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DER MORMONISMUS UND SEINE FOLGEN – INNERES LICHT UND INNERE ENTWICKLUNG – ABNAHME DES BÖSEN – DIE QUELLE DES LICHTS
 
EINE ANSPRACHE VON ELDER AMASA M. LYMAN, GEGEBEN IN DER BOWERY, GREAT SALT LAKE CITY, 12. JULI 1857.
 
Es ist mir eine Sache der Genugtuung, meine Brüder und Schwestern, hier bei euch zu sein, weil die Religion, die wir angenommen haben, wahr ist.
Manchmal werden von denen, die zur Versammlung sprechen, ob nun das, was sie sagen mögen, für die Menschen, die hören mögen, aufbauend und erfreulich sein wird, Ansichten zum Ausdruck gebracht. Ich habe keinen Grund zu glauben, dass das, was ich sagen mag, denen, die hören, unangenehm sein wird. Wieso? Weil es, wenn es mir selbst gefällt, diejenigen, die hören, auf Grund der einfachen Tatsache aufbauen wird, dass das, über das ich am liebsten spreche, meistens das ist, was mich am meisten aufgebaut hat und mich fortwährend aufbaut, wenn ich aufgebaut bin, sei es von dem, was ich durch eigenes Studium oder durch das, was ich von denen um mich herum höre, die sprechen.
Ich selbst fühle mich so, als wäre ich ein Heiliger. Wenn die Heiligen „Mormonen“ genannt werden, dann bin ich ein „Mormone“, und ich habe nicht das Gefühl, dass ich irgendein Leben, irgendeine Existenz habe, die nicht die eines Heiligen ist. Nicht dass ich denke, dass ich alles weiß oder vollkommen handle; aber dies sind die Gefühle, die ich hege, und der Grund, dass ich ständig frohlocke, ist, dass der „Mormonismus“ wahr ist, dass die Lehre, die ich angenommen habe, und die Religion, die mir Freude macht, kein Phantom ist.
Meine Religion ist für mich praktisch,
 
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wegen der Tatsache, dass ich sie für den täglichen Gebrauch anwendbar gefunden habe. Das Glück, das sie vermittelt – es kümmert mich nicht, über welchen Teil der menschlichen Existenz man sprechen mag oder welchen man zuordnet – das Glück, das sie vermittelt, kann sie jeden Tag vermitteln. Das Glück, das das menschliche Dasein eines Heiligen für eine Stunde glücklich machen kann, auf Grund einer Erkenntnis der Wahrheit und durch den Einfluss, den diese Wahrheit auf ihn ausüben wird, wird auf Grund desselben Grundsatzes jede Stunde seines Lebens glücklich machen. Dieses Licht der Wahrheit, das ihn zu einer Zeit befähigen wird, die Wahrheit des Werkes Gottes, die Bekundungen durch Seine Hand und Seine Macht beim Aufbau Seines Königreiches und die Offenbarung des Evangeliums an den Menschen in den letzten Tagen zu bezeugen, wird unaufhörlich auf seinen Pfad scheinen, wenn er ständig und unaufhörlich glaubenstreu ist.
 Dies führt mich dahin, fortwährend glücklich zu sein; denn es beseitigt sehr viele Wahrscheinlichkeiten, dass ein Mensch Falsches tut oder vom Pfad der Rechtschaffenheit und Tugend weggeleitet wird und, nachdem er anderen Erlösung gepredigt hat, selber zu einem Ausgestoßenen wird, weil das Licht, das sie einmal errettet hatte, sie allezeit erretten wird. Sie müssen nur fleißig, glaubenstreu, wahrhaftig und den Forderungen der Wahrheit gehorsam sein, um sich seine Gegenwart fortwährend zu sichern.
Dies hat mich dazu geführt, ganz andere Ansichten und Vorstellungen über die Erlösung zu hegen als jene, die ich einst hegte, ob sie meine eigenen oder die der Heiligen im Allgemeinen waren. Sie haben sich in meinem Kopf von selbst in sehr einfache und doch in eine sehr ausgedehnte und wichtige Wahrheit aufgelöst. Ich finde, dass sich all die Ansichten, die ich gewöhnlich vor Jahren über die Erlösung und ihre Großartigkeit unterhielt, darin verdichtet haben, das Richtige zu wissen und es zu tun, nicht in Angelegenheiten, die für uns und für das, was wir zu tun haben, fremd sind, sondern in den alltäglichen Ereignissen, die die Geschichte unseres Lebens hier füllen.
Es gibt keinen Weg, von dem ich erfahren oder jemals gehört, den ich geglaubt oder über den ich irgendeine Vorstellung gehegt habe, der euch besser befähigt Gott zu lieben, als den Menschen zu lieben, der im Ebenbild Gottes und ihm ähnlich erschaffen ist. Wollt ihr Ihn ehren? Dann ehrt den Menschen, der im Ebenbild Gottes erschaffen ist. „Aber“, sagt jemand, „einige Menschen sind nicht gut.“ Dann ehrt diejenigen, die gut sind, die seine Beamten sind, in denen er auf der Erde repräsentiert wird. Wir können nicht an seinen weit entfernten Wohnsitz gehen, um Ihm dort unseren Respekt und Gehorsam zu erweisen, vor Ihm unsere Opfer darzubringen oder Ihm zu sagen, wie sehr wir Ihn lieben. Was können wir tun? Wir können hier in unserer nächsten Umgebung die Person finden, bei dem wir Seinen Willen, die Verkündung seiner Wahrheit, die Ordnung Seiner Einrichtungen und Forderungen erfahren können. Sie befinden sich in unserer Mitte. Dies veranlasste in alter Zeit jemanden zu sagen: „Dies ist die Liebe Gottes, dass wir Seine Gebote halten, und Er hat uns geboten, dass wir uns einander lieben sollen.“
Dies macht unsere Religion ganz und gar zu einer praktischen Sache. Sollen sich die Leute, die durch Theoretisieren leben können, bis zum Jüngsten Tag hinwegtheoretisieren, und wenn wir errettet werden wollen, wünschen wir praktische Tugend, praktische Wahrheit, die sich in unseren Taten, in unseren Worten und Gedanken veranschaulicht. Wir wollen als ein heiliges Volk zusammenleben, als ein Volk, das Gott fürchtet und ehrt. Wie? Indem wir auf unsere Knie gehen und unsere Gebete sprechen, indem wir graziös singen und ein langes Gesicht auflegen, indem wir am Sabbat zur Versammlung gehen oder durch das Tragen eines liebenswürdigen Lächelns, so dass man, wenn man es wahrnimmt, nicht denken würde, dass wir jemals in der Welt missbilligt wurden? Ist dies die Art und Weise, wie wir Gott ehren und recht leben sollen? Nein, es ist etwas darüber hinaus. Beten ist gut, lächeln ist gut, freundlich sein ist gut, aber in der Sicht Gottes heilig und annehmbar zu sein ist, allezeit gut zu sein,
 
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an allen Orten, unter allen Umständen und mit allen Menschen.
Wir wollen lernen, mit den kleinen Pflichten des Lebens, die uns jeden Tag begegnen, die  die tägliche Arbeit ausmachen, auf bequeme Weise zurechtzukommen. Wir möchten lernen, diese Dinge richtig zu tun. Ihr möchtet lernen, zu Hause an euren Feuerstellen ebenso heilig zu sein, wie ihr es seid, wenn ihr zur Kirche geht. Ihr möchtet euch gut fühlen, um den Geist Gottes in jeder Lage des Lebens zu genießen.
Die Wahrheit über alles zu lieben, über alles andere, ist Erlösung. Opfert sie deshalb nicht oder werft sie nicht weg, um euch einem belanglosen Streit zu Hause oder in der Fremde hinzugeben.
Wie sollen wir Gott ehren? Wir können nicht direkt Seinen Wünschen dienlich sein, falls Er welche hat; aber Seine Kinder sind hier und wir können die Hungrigen nähren und die Nackten kleiden. Wir können dies hier tun. Ob nun einige dort jenseits in diesen elenden Zuständen zu finden sind oder nicht, weiß ich nicht. Ich bin nicht dort gewesen um nachzusehen. Ich kann sie hier sehen, ohne dorthin zu gehen, und eine Sache, die mich denken lässt, dass der „Mormonismus“ wahr ist und dass diese Ansicht über ihn wahr ist, ist die, dass ich sie erlebt habe.
Nun, wenn er nicht die Wahrheit ist, dann bin ich so frei zu sagen; dass ich über ihn nichts weiß, außer dass er das ist, was ich erfahren habe. Sollte ich mich in einer Zeit oder an einem Ort vorfinden, wo der Geist nicht in mir ist und wo ich nicht seine heiligen Impulse spüren könnte, um meinen Handlungen Gestalt und Form zu geben und sie gemäß dem offenbarten Willen des Himmels, der mir bekannt gemacht worden ist, zu regulieren, sollte ich furchtvoll sein und Qualen erleiden; denn Furcht beinhaltet Qualen. Ich sollte Angst davor haben, dass ich abfallen würde, dass eine finstere Wolke um mich hängen würde, die für mein Glück tödlich wäre. Aber ich habe Zuversicht in die Wahrheit, weil sie das ist, was allezeit bei mir wohnt. Am finstersten Flecken, wohin ich jemals berufen wurde, um zu arbeiten und dorthin zu reisen, oder wo ich eine Existenz hatte, seit ich die Wahrheit angenommen habe, habe ich immer ihre Anwesenheit gehabt und ihr Licht genossen.
Wenn ich wüsste, dass es irgendeinen Teil von mir gäbe, das nicht unter dem Einfluss des „Mormonismus“ oder des Geistes der Wahrheit steht, würde ich dieses Stück und Teilchen herauswünschen und Buße tun und für die Vergebung der Sünden taufen lassen wollen, damit schließlich der ganze Körper vollkommen heilig und vollständig vom Einfluss des Heiligen Geistes, des Geistes der Wahrheit, und von der Liebe zur Wahrheit durchdrungen sein könnte, was mich heute, morgen und zu jeder Zeit vom Wegfall bewahren würde.
Ist es notwendig, dass wir alle so fühlen sollten? Ich denke, es ist genauso für euch wie für mich notwendig. Das nehme ich nicht an, weil ich durch die Gunst und Gnade Gottes und die freundlichen Dispensationen Seines Willens und Seiner Vorsehung berufen worden bin, als einer der Zwölf zu amtieren, um das Evangelium den Nationen der Erde zu bringen, was nicht weniger notwendig ist, soweit es meine eigene Seele betrifft, um den Geist Gottes immer zu genießen, als es für euch sein sollte. Ich werde nicht mehr als errettet sein, wenn ich mit dem ganzen Weg durch bin oder so weit wie es mein Los sein mag, Fortschritte zu machen.
„Aber“, sagt jemand, „wäre es nicht gut für uns, wenn wir tun, was uns gesagt wird?“ Ja. Was wird das Ergebnis sein? Ihr werdet nicht immer unter der Notwendigkeit stehen, so elendig arm zu sein, so dass ihr nachts hinausgehen müsst, um euch von eurem Nachbarn eine Kerze zu borgen. Leben Leute so? Ja, ich habe von geborgtem Licht gelebt. Wie lang? Bis ich meine eigene Kerze hatte. Bis sich die Grundsätze der Wahrheit in mir etabliert hatten, lebte ich auf Grund der Stärke der Anweisungen und des Lichts vom Himmel, das in anderen wohnte, das auf meinen Pfad reflektierte. Ich
 
 
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folgte auf Grund des Lichts einer geborgten Kerze. Wie lange? Bis die Worte des Erretters erfüllt waren, und die Verheißung im mir bewahrheitet war und das Licht der Inspiration in meine eigene Seele gepflanzt war; danach kamen die Segnungen des Licht und der Wahrheit wie ein Fluss über mich hereingeströmt.
Ich wünschte von Gott, dass all die Heiligen sich dieses Lichts erfreuten. Was wäre die Folge? Es gäbe mehr praktische Reinheit, mehr rechtschaffene Taten und weniger Übel in der Gemeinschaft, mehr vom Geist Gottes als natürliche Folge, weil jeder Heilige von einer lebendigen Quelle des Lichts und der Wahrheit in Besitz genommen wäre, von jener Inspiration, die den Apostel inspiriert, den Verstand des Propheten erleuchtet, den Schleier vor der Zukunft wegreißt und den Menschen befähigt, die Herrlichkeiten des Königreichs des Vaters zu betrachten und über sie nachzusinnen.
Dies war der Gedanke, der geantwortet wurde, als einem der Diener der Wahrheit berichtet wurde, dass einige aus der Versammlung Israels prophezeien würden: „Gäbe Gott, dass all die Leute Propheten wären!“ Wieso? Weil sie dann alle das Licht der Wahrheit und die Erkenntnis der Wahrheit in sich hätten, die sie erretten würde.
Wenn dies der Fall wäre, was würde man unter den Ergebnissen finden? Sünder in Zion hätten Angst und Furcht würde den Heuchler überraschen. Wieso? Weil sie sich unbehaglich fühlen würden, aus diesem einfachen Grund. Sie würden wissen, dass sie nicht ehrlich sind, und sie hätten Angst, dass sie in ihrer Schuld überwältigt werden würden.
Dies, meine Brüder und Schwestern, ist der „Mormonismus“, den ich fühle; es ist der „Mormonismus“, den ich predige, den ich habe, wenn ich bete, den ich jeden Tag um mich habe. Es ist der „Mormonismus“, den ich habe, wenn ich in der Nacht aufwache, und den ich die ganze Nacht bei mir behalte, wenn ich nicht schlafen gehe. Ist er gut für mich? Ja. Ist er Erlösung für mich? Ja. Wieso? Weil er mich vom Bösen befreit und mich befähigt zu leben, ohne die Menge an Sünden zu begehen, die ich begehen würde, wenn er nicht gegenwärtig wäre.
Den besten Grund dafür, dass er gut ist, den ich euch geben kann, ist, dass er für mich gut gewesen ist; er hat mir Gutes getan. Ich könnte euch erzählen, dass das Evangelium wahr ist, weil die Diener der Wahrheit es sagen, es bezeugt haben, dafür lebten und dafür starben, in Zeitaltern, die vergangen sind; aber ich weiß nicht so gut, wie sie sich gefühlt hatten, ich verstehe es nicht so vollkommen, ich kann nicht mit derselben Klarheit begreifen, wie sie sich gefühlt hatten, wie ich verstehen kann, wie ich mich gefühlt habe.
Wenn Leute mir sagen, dass sie sich so gefühlt haben wie ich, oder dass ich ihrer Beschreibung entnehme, was sie gefühlt haben, obwohl ich besser weiß, was ich erlebt habe, als dass ich weiß, was irgendjemand anderer erlebt hat, jedoch wenn sie die Wahrheit haben, habe ich ebenso die Wahrheit, und wenn sie durch sie errettet sind, dann kann ich hoffen, dass ich durch sie gerettet sein werde. Dies ist es, was ich gern sehen würde, dass die Heiligen sich einer Erkenntnis von der Wahrheit erfreuen und dass diese Erkenntnis solch einen Einfluss auf sie hat, dass sie damit aufhören würden, welchen Fehler auch immer zu begehen.
Wenn nichts Falsches getan wird, wie viel Sünde würde dort innerhalb der Länge und Breite des Landes Zions unter den Heiligen begangen werden? Wenn es keine Person gäbe, die Falsches tut, so stünde ich unter dem Eindruck, dass es einen guten oder schlechten Mathematiker bräuchte, um die Menge an Sünde zu berechnen, die begangen werden würde.
Jemand sagt: „Wir erwarten, diesen Tag zu sehen.“ Wirklich? Wann wird es dort keine Sünde geben? Wann? „Nun, es ist dieser bessere Tag, der nach und nach kommt.“ Was wird ihn herbeiführen? Auf Grund welchen Grundsatzes erwartet ihr überhaupt jemals die Zeit zu sehen, wann es dort keine Sünder im Land geben wird? Wird es dann sein, wann sich die Gnade Gottes auf eine merkwürdige und andere Weise kundtut, als es bei euch der Fall gewesen ist? „Wir
 
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nehmen es selbstverständlich an, weil wir sehen, wie jetzt jeden Tag Sünden begangen werden.“ Ist euch irgendetwas Gutes bekannt, das getan worden ist? „Ja, eine Menge.“ Woraus besteht es? „Gutes ist im Zustand des Volkes getan worden als das Ergebnis der Reformation. Sie haben mehr Wahrheit gesprochen und weniger Unwahrheit als vorher; es gibt weniger Heuchelei, weniger Tratsch und Übelreden, die Leute denken nicht daran, so viele üble Dinge zu tun und folglich tun sie nicht viel Übles. Dies ist der Weg, wie dieser Wandel herbeigeführt worden ist.“
Und habt ihr jemals einen Augenblick lang daran gedacht, dass dies der Grundsatz war und der einzige, durch den Sünde vertrieben und ihr Macht wirkungsvoll  auf dem Angesicht der ganzen Erde gebrochen werden würde? Jemand sagt: „Der Teufel muss gebunden werden.“ Und wisst ihr, mit welcher Art von Kette er gefesselt wird? Was wird ihm die Macht nehmen? Wenn es niemanden auf dem Angesicht der Erde gibt, der auf seine Einflüsterungen hört oder den Impulsen seines Einflusses, Böses zu begehen, nachgibt, wie viel Macht wird der Teufel auf der Erde haben?
Ich möchte, dass ihr dies in Betracht zieht. Ich möchte, dass ihr euch daran erinnert, wann immer es eine Verringerung des Übels in der Gemeinschaft gibt, dass es daran liegt, dass die Leute weniger Falsches tun als vorher. Sie sind glaubenstreuer, wahrhaftiger, rechtschaffener, heiliger und machen größeren Fortschritt in Richtung Vollbringung des Werkes Gottes. Es kommt durch die Entwicklung der Grundsätze der Rechtschaffenheit in ihnen und Etablierung dieser Grundsätze in ihnen bis zum Ausschluss jedes anderen Grundsatzes oder Gefühls. Wenn dies erreicht ist, sind unser Heil und unsere Erlösung sicher. Wenn wir ausschließlich das Richtige und nichts Falsches tun, müssen wir nichts fürchten. Wenn dies beim Volk der Fall sein wird, wird das Königreich Gottes aufgebaut sein? Ja, in den Herzen der Heiligen.
Jemand sagt: „Wird es nicht auch nach außen aufgebaut werden?“ Ja; aber es ist eine einfache Sache, das Königreich aufzubauen soweit es Häuser, Paläste und Throne betrifft. Lasst nur die Grundsätze des Königreich Gottes aufgebaut und in euch etabliert sein, dann werdet ihr einfach an dem Punkt angekommen sein, wo ihr eure Religion lebt; das heißt, das Licht, das in euch ist, wird der Geist eurer Religion sein, der auf euch wirkt, und in euch, und durch euch, und über euch und um euch herum, so dass euer gesamtes Wesen und alles, was zu eurem Dasein gehört, unter seinen heiligen und geheiligten Einflüssen stehen. Lasst euch nicht nieder und denkt, dass ihr eure Religion lebt, weil ihr einige gute Dinge getan habt, weil ihr ein wenig glaubenstreuer seid als im letzten Jahr und weil der Herr uns in diesem Jahr mit Überfluss segnet. Denkt daran und haltet ständig vor Augen, dass es viele Verbesserungen zu machen, viel zu erreichen und viel zu lernen gibt.
Ihr wünscht eure Religion in euch etabliert zu haben, eine lebendige Quelle, von der aus die Grundsätze des ewigen Lebens und der Wahrheit fließen und unser aktives Sein durchdringen, um eure Taten und euer Verhalten auf solch eine Weise zu beherrschen, dass alles, was mit eurem Leben in Verbindung steht, in vollkommener Harmonie mit der Wahrheit sein wird. Dann werdet ihr eure Religion leben, dann braucht ihr in der Nacht nicht geweckt zu werden, und jemand kommt vorbei mit geborgtem Licht, um es in eurer Wohnung zu platzieren. Ihr würdet allezeit eines dort haben, soweit es das Licht der Wahrheit und eurer Religion betrifft. Es wäre allezeit in euch, immer in Form und immer brennend.
Wenn ein böser Geist zu uns kommt, um uns zu versuchen, Böses zu tun, wenn wir diesem Geist widerstehen, was wird das Ergebnis sein? Der Teufel wird weggehen. Wenn er wiederkommt und nur auf dieselbe Behandlung trifft,
 
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auf denselben Erfolg und herausfindet, dass er uns nicht dazu bringen kann, eine böse Sache auszusprechen oder eine üble Tat zu tun, wie lang wird er uns versuchen? Er würde bald zum vernünftigen Schluss kommen, dort nicht wieder hinzugehen. Er würde es als eine Spekulation erachten, die ihm nichts einbringt, während seine Niederlage unser Sieg ist.
Wann immer böse Dinge, böse Gedanken von unseren Herzen Besitz genommen haben und wir denen um uns herum kein Wort ausgesprochen, keinem Gedanken Gestalt, Form oder Bedeutung gegeben haben, wer weiß davon? Niemand. Wer ist verletzt? Niemand. Es wurde kein Schaden angerichtet, kein Stehlen, kein Mord, keine Verleumdung begangen, keine Lüge erzählt. Was ist getan worden? Der Geist, der Böses anstiften wollte, ist in uns überwältigt worden und wir sind für die Sünden einen Tod gestorben und sind persönlich für die Rechtschaffenheit lebendig geworden. Eines der besten Dinge, die ich in meinem Leben gehört habe, war eine einfache Sache, die Präsident Young hier vor einiger Zeit lehrte, die war, dass es nicht immer richtig ist, die Dinge auszusprechen, die wir denken. Es ist genauso notwendig, dass man in der Lage sein sollte, zu denken und nicht zu sprechen, wie zu denken und zu sprechen. Das eine ist ebenso wie das andere für eure Erlösung notwendig. „Aber“, sagt jemand, „ist es nicht genauso schlimm, es zu denken, wie, es auszusprechen?“ Nun, das Denken tötete niemanden. Angenommen jemand hätte den Gedanken im Sinn, mich töten zu wollen, so wisst ihr soweit es mich betrifft, dass ich leben würde, wenn er es nicht tut. Aber angenommen, wenn er nach dem alten Sprichwort handelt, dass es nicht schlimmer ist, es zu tun als es zu denken, und er mir am Straßenrand auflauert und mir mein Leben nimmt, was wäre die Folge davon? Dann läge die Sünde des Mords auf seiner Seele.
Es ist dasselbe mit jedem falschen Gedanken und bösem Vorschlag, die in euren Herzen auftreten mögen. Was wird geschehen, wenn ihr nach diesem Grundsatz handelt? Der Vater zuhause, würde es nicht aussprechen, wenn er eine falsche Sache denkt. Die Frau und Mutter würde dasselbe tun und was wäre das Ergebnis? Harmonie im häuslichen Kreis wird niemals durch Übelreden zerstört werden. Was dann? Wenn dort Harmonie ist, wird der Geist Gottes dort sein. Wieso? Weil es ihm gefällt, an einem ruhigen Ort zu wohnen; er liebt keinen Streit, er ist kein Freund des Streits, er liebt kein Gezänk und Aussprechen harter Dinge. Der Geist Gottes wird kommen und bei uns seine Wohnung beziehen, wenn wir unseren Geist auf seinen Empfang vorbereiten und ihn willkommen heißen und uns bemühen ein Gefühl zu pflegen, das seinem Wesen angenehm ist.
Mit dem Heiligen Geist ist es so wie mit uns. Wenn wir danach trachten, uns in den Gemeinschaften um uns herum zu erfreuen, wen suchen wir in solch einer Zeit? Wir suchen Personen, deren Geschmäcker und Gefühle unseren eigenen entsprechen, deren „Mormonismus“ wie der unsere ist, deren Betrachtung der Wahrheit wie die unsere ist. Woran erfreuen wir uns also? An freien, offenen, ungezügelten Gefühlen und Meinungen. Wir schütten die Gefühle unserer Seelen aus. Es existiert zwischen den Parteien ein Grundsatz der Gegenseitigkeit.
Ebenso ist es mit dem Heiligen Geist der Wahrheit. Wo er ein Herz findet, das so eingestellt ist, dass es zwischen diesem Herzen und ihm selbst eine Zuneigung und Übereinstimmung gibt, gibt es einen Platz, wo er wohnen will; und wenn dieses Herz so in der Wahrheit geübt ist, dass es vollständig und vollkommen seinem Einfluss unterworfen ist, wird er ständig und unaufhörlich dort verbleiben. Er wird nicht einen gelegentlichen Besuch abstatten, sondern er richtet bei dieser Person seinen ständigen Wohnsitz ein, und dann gibt es dort sein Licht, es gibt dort Offenbarung, es gibt dort Inspiration. Dort gibt einen Zuwachs an Intensität, Ausdehnung und Macht. Dort wird fortwährend auf jene Seele der unaufhörliche, ungebrochene Fluss des Lebens ausgegossen. Dann wird die Quelle des Lebens
 
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in der Seele eingerichtet. Diese Quelle fließt fortwährend und unaufhörlich. Gerade so wie das Blut durch das Herz zu den Extremitäten unseres physischen Systems mit jedem Pulsschlag passiert, so durchdringt auch der Geist der Wahrheit unser Wesen.
Glaube ich, dass der „Mormonismus“ wahr ist? Weiß ich, dass er wahr ist? Ja. Wieso? Weil er mich errettet hat. Er hat mich in erster Linie von der Unwissenheit errettet und dann hat er mich vor ihren Folgen gerettet, das heißt, in dem Ausmaß wie er mir Erkenntnis zukommen ließ, und er hat mir entsprechend meiner Glaubenstreue und Hingabe zur Wahrheit und dem Ausmaß Erkenntnis zugeteilt, mit dem ich daran gearbeitet habe, mich dem Einfluss seiner heiligen Grundsätze zu unterwerfen.
Leute denken vielleicht, dass ich und diejenigen, die in diesem Werk in ähnlicher Position sind, für andere eine Menge tun müssen; aber mein Werk bin ich selbst. Für mich selbst predige ich, gehe in die Ferne, komme wieder Heim, ich tue alles, was ich tue, für mich selbst.
Ihr mögt sagen, ich bin selbstsüchtig. Wieso? Weil ich, als ich in das Wasser der Taufe ging, meinem Vater versprach, dass ich Seine Gebote, wie sie mir bekannt gemacht werden, befolgen würde? Ich gab Ihm dieses kurze Versprechen und es hat mich alles gekostet, was der „Mormonismus“ mich kostet. Es hat mich all die Mühe und Arbeit gekostet, die in den vergangenen zwanzig Jahren in meine Lebensgeschichte  angehäuft worden ist, um dieses kleine Bündnis einzuhalten.
Mein Vater versprach mir, wenn ich Seine Gebote halten würde, dass ich errettet werden sollte. Für wen arbeite ich also? Für Bruder Amasa. Mein Interesse, mein Leben, mein Geld, falls ich welches habe, meine Ehre, meine Erlösung, mein Alles befindet8 sich im Königreich Gottes. Ich habe sonst nirgendwo etwas, und, wie ich zuvor sagte, wenn ich wüsste, dass es einen Fetzen meines gesamten Wesens gäbe, der nicht in den Geist des „Mormonismus“ und in diese universelle Liebe und Hingabe zu ihm getauft worden ist, würde ich ihn, bevor ich schliefe, herausjagen wollen und mit demselben Gefühl taufen lassen.
Ich bilde mir ein, dass ich den Geist eines Heiligen habe, den Geist des „Mormonismus“. Wieso? Weil ich daran gearbeitet habe, gehorsam, glaubenstreu und wahrhaftig zu sein, um meine Redlichkeit aufrechtzuerhalten, und das Ergebnis bekundet sich im Geist, den ich gespürt habe und immer noch spüre. Wenn dies nicht „Mormonismus“ ist, dann bin ich an einem guten Ort, wo mir gesagt werden kann, was daran nicht ausreichend ist, und wenn ich erfahre, was „Mormonismus“ ist, falls ich es noch nicht erfahren habe, werde ich damit beginnen, es zu erfahren; ich habe meinen Geist dafür bereitgemacht.
Ich spüre den Geist Gottes einfach als eine Quelle des Trostes für mich, wenn ich fort bin, wenn ich hier bin. „Fühlst du dich, wenn du fort bist, genauso wohl?“ Nein; denn es mangelt mir an Trost und herzlichem Einfluss, der hier wie eine unsterbliche Flamme über den Versammlungen der Heiligen schwebt.
Dies ist mein Zeugnis vom „Mormonismus“, wie ich ihn gespürt, wahrgenommen, erlebt habe und in ihm gelebt habe, nicht wie ich im letzten Jahr in ihm gelebt habe, sondern heute. Heute ist der beste Tag, den ich jemals sah, heute ist der gesegnetste von allen Tagen, durch die ich jemals ging, seit ich auf der Erde lebe, weil mir der heutige Tag den größten Zuwachs jener Dinge zeigt, die die Großartigkeit, Herrlichkeit, das Glück und die Gesegnetheit der Heiligen zeigt, und morgen wird es in Bezug auf diese Dinge dasselbe und noch reichlicher sein.
Dass dies der Fall mit uns sein möge, ist mein demütiges Gebet, im Namen Jesu Christi. Amen.
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