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DER MANN DAS OBERHAUPT DER FRAU – DAS KÖNIGREICH GOTTES – DIE NACHKOMMENSCHAFT CHRISTI – DIE GEMEINSCHAFT IN UTAH
 
EINE PREDIGT VON PRÄSIDENT ORSON HYDE, GEHALTEN IN GREAT SALT LAKE CITY.
 
Liebe Brüder und Schwestern, mit Gefühlen, die nicht nur ein wenig eigentümlich sind, erhebe ich mich, um bei dieser Gelegenheit zu euch zu sprechen. Mit dieser Bemühung habe ich allein eure Erbauung im weiten Feld der Wahrheit zum Ziel, das sich durch die „Schlüssel der Erkenntnis“ meinem geistigen Auge geöffnet hat, und wir werden gebeten, einzutreten und uns an den unsterblichen Schönheiten zu ergötzen, die spontan in diesem himmlischen Boden erblühen. Wir wünschen, durch eine Erkenntnis von wahren Grundsätzen weiser gemacht zu werden und sie auf allen praktischen Spaziergängen des Lebens besser anzunehmen.
Hätte ich den Stil der Rede kopiert, der von der modischen Welt angenommen wurde, hätte ich sagen können: „Damen und Herren“ und die Ware in den Wagen platziert, aber da dies nur die Ordnung unseres Daseins auf dem dornigen Weg des Lebens, die durch das Gesetz des Himmels verordnet und eingerichtet ist, auf den Kopf gestellt hätte, habe ich das Gefühl gehabt und ich habe es immer noch, den Geist jenes Gesetzes und jener Ordnung zu beachten, nicht nur in der Art der Anrede, sondern in all den verschiedenen Pflichten, Verantwortlichkeiten und Vergnüglichkeiten des Lebens. Der heuchlerische Respekt, mit dem Frauen durch die Etikette der Welt überhäuft werden und der sie nach vorn schiebt und
 
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ihrer Eitelkeit schmeichelt, indem man sie in all den Romanen und Liebesgeschichten, die, wie so viel Müll, die Gesellschaft überflutet und das Land verflucht haben, höchst auffallend macht, hat nur den Zweck, sie zur leichteren Beute für die ungezügelte Sinnlichkeit und die gottlosen Gelüste ihrer umnachteten Autoren zu machen. Schmeicheleien sind Nahrung für die albernen und hohlen Hirne, aber ein weises Herz und eine reine Hand wird sie niemals benutzen.
Die Ordnung des Himmels setzt den Mann in die vordere Reihe, deshalb muss er als erster angesprochen werden. Die Frau folgt unter dem Schutz seines Rates und der überlegeneren Stärke seines Arms. Ihr Begehren sollte nach ihrem Ehemann sein und er sollte über sie herrschen. Ich möchte hier die Behauptung wagen, dass kein Mann zu einer celestialen Herrlichkeit im Reich Gottes erhöht werden kann, dessen Frau über ihn herrscht, und da der Mann ohne die Frau und die Frau ohne den Mann im Herrn nichts ist, folgt daraus natürlich, dass sich die Frau, die über ihren Ehemann herrscht, dadurch einer celestialen Herrlichkeit beraubt.
[Hier wurde der Sprecher durch eine Frage aus der Versammlung unterbrochen: „Was wird also aus Prinz Albert und Königin Victoria?“ Der Sprecher antwortete: „Allgemeine und ewige Grundsätze sind zu hartnäckig für persönliches Entgegenkommen. Sie müssen sich selber um ihre Angelegenheiten kümmern.“]
Aber um auf mein Thema zurückzukommen: Der Tag, an dem wir leben, ist ein bedeutsamer, wichtig für die Welt im Allgemeinen und für uns als ein Volk. Während die Zeit Tag für Tag, Woche für Woche und Jahr für Jahr dahinrinnt, wird unser Quantum bald aufgebraucht sein und wir werden aufgerufen sein, einen Bericht darüber abzuliefern, wie wir sie verwendet und welchen Fortschritt wir in ihr gemacht haben. Lasst nun in jeder Brust die Frage aufkommen: „Handle ich meinerseits wohl, während ich auf der Bühne des Lebens stehe?“ Denkt daran, dass euer tägliches Gebet lautet: „Dein Reich komme und Dein Wille geschehe auf der Erde wie im Himmel.“ Denkt auch daran, dass wir das begünstigte und erwählte Volk sind, zu dem das Königreich gekommen ist, und es wird mit uns fortschreiten, vorausgesetzt, dass unsere Energien, gekoppelt mit der Weisheit und der Macht Gottes, auf jenes Ziel gerichtet sind, ein Ziel, für dessen Erreichung die gesamte Christenheit betet, und auch eines, gegen das ihre Fähigkeiten, ihre Bildung und Macht aufgestellt sein werden. Selbst die Teufel in der Hölle werden aus ihren feurigen Zellen hervorbrechen, um sich mit den gefallenen Söhnen der Erde zu vereinen, um dagegen zu kämpfen, dass die Königreiche dieser Welt das Königreich unseres Gottes werden. Die Könige und Regenten der Erde werden nicht bereitwillig ihre Kronen und Zepter dem Priestertum zu Füßen werfen und dem Gott der Heerscharen dienen. Allein Seine allmächtige Macht in Gerichtsurteilen wird sie in diese Unterwerfung demütigen. „Er wird Gerichtsurteile zum Sieg aussenden.“ Lasst strikte Redlichkeit und Reinheit des Herzens und des Lebens unser Bollwerk und den Glauben Abrahams, Moses, Daniels, Shadrachs, Meshachs und Abnegos unser Schild und unsere Festung der Stärke jetzt und am Tag der Versuchung und Prüfung sein. Um euch zu Fleiß und Ausdauer anzuspornen, lasst mich euch sagen, dass unsere Feinde nicht nur stark, sondern auch hinterlistig sind. Um euch dennoch zu ermutigen, euch mit Glauben und Hoffnung zu inspirieren, erlaubt mir zu sagen, dass Gott stärker und hinterlistiger als sie ist. Der Allmächtige hat nie - auch wird Er es nie tun - Seine Macht zugunsten Seines Volkes gezeigt, bevor es nicht an prüfende und gerade machende Orte gebracht wurde. Und was soll’s, wenn einige von uns ihr Leben um Christi willen niederlegen würden? Wir alle müssen einmal sterben, und wenn wir uns nur im gläubigen Ausüben unserer Pflicht befinden, sollte es uns egal sein, wann und auf welche Weise wir gehen würden. Unsere Feinde mögen sagen: Wegen der Rechtschaffenheit töten wir euch nicht, aber wegen eurer eigenen Bosheit und Verderbtheit.
Welche Verfolger der Jünger Jesu gaben jemals zu, dass sie die Heiligen wegen der Rechtschaffenheit
 
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marterten oder töteten? Keine. Sie behaupteten, dass sie es wegen ihrer Bosheit taten, und wenn sie dieses Zugeständnis nie gemacht haben, denkt ihr, dass sie es jemals tun werden? Nein! Mit einem blinden und wahnsinnigen Eifer gegen die Heiligen, gestärkt durch den ewigen Hass und Neid der gefallenen Engel, werden sie den Becher ihrer Sünde füllen und im grellen Schein ihres Unterdrückertums für die Gerichte des allmächtigen Gottes heranreifen.
Wird überall gegen uns gesprochen? Gießen nicht fast alle Zeitungen und Zeitschriften mit eintausendundeinem anonymen Briefeschreiber ihren Zorn, ihre harsche Kritik und ihr Übelreden auf die Heiligen in Utah aus? Wünschen und beabsichtigen sie nicht, einen Sturm aufzuwirbeln, einen Sturm, der über unsere Häupter mit all der Wut der vereinten Elemente hereinbricht, um uns von der Erdoberfläche zu fegen? Oder beabsichtigen sie nicht heimlich und verdeckt einen Handel, um am Frieden und Glück der Heiligen zu nagen, die ungeschützt und ohne Wiedergutmachung vom Angesicht der „Schlange“ in dieses trostlose Land geflohen sind, in das kein anderes Volk kommen wollte, bis wir erst kamen und die Schlangen töteten, die Brücken bauten, das Land prüften, Brot ernteten und für sie Häuser bauten, damit sie kommen könnten, in ein Land, in dem kein anderes Volk wohnen kann oder will, sollten die Mormonen es verlassen!
Warum dieser Hass und Unwille gegen euch? Was habt ihr getan, um ihn hervorzurufen? Wir haben die Sünde getadelt und in einigen Fällen an ziemlich hohen Stellen. Aber der wirkliche Grund wird durch den Erretter erklärt: „Ihr seid in der Welt, aber ich habe euch aus der Welt herauserwählt; darum hasst euch die Welt.“
Erinnert euch, dass Gott nicht nur den Sturm beherrscht, sondern er sucht die geheimen Kammern auf. Er kann den Sturm stillen und zu den Winden sagen: „Friede, seid still!“, und den Vogelfänger in seiner eigenen Schlinge fangen.
Die bekundete Reinheit dieser Generation wird den Institutionen Utahs nicht gestatten, ungestört zu existieren, so lang sie irgendeinen Plan schmieden können, um sie zu stören. Es ist wahr, dass das Volk Utahs an Polygamie glaubt und sie praktiziert, nicht weil unsere natürlichen Begierden uns in diesen Zustand und Stand des Lebens führen, sondern weil unser Gott sie geboten hat und wünscht, dass wir dem nachkommen, so wie es mit allen Seinen Geboten ist; wir sind wie wir sind. Wir wünschen auch, zu Abrahams Kindern gezählt zu werden, dem die Verheißungen gegeben worden sind und mit dem auch die Bündnisse ins Leben gerufen wurden, und da uns gesagt worden ist, dass wir die Kinder Abrahams sind, wollen wir die Werke Abrahams tun; wir sind nicht im Geringsten ängstlich, das zu tun, was er tat. Unter anderen Dingen, die er tat, nahm er mehr als eine Frau. Hierin war er nicht allein; denn dieses Beispiel wurde von den alten Ehrenwerten und anderen kopiert, die ihm unter demselben ewigen Bund nachfolgten. Selbst der weiseste und beste Mann, ein Mann nach Gottes Herzen, trat am tiefsten in diese Praktik ein. Auch war diese Praktik nicht auf die Tage des Alten Testaments beschränkt.
Man wird es im Kopf haben, dass es einmal in Kana zu Galiläa eine Hochzeit gab; und wenn man diesen Vorgang sorgfältig liest, wird man entdecken, dass kein Geringerer als Jesus Christus bei jener Gelegenheit verheiratet wurde. Wenn er nie verheiratet gewesen wäre, müsste seine Intimität mit Maria und Martha und der anderen Maria, die Jesus ebenfalls liebte, höchst unziemlich und, um nicht zu sagen, zumindest unanständig gewesen sein.
Ich will es wagen, zu sagen, wenn Jesus Christus jetzt durch die frömmsten Landstriche in der Christenheit mit einem Gefolge von Frauen gehen würde, nämlich mit solchen, die ihm gewöhnlich folgten, die ihn liebevoll streichelten, sein Haar kämmten, ihn mit kostbarem Öl salbten, mit Tränen seine Füße wuschen und sie mit dem Haar ihres Hauptes trockneten, unverheiratet oder gar verheiratet,
 
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würde er gemobbt, geteert und gefedert werden und nicht auf einem Esel reiten, sondern mit der Eisenbahn fahren. Was meinte der alte Prophet, als er sagte (von Christus sprechend): „Er wird seine Nachkommenschaft sehen, seine Tage verlängern, usw.“ Hielt Jesus es für notwendig, jedes rechtschaffene Gebot oder jede Forderung seines Vaters zu erfüllen? Mit größter Sicherheit tat er es. Dies wird dadurch bezeugt, dass er sich der Taufe unter den Händen von Johannes unterwarf. „Also obliegt es uns, alle Rechtschaffenheit zu erfüllen“, sagte er. War es nicht Gottes Gebot, von Anbeginn an, sich zu mehren und die Erde zu füllen? Niemand kann dies leugnen, auch nicht, dass es ein rechtschaffenes Gebot war; denn vom Gehorsam dazu hing die Fortdauer unserer Rasse ab. Kam Christus, um das Gesetz oder die Propheten zu vernichten oder um es zu erfüllen? Er kam, um es zu erfüllen. Vermehrte er sich und sah er seine Nachkommenschaft? Ehrte er das Gesetz seines Vaters, indem er ihm nachkam, oder tat er es nicht? Andere mögen tun, was sie wollen, aber ich werde unseren Erretter nicht der Missachtung oder Übertretung in dieser oder irgendeiner anderen Pflicht beschuldigen.
Angesichts dieser Lehre werden die langgesichtigen Heuchler und die scheinheiligen Frömmler wahrscheinlich schreien: Blasphemie! Schreckliche Verdrehung des Wortes Gottes! Übler Blödmann! Er ist es nicht wert zu leben! usw., usw. Aber der Weise und Nachdenkende wird darüber nachdenken, lesen und beten. Wäre Gott in Wirklichkeit nicht unser Vater, Großvater oder Urgroßvater oder irgendeine Art von Vater, in der Tat und in der Wahrheit, warum werden wir belehrt zu sagen: „Unser Vater, der du bist im Himmel“? Welchen heiligen Schrecken auch immer diese Lehre in Personen bewirken möge, die nicht vom Blut Christi befruchtet sind und deren Verstand folglich finster und umnachtet ist, so wird es sie noch mehr aufregen, wenn ihnen gesagt wird, dass kein natürliches Blut Christi in ihren Adern fließt; sie sind nicht die Auserwählten Gottes. Protestiert deshalb nicht zu laut gegen die Ehe Christi, sondern erinnert euch, dass in den letzten Tagen geheime und verborgene Dinge ans Licht kommen müssen und dass auch euer Leben (das das Blut ist) bei Christus in Gott verborgen ist.
Abraham wurde von Gott für den Zweck erwählt, einen erwählten Samen und ein besonderes Volk Seinem Namen zu erwecken. Jesus Christus wurde für einen ähnlichen Zweck in die Welt gesandt, aber auf einer ausgedehnteren Skala. Christus war der Same Abrahams, so zu sagen. Diesem wurden große Verheißungen gegeben, von denen eine ist, dass in Abraham und in seinem Samen, der Christus war, alle Familien der Erde gesegnet sein sollten. Wann? Wenn die Gottlosen oder diejenigen, die nicht von ihrem Samen sind, von der Erde abgeschnitten werden würden, und keine Familie verbleibt auf der Erde, außer ihr eigener Same. Dann werden in Abraham und Christus alle Familien und Verwandtschaften auf der Erde gesegnet, Satan gebunden sein und das Millennium in der Fülle kommen. Dann werden die Sanftmütigen die Erde erben und Gottes Auserwählte ungestört regieren, zumindest für eintausend Jahre.
Ist für diejenigen, die in diese Bündnisbeziehung kommen, die nicht etwas von dem Blut Abrahams oder Christi in ihren Adern besitzen mögen, kein Weg vorgesorgt? Doch, indem sie die Werke Abrahams und Christi im Glauben Abrahams und Christi tun, nicht in Unglauben und Unrechtschaffenheit, wie die böse Welt, die sich in ihrer eigenen Verderbtheit und ihrem eigenen Unglauben selbst verdammt hat. Wenn ihr an den Herrn Jesus Christus glauben, und von euren Sünden umkehren, und sie alle ablegen, und für immer aufgeben, und euch dem Herrn, unserem Gott zuwenden und Ihm mit all eurer Macht, all eurem Geist und eurer Stärke dienen werdet, wird der Heilige Geist euren abscheulichen Körper erquicken und euren Geist und den natürlichen Organismus erneuern, so dass ihr jene gefallene Natur, die sich im Körper mit ihren Sünden befindet, ablegen oder überwinden und in Christus Jesus mit einem neuen Herzen und einem neuen Geist, ja, mit dem Heiligen Geist neu erschaffen sein werdet. Dies wird eure Geister veranlassen „Abba, Vater“ zu schreien. Eure
 
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Lippen mögen sogar jetzt schreien: „Abba, Vater“, aber eure Geister können es nicht, bis ihr erneuert seid. Und Lippendienst ist, wie ihr wisst, vor Gott Spott. Wir müssen Gott im Geist und in der Wahrheit dienen und auch mit dem Verstand. Aber wenn ihr uns dafür vernichten möchtet, dass wir die Werke Abrahams und Christi tun, so wisst, dass Gott euch verfluchen wird, und weder Er noch Sein Volk werden es euch gestatten, irgendeinen Anteil am Bund der Verheißung zu haben, und weder in Abraham noch in Christi könnt ihr gesegnet werden. Es wird in dieser Anschuldigung noch mehr angedeutet als im Allgemeinen in Betracht gezogen wird, worauf alle bekennenden Christen anspielen. Es ist dennoch nach der Heiligen Schrift und philosophisch wahr.
Während der letzten Sitzung der Gesetzgebenden Körperschaft wurde von jener Körperschaft von Mr. Van Emman, einem Vertreter der Amerikanischen Bibelgesellschaft, eine sehr höfliche Notiz entgegengenommen, der die Mitglieder in sein Lager zu rufen wünschte, um seine Bibeln, die Qualität und die Preise zu prüfen und sie dann in den verschiedenen Örtlichkeiten anzupreisen, die sie gerade reparieren, und um auch das Ziel der Gesellschaft darzulegen, Bibeln nach Utah zu schicken. Die Gesetzgebende Körperschaft hielt es für angemessen, ein Komitee einzuberufen, um Mr. V. aufzuwarten, seine Bücher zu untersuchen usw., und da wir Mitglieder des Hauses sind, wurden ich und Bruder F. D. Richards zu besagtem Komitee bestimmt. In der Ausübung unserer Pflichten bemerkte ich Mr. Van Emman gegenüber, der uns - nebenbei bemerkt - sehr als Gentlemen empfing, dass die Gesellschaft, über die zu präsidieren er die Ehre hätte, uns zweifellos für entartet und fast jenseits der Reichweite der Bibelwahrheit hält. Er antwortete, dass sie uns nicht als so entartet betrachten, wie wir denken könnten, aber dass es der Plan der Gesellschaft wäre, das Wort Gottes in die Hände aller Menschen in der Welt zu geben, Utah nicht ausgenommen. Ich erwiderte, dass dies sehr gut wäre. Aber wie menschenfreundlich und wohltätig die Absichten jener Gesellschaft auch sein mögen, so haben sie, so weit es Utah betrifft, uns das falsche Buch geschickt, wenn sie uns vom Glauben an die Polygamie und deren Ausübung abbringen wollen; denn anstatt, dass es uns davon abbringt, bestätigt es uns in unserem Glauben und in unserer Praktik, und nirgends wird sie verdammt, und daher sind wir in unserer Lebensart gewissenhaft und haben das Wort Gottes, das sie uns als unseren Standard bringen. Obwohl unser Glaube und unsere Praktik so sind, wie ich es Ihnen verkünde, schaut kein anderes Volk auf der Erde außer uns mit größerer Abscheu und Entrüstung auf eine Vergewaltigung der Grundsätze, die uns regieren. Kein Mann oder keine Frau unter uns, die nicht unseres Glaubens sind, die sich benehmen und unsere Gesetze und Regeln nicht brechen, müssen je bei einer Gelegenheit Belästigung fürchten. Aber wenn er oder sie sie brechen und nicht damit aufhören wollen, dann kann ich für deren Sicherheit nicht garantieren, seien sie Mitglieder der Kirche oder nicht, auch kann ich nicht versichern, dass ihr Haus stehen bleibt.
Wir haben Männer unter uns gehabt und wir haben sie immer noch, die zurück in die Staaten schillernde Berichte über unseren Charakter und unser Benehmen und bittere Klagen über unsere Behandlung ihnen gegenüber schreiben; aber es wäre für sie schwierig, die schreckliche Behandlung, die sie darzustellen behaupten, im Einzelnen zu schildern. Wir handeln nicht oft ohne Grund und wir sind gewillt, ein, zwei und die mit ihnen sind, vor dem Richterstuhl Gottes zu begegnen und unsere Handlungsweise zu rechtfertigen. Wir sind ungnädig gezwungen worden, nach Utah zu kommen, aber wir zwingen niemanden sonst zu kommen. Wenn sie dennoch kommen, möchten wir, dass sie sich benehmen und ihrem eigenen Geschäft nachgehen. Wir denken nicht, dass ein Beamter der Regierung mehr Rechte hat, Bosheit zu begehen, als irgendein anderer, und wenn er es tut, verdient er einen ebenso ernsthaften Tadel und sogar mehr, weil er nicht nur seinen Einfluss und seine Macht zerstört, Gutes zu tun, sondern auf die Macht jener, die ihn schickten, Unehre bringt. Ich würde unseren Freunden sagen, dass ich nicht zögere, die Bibeln von Mr. Van Emman zu empfehlen. Sie sind unfraglich
 
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gut gemachte Bücher und sehr viel günstiger zu bekommen, als man sie gewöhnlich an diesem Ort kaufen kann. Wer von euch die Bibel wünscht, dem würde ich raten, von dieser günstigen Gelegenheit Gebrauch zu machen.
Sind die „Mormonen“ ein fleißiges Volk? Jeder sagt, dass sie es sind, ich sage, dass wir es sind und für die Übrigen mögen unsere Werke sprechen. Aber einen Umstand möchte ich erwähnen. Einige Briefeschreiber, wahrscheinlich vom Militärkorps, fanden es zutiefst erniedrigend für die Ehefrau Orson Hydes, des Chefapostels, dass sie für den Lebensunterhalt Wäsche wäscht; aber wenn sie ein anderes Haus als eine Wäscherei betreiben würde – es ist nicht notwendig zu sagen welcher Art -, könnte es ihre Achtung bei dem Gentleman in die Ränge eines chicen Lebens aufsteigen lassen.
Wenn dieser Gentleman jemals den Nil hinaufgefahren wäre, hätte er erfahren, dass die eingeborenen Männer, die die Boote, in denen Reisende transportiert werden, stromaufwärts schleppen und fahren, sich meistens in einem Zustand der vollkommenen Nacktheit befinden. Dies tun sie wegen des äußerst warmen Wetters und auch wegen der Bequemlichkeit, weil sie genauso oft im wie außerhalb des Wassers sind. Sie  wollen nicht mit Kleidung belastet sein. Europäische Gentlemen, die mit ihren Familien den Nil hinaufreisen, kaufen ihnen oft komplette Anzüge, nicht weil sie für die Eingeborenen irgendwelche besondere Achtung haben, sondern wegen besonderer Sorge um die Bescheidenheit und Empfindsamkeit ihrer Familien. So ist es auch mit einigen unserer guten und fleißigen Frauen, die sich nicht über das erheben, was in ihrer Sphäre zu tun notwendig ist, und sich oft herablassen (wie demütigend der Dienst auch sein mag), die Wäsche eines Fremden zu waschen, damit er in der „Mormonengesellschaft“ nicht irgendwie widerwärtig auftritt. Fleiß ist unser Element.
Ist beharrlicher Fleiß ein Merkmal für all die Vergehen, Ausschweifungen und die Bosheit, wofür wir beschuldigt werden? Männer mit Ansehen und Verstand, denkt darüber nach! Kann eine solche Masse verderbter Wesen, als welche wir hingestellt werden, zusammenhängen, vereint sein und sich so lang so strenger Regel und Disziplin unterwerfen, die wie wir jeder Härte und Entbehrung begegnet sind, und dennoch so heiter und voller Hoffnung sein? Es mag gelegentlich einige Familienunregelmäßigkeiten geben, aber die werden bald geklärt. Gibt es unter anderen Menschen keine familiären Störungen? Ich habe oft von Ehemännern gelesen, die ihre Ehefrau ermordet haben, und Ehefrauen ihre Männer, und zwar unter denen, die es als großes Verbrechen ansehen, mehr als eine Frau zu haben. Dies ist eine Sache, die sich häufig ereignet. Aber weiß jemand von einem „Mormonen“, der absichtlich irgendeine seiner Frauen tötete, oder irgendeine Frau ihren Ehemann? Niemand! Ich antworte noch einmal: Niemand!
Wenn man alle Dinge offen und unparteiisch betrachtet, zu welchem Schluss muss der Unvoreingenommene und Offene in Bezug auf die „Mormonen“ kommen? Mir scheint, als müssten sie etwa wie folgt schlussfolgern:
Es muss einige, sowohl Männer wie Frauen, unter ihnen geben, die sich nicht so benehmen, wie sie es sollten; denn ihr Netz fängt alles ein, gute wie schlechte. Der Schmelztiegel oder läuternde Topf ist Utah. Dort ist die Hitze so sehr gesteigert, dass sie die Reinen schmelzen und nach unten sinken lässt, dem gelegentlichen Beobachter nicht sichtbar, während der Schmutz oder die Schlacke jedem ins Auge sticht und für unsere Briefeschreiber und zahlreichen Autoren die Hauptthemen darstellen, an denen sie ihre Talente zur Schau stellen, während sich das reine Metall unten absetzt, unbeobachtet und unbemerkt, und dennoch ist dieser Schmutz ein zuverlässiges Indiz für das tatsächliche Vorhandensein des reinen Metalls in der Nähe. Könnte es sein, dass diese Generation helle und scharfe Augen hat und dennoch nicht sehen kann, dass sie Ohren hat, aber nicht hören, und Herzen und dennoch nicht verstehen kann? Nach allem, was über die „Mormonen“, die Mormonenreligion usw. gesagt, getan und geschrieben worden ist, könnte es da nicht ein Prinzip geben, das in sie eingepflanzt ist, das
 
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in einem tiefen Kanal fließt, der auf ihr Herz und ihr Gewissen einwirkt, und dass jenes Prinzip von Gott selbst ausgeht? Gibt es nicht greifbare Tatsachen, die mit ihrer Religion und Geschichte verbunden sind, die ausreichend diese Schlussfolgerung gewährleisten? Ihr Richter und Nationen, denkt gut darüber nach, wägt das Thema unparteiisch ab, denkt daran, dass Leben und Tod in diese Sache verwickelt sind! Sollte es in euren Köpfen einen Zweifel geben, seid ihr verpflichtet, dem Angeklagten den Zweifel mitzuteilen, und obwohl es nicht im Einklang mit der beliebten Praktik eines Anwalts steht, für seinen Klienten Zeuge zu sein, obwohl er von seiner Unschuld und der Gerechtigkeit dieser Sache weiß, seine Absicht umzukehren, auf die Reinheit seines Zwecks und das allgemeine Wohl als krönenden Höhepunkt seiner Bemühungen und Hoffnungen abzielend, kann ich mich nicht enthalten, mein Zeugnis zu seinen Gunsten hinzuzufügen.
In den frömmsten und gut geregelten Familien auf der Erde finden manchmal Ereignisse statt, über die kein Mitglied jener Familie stolz wäre, darüber öffentlich zu sprechen, und worüber nur ein törichtes und albernes Mitglied sprechen würde. Dieses Bild auf die Kirche anzuwenden, darüber bin ich still. Aber der Knochen und die Sehne des „Mormonismus“, der „Mormonen“-Religion, des Glaubens, der Lehre und Praxis sind wahr, so Gott wahrhaftig ist. Joseph Smith und Brigham Young sind mit so vielen Frauen wie David und Salomon (die Nebenfrauen weggelassen) Männer nach dem Herzen Gottes, inspiriert von oben, um die letzte Dispensation der Gnade für den Menschen voranzutreiben, um den Schleier der Bedeckung zu entfernen, der über alles Volk geworfen ist, und eine Flamme zu entfachen, die schließlich die Gottlosen verzehren wird, und die Erde mit der Erkenntnis und der Herrlichkeit Gottes zu füllen, und die „Schlange“ kann nicht genug Wasser schöpfen, um sie zu löschen.
Gentlemen des Gerichts, Sie mögen wegen des Zeugnisses, das ich gebe, erschaudern, und denken, dass ich vor dem Berufungsgericht erscheinen muss. Ich bin froh, dass Sie so empfindsam sind, und gestatten Sie mir, Sie daran zu erinnern, dass Sie ebenfalls vor demselben Tribunal erscheinen müssen. Darum denken Sie gut darüber nach, wägen Sie das Zeugnis und die Argumente zugunsten Zions ab, gerecht und ausgewogen, und fällen Sie ein wahres Urteil; denn an Ihrem Urteil hängt Ihr eigenes Schicksal, zu weinen und zu wehklagen. Mit diesen Bemerkungen übergebe ich den Fall.
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