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WER SEINEN BRUDER NICHT LIEBT, LIEBT GOTT NICHT – WENN WIR IN UNSERE FÜHRER KEIN VERTRAUEN HABEN, WERDEN WIR KEINES IN EINE HÖHERE MACHT HABEN – DIE KIRCHE HÄLT DIE SCHLÜSSEL DER ERLÖSUNG – DIE VORSEHUNGEN GOTTES AN DIE HEILIGEN
 
EINE ANSPRACHE VON PRÄSIDENT BRIGHAM YOUNG, GEGEBEN IN DER BOWERY, GREAT SALT LAKE CITY, 29. MÄRZ 1857.
 
Ich bin dankbar, dass das Wetter so mild geworden ist, so dass wir uns wieder in dieser Bowery treffen können, die groß genug ist, um die Versammlung unterzubringen, auch dass wir uns hier unter angenehmen Umständen befinden, glücklich platziert und für etliche künftige Monate darauf vertrauend, dass keiner der Heiligen unter der Notwendigkeit stehen wird, ein oder zwei Stunden vor Beginn der Versammlung hierher zu kommen, um hier einen Sitzplatz zu bekommen, auch nicht weggehen zu müssen, weil es keinen Platz gibt.
Es ist durch die Brüder ziemlich viel gesagt worden, die gerade zu uns gesprochen haben, und ich habe nur Dinge gehört, die mir gefallen und die ich als korrekt betrachte. Ihre Gedanken und Lehren sind gut.
Ich bin glücklich darüber, Bruder Joseph L. Heywood wieder hier zu sehen. Er hatte eine sehr langweilige Reise und einen ziemlich mühsamen Umweg am Devil’s Gate während der meisten Zeit des vergangenen Winters. Viele Brüder und Schwestern in dieser Versammlung können bezeugen, dass Devil’s Gate ein Ort ist, der ziemlich Kälte und Stürmen ausgesetzt ist, und dass von diesem Punkt bis hierher Entbehrungen normal sind.
Viele Leute sind in einer solchen Verfassung, dass sie, wenn man sie in einen Salon setzt, für sie ein gutes Feuer lodern lässt, sie
 
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mit Tee, Kuchen süßem Fleisch usw. versorgt und sie sanft pflegt, ihre Füße badet und sie zu Bett bringt, sofort sterben würden. Aber werft sie in Schneebänke und sie werden viele Jahre leben. Bruder Heywood wäre vor langer Zeit in seinem Grab, wenn er kein Outdoor-Leben geführt hätte, und solches ist mit anderen der Fall. Aber er ist wieder hier und wir haben das Vorrecht, ihn zu sehen.
Es freut mich zu hören, wie sich die Brüder erheben und von ihren Gefühlen, ihrem Glauben und ihren Ansichten erzählen. Ich bin sehr mit den Bemerkungen zufrieden, die von den Brüdern William H. Hooper und Robert T. Burton gemacht wurden, besonders über das Thema Gehorsam.
Es mag auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen und für einen uninspirierten Geist ist es so, dass irgendjemand einen Mangel an Vertrauen in einen rechtschaffenen Menschen auf der Erde haben sollte, einen Mangel, der ihre Hoffnungen und ihren Glauben schneller vereitelt, als es beim Mangel des Vertrauens in ihren Gott geschieht. Dies ist der Fall, wie seltsam es auch erscheinen mag, obwohl wir einige Männer hier mögen verkünden hören, dass sie wünschen, solches Vertrauen in ihre Führer zu haben, dass sie nicht fragen müssen, ob dieses oder jenes richtig ist, sondern ausführen, worum sie gebeten werden. Niemand wird diesen Grad des Vertrauens haben, es sei denn, er ist auf Wahrheit gegründet. Hier kommt sofort eine Frage in meinen Sinn: Wird es die Leute erlösen, wenn sie tun, wie es ihnen durch irgendeinen Menschen auf der Erde gesagt wird, wenn sie ihre Pflicht gegenüber ihrem Gott vernachlässigen und sich nicht des Geistes des Herrn Jesus Christus erfreuen? Die Antwort ist offensichtlich: Niemand kann dieses blinde Vertrauen in einen rechtschaffenen Mann haben, wenn diese Person sich nicht auf der Linie der Pflicht befindet.
Das Problem mit der ganzen Welt mit ihren Teilungen und Unterteilungen ist, dass sie nicht mehr Vertrauen zueinander haben als sie in ihren Gott haben, und davon ist überhaupt nichts vorhanden, nein, nicht ein Teilchen. Dies verwirrt Nationen und zerbricht sie, es schwächt sie und sie zerfallen in Stücke. Es zerstört Städte und Länder und die Saat der Vernichtung befindet sich wirklich in jenen Königreichen, wo die Leute zueinander kein Vertrauen haben.
Der Apostel Johannes schreibt, die Liebe Gottes behandelnd, die in uns wohnen sollte: „Denn wie kann der, der seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, Gott lieben, den er nicht gesehen hat?“ Es ist unmöglich. Dieses Thema wird von der menschlichen Familie nicht verstanden. Von Natur aus haben sie keine Vorstellung von dem Charakter, der vom Apostel „Bruder“ genannt wird. Wie gerade von Bruder Hooper angemerkt, haben sie sich in ihren Köpfen und in ihren Glaubenbekenntnissen Vorstellungen von sehr vielen Charakteren geformt, die sie Gott nennen. Bei der Mehrheit in der christlichen Welt gibt es drei Götter in einem. Bei ihnen besteht der eine Gott aus drei Personen und ist immer noch eine, was darauf hinausläuft, dass Er überhaupt kein Gott ist. Wieso? Weil Er keinen Körper, keine Glieder oder Leidenschaften hat und folglich gar nichts ist. Ihre Vorstellung macht eigentlich das Wesen, von dem sie zu glauben behaupten, dass es drei in einem ist, zunichte.
Welche Auswirkung hat diese Lehre, wohin immer sich der Einfluss der christlichen Welt ausbreitet? Wo immer sie ihre eigene Lehre predigen, vernichten sie jede Vorstellung von Gott in den Köpfen und Herzen jeder Person, über die sie Einfluss haben. Folglich wissen sie nichts über Ihn und wir können natürlich nicht von den Leuten erwarten, dass sie in Ihn Vertrauen haben. Er, der die Schwachheiten der Menschen kennt, ist mitfühlend, und wenn sie gegen Ihn sprechen, auf eine Weise, die Seinem Charakter gegenüber abfällig ist, die Seine Person falsch darstellt und schlecht über Seine Würde spricht, schreibt das der Illusion und Unwissenheit zu, die Sein angebliches, christliches Volk so allgemein in die Köpfe und Herzen der Leute verbreitet hat, und Er hält sie wegen ihrer Unwissenheit nicht für schuldig.
Lasst uns sogar gegen ein Mitwesen sprechen, mit dem wir vertraut sind
 
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und das wir verstehen, eines, das wir sehen und begreifen können, dessen Leben und Verhalten uns vertraut ist, und, es sei denn, es sind Fehler offengelegt worden, weshalb wir ein Vorrecht haben, sie jener Person vor Augen zu führen, so wird es unseren Glauben und unser Vertrauen vernichten und uns mehr schwächen, als wenn wir gegen ein Wesen sprechen, über das wir nichts wissen. Dies ist vernünftig und entsprechend gesunder Logik, gesundem Sinn und Argument.
Es ist für eine Person äußerst töricht zu sagen, dass sie Gott liebt, wenn sie ihre Brüder nicht liebt, und es hat für sie keinen Wert zu sagen, dass sie Vertrauen in Gott haben, wenn sie keines in rechtschaffene Männer haben; denn sie wissen nichts über Gott. Es ist für die Ältesten Israels vernünftig in diesem Punkt sehr inbrünstig und unermüdlich zu sein. Und würde man mich fragen, ob ich in dieser Sache irgendwelche Erfahrung habe, kann ich dem Volk sagen, dass ich einmal in meinem Leben einen Mangel an Vertrauen in Bruder Joseph Smith gespürt habe, bald nachdem ich ihn kennengelernt hatte. Es betraf keine religiösen Dinge, es ging nicht um seine Offenbarungen, sondern es betraf seine Finanzierung, seine Handhabung von zeitlichen Angelegenheiten, die er unternahm. Es kam ein Gefühl über mich, dass Joseph in seinem finanziellen Management nicht recht handelte, auch wenn ich vermute, dass das Gefühl keine sechzig Sekunden andauerte und vielleicht keine dreißig. Aber dieses Gefühl kam einmal über mich und nur einmal von dem Zeitpunkt an, als ich ihn das erste Mal kennenlernte bis zum Tag seines Todes. Es verursachte Kummer in meinem Herzen und ich sah und verstand deutlich durch den Geist der Offenbarung, der sich mir kundtat, dass ich, wenn ich einen Gedanken in meinem Herzen hegte, dass Joseph in irgendeiner Sache auf dem falschen Weg sein könnte, beginnen würde, vertrauen in ihn zu verlieren, und dieses Gefühl würde Schritt für Schritt wachsen und von einer Stufe zur nächsten, bis ich schließlich denselben Mangel an Vertrauen hätte, dass er das Mundstück des Allmächtigen war, und ich mich, wie Bruder Hooper bemerkte, am Rande des Abgrunds befände, bereit in das einzutauchen, was wir den Golf der Untreue nennen, bereit weder an Gott noch an Seine Diener zu glauben und zu sagen, dass es keinen Gott gibt, oder wenn es einen gibt, dass wir nichts von Ihm wissen, dass wir hier sind und mit der Zeit von hier fortgehen werden, und das ist alles, was wir wissen. Solche Personen sind wie jene, die der Apostel „natürliche, brutale Tiere, erschaffen, um genommen und vernichtet zu werden“ nannte. Obwohl ich in meinen Gefühlen zugab und die ganze Zeit wusste, dass Joseph ein menschliches Wesen war und dem Irrtum unterworfen war, war es dennoch nicht mein Geschäft, auf seine Fehler zu achten.
Ich tat Buße für meinen Unglauben und zwar sehr schnell. Ich tat so schnell Buße wie ich den Fehler beging. Es war nicht meine Sache, zu hinterfragen, ob Joseph allzeit und unter allen Umständen vom Herrn geführt wurde oder nicht. Ich hatte keinen Augenblick das Gefühl zu glauben, dass irgendjemand oder irgendeine Gruppe von Menschen oder Wesen auf dem Angesicht der ganzen Erde etwas mit ihm zu tun hätte; denn er war ihnen allen überlegen und hielt die Schlüssel der Erlösung über ihnen. Hätte ich nicht durch und durch dies verstanden und es geglaubt, so bezweifle ich sehr, ob ich jemals das angenommen hätte, was „Mormonismus“ genannt wird. Er war von Gott berufen, Gott diktierte ihm, und wenn Ihm der Sinn danach gestanden hätte, ihn sich selbst zu überlassen und ihn einen Fehler begehen zu lassen, so war es nicht meine Angelegenheit. Und es wäre nicht meine Sache, es zu hinterfragen, wenn der Herr dazu geneigt war, Joseph das Volk in die Irre führen zu lassen; denn Er hatte ihn berufen und ihn angewiesen, Israel zu sammeln und ihnen das Priestertum und das Königreich wieder herzustellen.
Es war nicht mein Vorrecht, ihn in Bezug auf irgendeine Tat seines Lebens infrage zu stellen. Er war Gottes Diener und nicht meiner. Er gehörte nicht dem Volk, sondern dem Herrn, und er tat das Werk des Herrn, und wenn Er zulassen würde, das Volk in die Irre
 
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zu führen, dann deswegen, weil sie in die Irre geführt werden sollten. Wenn Er zulassen sollte, dass sie gezüchtigt und einige von ihnen vernichtet werden, dann würde es geschehen, weil sie es verdienten oder um einen rechtschaffenen Zweck zu erfüllen. Das war mein Glaube und es ist immer noch mein Glaube.
Wenn wir irgendwelchen Mangel an Vertrauen in jene haben, die der Herr bestimmt hat, das Volk zu führen, wie können wir Vertrauen in ein Wesen haben, vom dem wir nichts wissen? Es ist unsinnig darüber zu reden. Es wird eine Person schwächen, schneller Vertrauen in jene zu verlieren, die die Angelegenheiten des Königreiches Gottes auf der Erde leiten, als zu sagen: „Ich weiß nicht, ob es einen Gott gibt oder nicht, und Er ist mir vollkommen egal.“ Ein Mann oder eine Frau wird nicht vorbereitet sein, vom Feind überrumpelt und vom Teufel so rasch  in Gefangenschaft geführt zu werden für das Nichtglauben an ein Wesen, über das sie nichts wissen, wie für das Nichtglauben an jene, die sie kennen.
Ungeachtet der Namen, Glaubensbekenntnisse oder Titel lehrte Bruder Joseph und es wird dem Volk jetzt fortwährend gelehrt, vollkommenes Vertrauen in unsere Führer zu haben, sicher zu sein, dass wir so leben, dass Christus in uns eine lebendige Quelle ist, dass wir den Heiligen Geist in uns haben mögen, um uns in jeder Stunde und jeden Augenblick des Lebens zu anzuregen, anzuweisen und zu leiten. Das Volk wird von Jahr zu Jahr, von Sabbat zu Sabbat gedrängt, dem Herrn sehr nahe zu leben, von jeder Sünde abzulassen und am Herrn mit unserem ganzen Herzen, Verstand und mit ganzer Seele festzuhalten, so dass wir durch den Geist der Offenbarung wissen mögen, wann immer die Wahrheit zu uns kommt.
Wie viele Hunderte und Aberhunderte Male seid ihr belehrt worden, dass die Leute, wenn sie ihre Gebete und täglichen Pflichten vernachlässigen, rasch beginnen die Welt zu lieben, in ihrer Phantasie eitel zu werden und dem zu unterliegen, in die Irre zu gehen, den ganzen Tag lang jene Dinge zu tun, die der Herr hasst, und jene Dinge ungetan zu lassen, die der Herr von ihren Händen erwartet? Wenn Menschen ihre privaten Pflichten vernachlässigen, sollten ihre Führer sie in die Irre führen; sie werden mit verbundenen Augen gehen und dem Teufel unterworfen sein und nach seinem Willen in Gefangenschaft geführt werden. Wie unnütz wäre dies! Wie unnatürlich, unvernünftig und im Gegensatz zum Evangelium und zu denen, die daran glauben!
Wie werden wir vollkommenes Vertrauen in all die Worte und Taten Josephs erlangen? Allein durch einen Grundsatz, nämlich so zu leben, dass die Stimme des Geistes uns allzeit bezeugen wird, dass er der Diener des Allerhöchsten ist, so dass wir die Verkündung des Herrn erkennen können: „Joseph ist mein Diener; ich führe ihn Tag für Tag wohin ich will, und weise ihn an zu tun, was immer ich will. Er ist mein Mund für das Volk. Und ich sage den Nationen der Erde: Hört den Diener, den ich sende, oder ihr könnt nicht errettet werden.“ Dies wird in den Bemerkungen verständlich, die Bruder Burton gerade gemacht hat, die aus einer der größten und vollkommensten Predigten bestehen, die in der Welt gepredigt werden kann. Und ich wünschte, wir hätten mehr Älteste, die hingehen und solche Predigten durch die Macht Gottes predigen, nämlich: „Ich weiß, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes ist, dass dies das Evangelium der Erlösung ist, und wenn ihr nicht daran glaubt, werdet ihr verdammt sein, ein jeder von euch.“
Das ist eine der bedeutendsten Predigten, die jemals gepredigt wurden, und dann, wenn ihr noch etwas durch die Macht des Geistes hinzufügen könntet, wäre alles in Ordnung. Wenn ein Mann diese Lehre durch die Macht Gottes in einer Versammlung von Sündern lehrt, ist sie eine der lautesten Predigten, die ihnen jemals gepredigt wurde, weil der Geist darüber Zeugnis gibt. Das ist das Predigen, das ihr die ganze Zeit hört, nämlich so zu leben, dass die Stimme des Geistes Gottes immer mit euch sein wird, und dann wisst ihr, dass das, was ihr von den Oberhäuptern des Volkes hört, richtig ist. Wenn ihr nicht so lebt, seid ihr unwissend, und wenn ihr dann Zeugnis gebt, gebt ihr über das Zeugnis,
 
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worüber ihr nichts wisst. Lebt so, dass ihr wissen und von jedem Grundsatz bezeugen könnt, dass er richtig ist, nicht mit bloßem Lippenbekenntnis, sondern dass ihr in der Lage seid aus dem Herzen wahrhaftig zu sagen: „Ich weiß, dass alles richtig ist.“
Wie ich oft diesem Volk gesagt habe, sind sie ein gutes Volk. Wir streben danach, das Königreich des Himmels zu schaffen. Viele denken, dass dieses Volk große Opfer machen muss, aber was müssen wir opfern? Nichts; denn alles gehört dem Herrn. Aber angenommen, wir hätten etwas zu opfern, dann wären sie bereit es zu tun. Sie wären bereit, alles um der Erlösung willen zu tun. Sie haben schon ihre Heime und Freunde verlassen und kommen hierher, um dem Herrn zu dienen, und jetzt fahren sie fort, soll ich sagen: „Sie fahren fort sich zu reformieren“? Ja, fahrt mit dieser Reform fort, über die gesprochen worden ist. Fahrt damit fort, euch zu verbessern, so zu leben, dass euer Glaube und eure Erkenntnis in den Dingen Gottes wachsen wird, damit unsere Sinne jenen Dingen geöffnet werden mögen, die zu unserem Frieden und zur ewigen Erlösung gehören, und lebt nicht mehr im Finstern, wodurch ihr gezwungen werdet zu sagen: „Ich verstehe die Dinge, die gelehrt werden, nicht; dies sind große und wunderbare Dinge, sie befinden sich jenseits meiner Auffassungsgabe. Ich weiß nicht, warum ich mich so fühle, wie ich mich sehr oft fühle. Gefühle kommen über mich, die ich nicht berechnen kann.“
Wenn ihr nahe zu Gott lebt und eure Herzen jeden Augenblick mit inbrünstigen Wünschen gefüllt habt, das Gesetz Gottes zu halten, werdet ihr den Geist, der zu euch kommt, verstehen. Ihr werdet wissen, wie man das Reich des Herrn aufbaut und in jeder guten Sache wächst, und es wird eine fortwährende Szene der Freude und nicht des Trauerns sein. Diejenigen, die trauern und das Gefühl haben, dass sie wirklich Leiden und Plagen erduldet und Opfer in großem Ausmaß für das Königreich des Himmels gebracht haben, erfreuen sich nicht des Geistes ihrer Religion. Sie genießen nicht den Geist dieses Heiligen Evangeliums; denn sie leben nicht nahe genug zum Herrn, so dass Christus wie eine lebendige Quelle in ihnen ist, wie ein Brunnen des Wassers, das zu ewigem Leben entspringt.
Die Personen, die sich jenes Geistes erfreuen, sind nie kummervoll oder niedergeschlagen. Sie erdulden nie Plagen und trauern nie, weil sie annehmen, dass sie für das Evangelium geopfert haben, sondern sie sind immer voller Freude, immer fröhlich, mit einem glücklichen Lächeln auf ihren Gesichtern und, wie Bruder Robert sagte: Es macht den Teufel wahnsinnig. Das ist wahr; es macht ihn wahnsinnig, dass er dieses Volk nicht plagen kann, damit sie ein trauriges Gesicht haben.
Wenn ihr denen begegnet, die eine wunderbare Aussicht auf Probleme haben, Probleme mit ihren Ehefrauen und mit ihren Nachbarn, dann sind es diejenigen, die ihre Religion nicht leben. Diejenigen, die den Geist ihrer Religion haben, spüren Hoffnung, die in ihren Gefühlen eingebunden ist, und sie haben ein Wort des Trostes für sich, für ihre Familien und für ihre Nachbarn und alles ist mit ihnen in Ordnung. Lasst uns den Aufbau des Königreiches des Himmels zu unserem ersten und einzigen Interesse machen und alles wird wohl sein, sicher.
Haben wir Grund zu Freude? Ja. Es gibt kein anderes Volk auf dieser Erde unter solch großer Verpflichtung ihrem Schöpfer gegenüber wie die Heiligen der Letzten Tage. Das Evangelium hat uns das heilige Priestertum gebracht, das den Menschenkindern wieder hergestellt ist. Die Schlüssel des Priestertums sind hier, wir haben sie in unserem Besitz, wir können aufschließen und wir können zuschließen. Wir können Erlösung erlangen und wir können sie vermitteln. Wir haben die Macht in unseren eigenen Händen und dies ist meine tiefe Kränkung gewesen, eine, über die ich oft gesprochen habe, zu denken, dass ein Volk, das all die Grundsätze, Schlüssel und Mächte des ewigen Lebens in seinem Besitz hat, solch eine großartige Erlösung vernachlässigen sollte. Wir haben diese Segnungen, die bei uns sind.
 
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Haben wir die sichtbare Hand Gottes bei uns? Ja. Viele Umstände ereigneten sich letztes Jahr in Bezug auf die direkten Vorsehungen Gottes. Können wir die sichtbare Hand des Herrn in Seinem Umgang mit uns in dieser Saison sehen? Ja. Jeder, der Israel in den Tälern der Berge und die Scheffel Getreide, die im letzten Herbst der Erde entnommen wurden, hätte zählen können, hätte gesagt, dass 1856 nicht genug Getreide geerntet wurde, um das Volk bis zum ersten April 1857 durchzubringen.
Die Aussicht war so offensichtlich, dass Bruder Kimball prophezeite, dass es 1857 härtere Zeiten geben würde, als wir 1856 gesehen haben. Ich sagte ihm, dass ich all meinen Glauben und all meine Macht, die ich hätte, und all meine Fähigkeiten gegen die Prophezeiung aufbringen würde, als er sagte, dass die Zeiten in diesem Jahr härter als im letzten sein würden. Trotzdem gab es keine menschlichen Aussichten, sichtbare Zeichen, Mittel oder Substanz, um es gemäß den Scheffeln an Getreide, die der Erde entnommen wurden, und der Anzahl der Leute in diesem Territorium zu verhindern. Es gab in diesem Jahr eine bessere Aussicht darauf, an Nahrung Mangel zu erleiden, als gar 1856 oder 1855, aber ich versprach mir selbst, dass ich meine Macht gegen diese Prophezeiung ausüben würde. Bruder Heber sagt jetzt „Amen“ zu dieser Aussage. Er sagte es damals und ich weiß, dass er es lieber hätte, dass sie nicht eintrifft, als die Leute leiden zu lassen.
Bruder Heber sagt: „Der Weizen schwillt.“ Ich glaube das. Er vermehrt sich in den Kornkammern. Ich habe seit vielen Jahren an diesen Grundsatz geglaubt. Ich weiß, dass Gott mit mir und anderen auf eine Weise umgegangen ist,  die man sich nicht mit dem normalen Verstand erklären kann. Ich habe vorher schon erwähnt, was einige für einen unbedeutenden Umstand halten mögen, dass jemand Geld in seiner Tasche fand, das dort nicht hätte sein können, es sei denn, ein Engel oder jemand anderer hätte es von diesem Menschen unbemerkt dort hineingebracht. Mehl und Weizen sind in Fässern und Tonnen gefunden worden, nachdem es entnommen worden war, sogar bis zum Auskratzen der Fässer, und dies auch, ohne dass der Besitzer wusste, wie der Vorrat wieder aufgefüllt worden war. Wer ihn auffüllte, das zu sagen ist nicht meine Sache, aber ich weiß, wer es tat. Lasst die Leute raten, wer es tat.
Haben wir irgendwelche sichtbare Zeichen der Vorsehungen Gottes für uns? Ja, wenn Menschen ihre Augen geöffnet haben, um selbst zu sehen. Wenn dieses Volk, das Heilige der Letzten Tage genannt wird, durch Visionen des Geistes die Taten des Herrn so sichtbar sehen könnte, wie einige sie sehen, gäbe es nichts als Frohlocken unter uns, vom ältesten bis zum jüngsten, vom ersten bis zum letzten, von der einen Seite dieses Globus bis zur anderen.
Wir wollen uns jetzt direkt umdrehen und fragen: Gibt es Trübsale? Ja. Leute werden krank und sterben und wir haben keine Macht, sie am Leben zu halten. Und ich denke nicht, dass ich es tun würde, wenn ich Macht hätte, und ich denke nicht, dass ich es tun werde, wenn ich Macht habe, weil ich dann mehr Weisheit als jetzt haben werde. Wissen ist Macht und wenn ich Erkenntnis erlange, erlange ich Macht. Wenn wir diese Dinge betrachten, werden wir sehen, dass die sichtbare Hand des Herrn ständig bei uns ist.
Lasst die Heiligen der Letzten Tage in diesen Tälern der Berge sich selbst diese Frage stellen: Glauben wir als eine Gemeinschaft, als eine Kirche und als Königreich Gottes auf der Erde, als Personen, dass wir, wenn wir unsere Eingeweide und unser Mitleid im letzten Herbst verschlossen und zu den Einwanderern gesagt hätten: „Leidet und kommt in den Bergen um; ich habe nichts abzugeben, ich kann euch nicht helfen“, dass wir so viel Getreide und Mittel wie jetzt zur Verfügung gehabt hätten? Würden nicht alle Frauen und Männer ausrufen: „Wir befinden uns in Not und Entbehrung“? Was hat uns in dieser Sache reich gemacht? Eine vereinte Anstrengung dieses Volkes,
 
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Männer, Frauen und Kinder aus dem Schnee und weg aus der Prärie zu holen und sie vor dem Umkommen zu bewahren. „Hier sind der Weizen, die Gerste, das Korn, die Jungs, die Pferde, die Mulis, die Decken, die Sättel usw.; geht, meine Brüder, und holt die Personen aus der Prärie.“ Sie gingen und dies auch noch mit Freude.
Bruder Kimball sagt, dass dieser Schritt verhinderte, dass sich seine Prophezeiung erfüllte. Wenn es dies war, dann wünschte ich, dass ich genauso einfach und billig alle Prophezeiungen dieser Art und Natur abwenden könnte; denn ich möchte nicht, dass dieses Volk leidet, hungernd und nackt einhergeht und auch nicht krank und geplagt ist oder in Schmerzen liegt. Ich möchte, dass sie leben und in jedem guten Werk wachsen.
Angenommen die ganze Gemeinschaft würde sich diese Frage stellen: Glaubt ihr nicht, dass der Herr uns wegen unserem Rechttun begünstigt und gesegnet hat? Ja, wir würden sofort antworten, dass wir glauben, dass unser Glaube an unseren Gott und unser Erweisen als Freunde Ihm und Seinem Volk gegenüber und unser Freundlichsein dem leidenden Armen gegenüber bewirkt haben, dass Seine Segnungen auf uns ausgegossen wurden und wir begünstigt sind, so wie wir es sind. Wenn das Volk damit fortfährt, sich vor Ihm zu demütigen, Seine Gebote zu halten, den Herrn zu lieben und Ihm zu dienen, und jene unbedeutenden Belange aufgeben, die zur Welt gehören und zum Geist der Welt, der der Geist des Kummers, der Angst und der Trübsal ist, und den Geist des Herrn erlangen und darin leben, werden wir in den Fertigkeiten des Lebens wachsen. Wir werden die Behaglichkeiten des Lebens aus unseren Gärten, Farmen, Obstgärten, Schaf- und Rinderherden haben und wir werden die Mittel haben, die Armen aus jedem Land zu sammeln.
Dies ist das Land Zion. Westlich von uns befindet sich ein Wasserkörper, den wir Pazifik nennen, und im Osten gibt es einen weiteren großen Wasserkörper, den wir Atlantik nennen, und im Norden befindet sich das, wo sie versucht haben, eine Nordwestpassage zu entdecken. Diese Gewässer umgeben das Land Zion und wir werden die Armen in dieses Land holen. Diese Täler sind nicht mehr als ein vorübergehendes Versteck für die Heiligen, und wenn sie hier das Rechte tun, kann keine Macht sie stören. Seid zu allen freundlich, zu unseren Freunden, zum Haushalt des Glaubens und sogar zu unseren Feinden. Tut alles, um jeden zu erretten, und die Hand des Herrn wird zum Guten über uns sein und wir werden bewahrt werden.
Bisher hat es zu viel von einem Geist des Fehlerfindens gegeben, aber ich gehe davon aus, dass dieser Geist sehr bald zur Tür hinausgetreten wird. Und ihr werdet immer noch einige sagen hören: „Nach und nach werden harte Zeiten kommen, der Pöbel kommt, die Grillen und die Grashüpfer werden uns auffressen.“ Sie haben es versucht und ich habe nicht mehr Furcht vor einer Armee wie ich vor einer anderen habe, obwohl die Grillen und die Grashüpfer die größten Plagen sind; denn wir können Menschen erschlagen, aber wenn man eine Grille oder einen Grashüpfer erschlägt, ist sofort die Luft voll von ihnen, und wenn man eine tötet, kommen zwei, um sie zu beerdigen.
Weist alle Gefühle der Furcht von euch und sprecht nicht über sie. Lasst es das ganze Ziel der Heiligen sein, zu wissen, wie das Königreich Gottes auf der Erde aufzubauen ist. Und wenn ihr wissen wollt, wie ihr eure Zeit verbringen könnt, fragt von Stunde zu Stunde, was ihr an Gutem tun könnt. Wenn nötig, nehmt euren Hut ab und rennt durch die Straßen nach etwas, was ihr tun könnt. Geht in den Garten, pflanzt Kartoffeln, setzt Obstbäume, sät Erbsen und bringt alle Art nützlichen Saatguts in den Boden. Und wenn der Teufel euch sagt, dass ihr eine wunderbare, große Sache tun sollt, wartet ab, bis ihr eine wunderbare, große Person geworden seid, und denkt darüber nach, dass ihr jetzt wie einer aus dem Volk seid und auf euch aufpassen müsst.
Ich bin froh, dass wir das Vorrecht haben, uns wieder in dieser Bowery zu versammeln, wo es eine Menge reine Luft gibt und das Volk sich wohlfühlen kann. Der Boden unter diesem Schatten ist noch feucht, obwohl wir Feuer auf ihm brennen ließen, um ihn so trocken wie
 
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möglich zu machen, und es mag für jene Schwestern, die dünne Schuhe tragen, weise sein, ein kleines Stück Öltuch oder Teppich mitzubringen, damit sie ihre Füße daraufstellen. Ich würde es lieber sehen, wenn die Schwestern mit Schuhen mit Holzsohlen kämen, als mit ihren feinen Marokko-Schuhen zu kommen und sich zu erkälten. Wenn ihr euch daran gewöhnt, Holzsohlen-Schuhe oder dick besohlte Schuhe zu tragen, könnt ihr hier ungestraft sitzen.
Passt auf euch auf und lebt, so lang ihr könnt und tut alles Gute, das ihr tun könnt. Lasst uns versuchen zu leben, bis wir die Teufel aus diesem Land und von dieser Erde weg kicken können. Ich möchte dafür leben, zu sehen, wie Zion erlöst ist und die Kirche und das Königreich Gottes die ganze Erde bedecken und wir eine weltweite Regierung des Friedens haben. Möge der Herr uns segnen. Amen.
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