanden auf der Erde irgendeinen Vorteil hat, sondern sie werden den Punkt bestreiten, und das entschieden, dass strenge Sittlichkeit unter allen Intelligenzen beachtet werden sollte, und ein ehrliches Auftreten, ein aufrechter Wandel und eine ritterliche Redeweise, ohne vulgärer und widerlicher Sprache den Weg freizugeben und auch ohne irgendetwas im Finstern zu tun, was sie nicht willig bei Tageslicht beleuchtet sehen wollten. Für all dies streiten sie entschieden, und dennoch sagen sie, dass sie nichts über Gott und die Ewigkeit wissen. Wir sind hier, wir existieren auf der Erde. Ich bin sicher, dass ich lebe; denn ich kann andere leben sehen. Ich bin mit einem gewissen Grad der Intelligenz ausgestattet. Woher kam sie? Ein Gottloser könnte sagen: „Ich weiß es nicht.“ Wo ist mein Ursprung? „Ich weiß es nicht.“ Wer war der Macher und Former all dessen, was wir sehen können? „Ich weiß es nicht.“ Trotzdem werden diese Charaktere die Notwendigkeit eines sittlichen Lebens, eines aufrechten Wandels im Miteinander bestreiten.
Aber was sind ihre Argumente und worin bestehen ihre Hoffnungen? Nun, sie sagen: „Wir bestehen heute, morgen werden wir vielleicht nicht mehr existieren. Wir kamen ins Dasein, aber wie, das können wir nicht sagen. Wir haben keinen Glauben oder keine Zuversicht in den Gott, über den ihr Christen redet. Wir haben kein Vertrauen in Seine Vorsehung. Wir existieren durch Zufall und durch Zufall werden wir gehen und nie mehr existieren.“ Erkennt ihr nicht, dass ihre Argumente sie in den Strudel der Unwissenheit und des Unglaubens, in Elend und Vernichtung führen? Geht in die Welt und beobachtet diejenigen, die keine Prinzipien besitzen, die in die Ewigkeit reichen und die es in Ewigkeit gibt, Grundsätze, durch die sie existieren und durch die Gott alle Dinge erschuf, und ihr werdet sehen, dass diese Grundsätze ihnen verlorengegangen sind und dass ihr Kurs und ihr Bekenntnis, ob sie an diese Grundsätze glauben oder nicht, dahin führen werden, ohne Existenz oder im Besitz des Geringsten im Himmel, auf der Erde oder in der Hölle zu sein.
Diese Überlegungen bringen mir die größte Unwissenheit in meinen Verstand, die durch ein intelligentes Volk, besonders durch jenes, das sich jetzt vor mir befindet, kundgetan werden kann, die das Vorrecht des heiligen Evangeliums gehabt hatten und
 
Seite 60
 
ihre Pflicht vernachlässigen, sich von den heiligen Geboten abwenden und aufhören, ihre Religion in jedem Punkt zu leben. Solch ein Verhalten bekundet die größte Schwachheit, Unwissenheit, Torheit und Schwachheit, die von Intelligenzen hervorgebracht werden können. Wenn ihr meine Gedanken begreift, werdet ihr mir zustimmen; denn kein empfindsamer Mann oder keine empfindsame Frau kann das Thema in irgendeinem anderen Licht sehen. Wenn wir durch Zufall hier sind, wenn wir zufällig in diese Welt aus dem Nichts heraus geschlüpft sind, werden wir bald aus dieser Welt ins Nichts hinausschlüpfen, da nichts bleiben wird. Folglich haben wir nichts zu gewinnen oder zu verlieren. Aber der Mensch mit besserem Urteilsvermögen, mit gesünderer Argumentation muss wissen, dass alles, das war, das ist oder das sein wird, alles, was in all den Ewigkeiten in der riesigen Ausdehnung, die wir sehen, vorhanden ist, einen Schöpfer gehabt haben muss. Kein Grundsatz, der der menschlichen Familie eröffnet wurde, wird denken lassen, dass ein Buch, eine Bank, ein Haus, ein Baum oder irgendetwas, das wächst oder hergestellt wurde, ohne einen Erzeuger erzeugt werden kann.
Diese Überlegungen führen mich dazu, die Welt mit einem Volk wie diesem vor mir zu vergleichen, mit einem Volk, das mit Intelligenz und einer Kenntnis von himmlischen Grundsätzen ausgestattet ist. Das ist unser Bekenntnis vor der Welt und ist unser Glaubensbekenntnis vor Gott und den Engeln an alle, die auf der Erde gelebt haben und die sich jetzt auf ihr befinden, und ihr werdet die Welt ausrufen hören: „Ihr armen Mormonen, ihr Heilige der Letzten Tage, die ihr eure Heime, eure Häuser, eure Freunde, eure Familien, eure Besitztümer, den Ort eurer Geburt und alles verlassen habt, das euch nahe und teuer ist, ihr sagt, dass die Visionen eures Verstandes geöffnet worden sind, dass ihr die Visionen der Ewigkeit eurem Verstand geöffnet gehabt hattet, so dass ihr wisst, dass es einen Gott gibt, dass Jesus Christus der Erretter dieser Welt ist, so dass ihr von den Grundsätzen des Lebens und der Erlösung wisst, die euch übermittelt wurden, und dafür habt ihr alles verlassen und seid in die Berge gegangen.“
Über diese Dinge ist die ganze Welt Zeuge gegen und für uns, wo immer der Klang dieses Evangeliums gewesen ist, und ihr könnt kaum einen Winkel auf der Erde finden, den ihr Klang nicht erreicht hat; denn er ist in die äußersten Teile der Erde gegangen und Heerscharen sind darüber Zeugen. Jedoch anerkennen alle, dass ihr etwas besseres habt, dass ihr Licht und Intelligenz habt, die andere nicht genießen, dass Gott euren Sinnen die Himmel geöffnet und den Schleier von eurem Verstand genommen hat. Und ihr sagt, dass es einen Gott gibt, dass ihr diesen Charakter versteht, dass Er Sich euch offenbart hat und dass ihr alles zurückgelassen habt und in die Berge gekommen seid, und wie schreit man hier? Nun, das Volk hat es nötig, sich zu reformieren, es gibt die Notwendigkeit einer Reformation.
„Ich bin dankbar“, sagt jemand, „dass ich den Geist der Reformation fand, als ich nach Hause kam.“ Was würde ein Engeln des Herrn sagen, wenn er hierher kommen würde, oder gar ein Teufel? „O, Schande über diese Heiligen der Letzten Tage, es ist eine Schande für die Intelligenz, für eure Beamten als Älteste Israels, für eure Charaktere, für eure Namen und euer Dasein auf der Erde, dass ihr die Visionen der Ewigkeit geöffnet gehabt hattet und viele alles aufgegeben haben, was ihnen nahe und teuer war, um sich auf das Celestiale Reich vorzubereiten, und nun schreit ihr die Notwendigkeit einer Reformation aus. Es ist höchst verwunderlich.“ Ich werde es jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind überlassen, wenn es nicht merkwürdig aussieht. Was! Reformation? Ja, denn in einem Sinne beabsichtigen wir, so wie Erkenntnis zu uns kommt, dass wir uns täglich reformieren. Aber sollen die Töne hinausgehen, dass wir Dinge nicht sehen und verstehen, wie wir es taten, als wir in England, Frankreich, Deutschland, Dänemark, in Hinterindien oder irgendwo anders auf dieser Erde waren? Diese Töne gehen hinaus, sie hallen durch die Engel wider
 
Seite 61
 
in die Ohren unseres Gottes und Vaters in der Ewigkeit und es wird auf Schwingen des Windes über die Erde getragen, dass die Heiligen der Letzten Tage graben und schuften, über das Meer und über Land gehen, Entfernungen von Tausenden von Meilen zurücklegen und die Erde umrunden, um bei ihren Brüdern zu sein, und wenn sie hier ankommen, haben sie Reformierung nötig. Wieso? Weil sie rückfällig geworden sind.
Ihr mögt fragen, ob es eine Notwendigkeit für eine Reformation gibt. Ja, und wenn ich euch diktieren müsste, wie man sich reformiert, würde ich die alte Geschichte immer wieder erzählen müssen, wie ich es schon hunderte Male getan habe. Als erstes reformiert euch in Bezug auf euren sittlichen Charakter, Umgang, Wandel, auf eure sittlichen Vorschriften und Vorbilder. Reformiert euch zuerst moralisch, bevor ihr euch vor dem Herrn niederbeugt und Ihn darum anfleht, die Visionen der Ewigkeit eurem Verstand zu öffnen, bevor ihr darum bittet, dass der Schleier von euren Augen genommen werde. Reformiert euch zuerst in eurem moralischen Charakter und Umgang miteinander und streckt den Arm der Nächstenliebe und Wohltätigkeit einander entgegen, so wie es die Notwendigkeit erfordert. Seit in jeder Hinsicht moralisch und strikt ehrlich, bevor ihr Gott bittet, euren Geist zu reformieren.
Wenn die Leute in ihrer gegenwärtigen Situation und Art des Handelns in dieser Stadt, geschweige denn jener außerhalb der Stadt, allesamt jetzt an die Arbeit gehen und Versammlungen haben und Gott anrufen, um den Geist der Reformation zu bekommen, aber darum singen und beten, das Rechte zu tun, und es nicht tun, anstatt sich ins „ewige Glück“ fortzusingen, werden sie sich in die Hölle singen und beten und hallelujah rufen. Ihr könnt auf Grund keines anderen Prinzips errettet werden, als durch das des heiligen Evangeliums. Und wenn ihr mit dem Vernachlässigen der Erfüllung der Pflichten lebt, von denen ihr wisst, dass sie von eurer Hand gefordert werden, wenn ihr nicht aufrecht vor Gott und euren Brüdern wandelt, wenn ihr nicht gerecht miteinander umgeht, wenn ihr nicht in Ehrlichkeit und Nüchternheit miteinander wandelt, ist euer Glaube vergeblich und eure Reformation ist vergeblich. Ihr müsst von euren üblen Taten Buße tun und euch zu allererst moralisch reformieren, bevor ihr Gott um Seinen Geist bitten könnt, damit er eure Geister reformiere und erleuchte. Dies ist meine Lehre und Philosophie. Wäre es nicht so, würde ich sagen: Lasst diejenigen, die stehlen, weiterhin stehlen, und ihr, die ihr die Gewohnheit habt zu fluchen, flucht weiter, und ihr, die ihr gewohnt gewesen seid, euch gegenseitig zu übervorteilen, betrügt weiter, und diejenigen, die lügen, lügt weiter, und ihr, die ihr das Haus eures Bruders wiederrechtlich betretet, tut es weiterhin, und macht so weiter nach Art der Christen, aber vergewissert euch, dass ihr gerade in dem Augenblick, wann ihr sterben werdet, auf der Hut seid und der Tod euch nicht schlafend erwischt, so dass ihr, wenn er kommt, genügend wach sein mögt, um gerade noch von all euren Sünden Buße zu tun und euch Gott zuzuwenden, und dann werdet ihr für den Himmel geeignete Subjekte sein, wie es Pulver für eine brennende Wohnung wäre. Unser Kalkofen wäre, wenn er bis zum Zenit brennt, ein ebenso geeigneter Ort für ein Pulverhaus wie das celestiale Reich für solche Charaktere.
Denkt ihr, dass ich euch die Wahrheit sage? Es kümmert mich nicht einen Groschen, ob ihr denkt, dass ich euch die Wahrheit sage oder nicht; denn wenn der Tag kommt, wann wir in der Waagschale gewogen werden, werdet ihr es wissen. Ich werde von der ganzen Welt fast jeder Form unmoralischen Verhaltens angeklagt, der falschesten Praktiken, denen sich jemals eine Person auf der Erde hingegeben hat, und weshalb? Weil ich solch einen Einfluss über diese Männer habe, die hier sitzen, weil ihr alle auf euren Führer hört. Ich würde zu Gott gehen, dass dies allesamt die Wahrheit ist; denn ich sage euch im Namen des Herrn, dass es in diesem Territorium keinen bekennenden Heiligen der Letzten Tage geben würde, der nicht seine Religion leben wollte. Sie denken, dass wir alle eins sind, aber wenn die Heiligen sich hier sammeln, sind sie weit davon entfernt, eins zu sein. Sie haben noch nicht gelernt, in Christus eins zu sein, sie verstehen das Prinzip nicht,
 
Seite 62
 
in der Eigenschaft als Kirche eins zu sein, geschweige denn in der Eigenschaft als Familie eins zu sein oder in der Eigenschaft als Nachbarschaft. Das Volk hätte vor langer Zeit wissen können, was das Problem ist, wenn den Einflüssen, Versuchungen und Gelüsten, die natürlicherweise in uns sind, der Weg freigegeben wird, und wir werden nach dem Willen dessen gefangen geführt, der die Welt regiert. Das macht die große Schwierigkeit aus.
Möchtet ihr den Grund wissen, warum ich darüber spreche, dass wir heute Morgen so bequem in einem so bequemen Versammlungshaus platziert sind. Wir können nach Hause zurückkehren und uns hinsetzen und unsere Füße vor dem Feuer wärmen und können unser Brot und unsere Butter usw. essen, aber mein Geist ist draußen im Schnee, wo sich jene auswandernden Heiligen befinden, und mein Geist ist bei ihnen gewesen, seit ich den Bericht von ihrem Aufbruch aus Winter Quarters (Florence) am 3. September bekommen hatte. Ich kann über nichts sprechen, ich kann nicht hinausgehen oder hereinkommen, ohne dass nicht jede Minute oder alle zwei Minuten mein Geist zu ihnen zurückkehrt. Und die Fragen, wo sich meine Brüder und Schwestern, die auf der Prärie sind, befinden und in welchem Zustand sie sind, zwingen sich mir auf und quälen die ganze Zeit meine Gefühle. Und würde ich meinen Gefühlen nachgeben, würde ich das unternehmen, was ich laut Abstimmung der Konferenz nicht tun sollte, nämlich, ich würde bei ihnen im Schnee sein, selbst wenn er bis zu den Knien, bis zur Taille oder bis zum Hals hinauf reichen würde. Mein Geist ist dort und mein Glaube ist dort. Ich mache mir sehr viele Gedanken über sie.
Hat von euch jemand gelitten, während er hierher gekommen ist? Ja. Wie viele von euch anwesenden Schwestern beerdigten ihre Ehemänner oder ihre Väter oder ihre Mütter oder ihre Kinder auf der Prärie? Wie viele von euch Brüdern beerdigten ihre Frauen? Habt ihr gelitten und seid ihr in Gefahr und Schwierigkeiten gewesen? Ja, ihr musstet Qual und Schmerz durch die Auswirkungen von Cholera, Mühsal und Abgeschlagenheit erdulden. Lebt ihr eure Religion, wenn ihr hier ankommt, nach all der Trübsal, den Leiden und Schmerzen, durch die ihr gegangen seid, um nach Zion zu kommen, und zu einem schönen Zion?! Männer und Frauen brechen über die Prärie nach diesem Ort auf, und sind sie gewillt, durch den Schnee zu waten? Ja. Durch Schneestürme zu reisen? Ja. Durch Flüsse zu waten? Ja. Wofür? Um nach Zion zu gelangen. Und hier sind wir in Zion, und was für ein Zion!, wo es notwendig ist, dass der Aufschrei zur Reformation durch das Land geht, sowohl für eine geistige als auch eine zeitliche Reformation. Gott ist gnädiger als der Mensch sein kann und es ist wohl für uns. Noch einmal, wenn ich das Rückfälligwerden des Volkes betrachte und ihre Sünden, möchte ich Gott nicht bitten, gnädiger zu sein und mir gegenüber mehr Mitleid zu haben als ich für meine Brüder und Schwestern habe.
Eine gute Anzahl von Gespannen sind schon hinausgegangen, um den Heiligen zu begegnen, die sich abkämpfen, um diesen Ort zu erreichen. Ich kann mich kaum zurückhalten, die ganze Zeit über sie zu reden; denn wenn ich predige, stehen sie in meinem Kopf im Vordergrund. Die Brüder waren letzten Sonntag so großherzig auszurücken, um ihnen mit Gespannen zu begegnen, jedoch wenn immer noch jemand den Wunsch verspürt, zu ihrem Beistand hinauszugehen, werde ich ihnen das Vorrecht geben und ihnen raten, Futter mitzunehmen, nicht nur für ihre eigenen Tiere, sondern auch für die der Brüder, die schon hinausgegangen sind, denn sie werden sehr wahrscheinlich unter Knappheit leiden. Aber ich sollte besonders dankbar sein, wenn die Herzen dieser Gemeinschaft so beeindruckt und aufgewühlt, so aufgeweckt sein könnten, so dass sie, wenn diese armen Brüder und Schwestern, die sich jetzt auf der Prärie befinden, ankommen, in der Lage sein könnten wahrhaftig und in der Tat zu sagen: „Gott sei Dank, wir sind in Zion angekommen.“ Aber Furcht und eine Vorahnung der Enttäuschung für sie befinden sich in meinen Gefühlen. Wie weit sie enttäuscht sein mögen, weiß ich nicht. Ich möchte in dieser Versammlung nicht persönlich werden, aber lasst mich zu den Autoritäten, den Ältesten Israels, den Siebzigern, Hohepriestern,
 
Seite 63
 
den Bischöfen oder jedem anderen Kollegium oder jeder anderen Klasse von Beamten sagen: Wenn ihr Versammlungen einberuft und nur jene anwesend habt, die wir dort zu haben wünschen, werde ich euch sagen, wie man eine Reformation beginnt. Ich werde dort in meinen Bemerkungen speziell und persönlich sein, falls nötig, und ich werde so ernst mit euch reden, wie ich ich es schon mit einigen Kollegien getan habe, und werde mindestens genauso moralisch sein, wie ihr es wärt, wenn ihr zu einer methodistischen, presbyterianischen oder baptistischen Kirche gehörtet, oder zu den Römisch-Katholischen. Seid so moralisch wie diese Menschenklassen, um des Himmels willen, dann wird es für euch eine Chance geben, euch im Geist zu reformieren und das Licht der Ewigkeit auf eure Bemühungen erstrahlen zu bekommen.
Es gibt sehr viele Dinge zu lehren und zu praktizieren. Ich habe oft gedacht, dass ich lieber neuen Bekehrten predigen und sie taufen würde, als die alten neu zu formen; denn man kann selten aus ihnen ein gutes Muster bekommen. Einige werden voller Nähte und Knoten sein und man kann aus ihnen nie wieder ein gesundes Stück machen. Wenn ich das Arbeitsmaterial dazu hätte, würde ich lieber neue machen, als die alten zusammenzuflicken. Flickt euch selber zusammen, macht euch ansehnlich füreinander. Ich mache mir weniger Sorgen um den Geist. Lasst einen Menschen rein und heilig wie die Götter und Engel wandeln und seht, ob dann nicht das Licht der Ewigkeit in ihm sein wird. Lasst einen Mann oder eine Frau ohne Fleck und Makel wandeln und der Geist und die Macht des allmächtigen Gottes werden allezeit bei ihnen sein und die Engel Gottes werden allezeit um sie herum sein. Sie werden bewahrt werden, um den Willen Gottes in Vorbereitung für eine ewige Erhöhung zu tun.
Sprecht nicht zu mir und sagt, dass ihr so rückfällig und finster seid, sondern reformiert euch und erlangt das Licht Gottes in euch. Einige stehen hier auf und sagen: „Ich werde meine Religion leben, auch wenn es mein Leben kostet.“ Ja, einige der großen Männer Israels reden in diesem Stil. Einige Präsidenten kommen hierher und sagen: „Ich werde meine Religion leben, Gott helfe mir, auch wenn es mir mein Leben nimmt.“ Wenn ein Mensch darüber spricht, dass seine Religion sein Leben kostet, möchte ich diesen Menschen fragen, ob er irgendwelchen gesunden Menschenverstand bei sich hat. Habt ihr irgendeine wahre Philosophie, ein wahres Argument, Licht oder Intelligenz im geringsten Maße? „O ja, wir sind Philosophen.“ Dann fragt euch selbst, woher ihr euer Leben, eure Mittel, euren Besitz und alles bezieht, was ihr in der Zeit und in der Ewigkeit genießen könnt. Empfangt ihr sie außerhalb des Evangeliums Jesu Christi? Nein. Und dennoch wird ein Mensch hier aufstehen und sagen: „Ich werde dem Herrn dienen, auch wenn es mein Leben kostet.“ Ich werde sagen, was ich gestern sagte: Solch ein Mensch ist ein Narr. Solch ein Mensch ist verdammt und der Zorn Gottes ruht auf ihm. Seine Augen sind verschlossen und er ist nicht geeigneter als Präsident der Siebziger oder irgendeines anderen Kollegiums als ein roter, heißer Kalkofen für ein Pulverhaus. Schneidet solch einen Menschen von der Kirche ab; denn er ist dermaßen rückfällig geworden, dass nichts als der Tod ihm ins Gesicht starrt, wenn er mit der Absicht, ihr Gesetz zu halten auf Gott und Christus schaut. Wir möchten, dass solche verrotteten Zweige von der Kirche abgeschnitten werden, vom Stamm des Baumes abgetrennt. Schlagt sie ab und legt dort ein wenig Wachs auf, wo ihr das Glied abgeschnitten habt, damit die die Wunde verheilen und der Baum sparsamer wachsen möge. Möge der Herr uns segnen. Amen.
Facebook Like-Button
 
 
Insgesamt waren schon 48155 Besucher (102712 Hits) hier!
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden