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DER WEG ZUM EWIGEN LEBEN – PRAKTISCHE RELIGION – ES SIND NICHT ALLE HEILIGE, DIE ES ZU SEIN BEKENNEN – GEFÄNGNIS DER UNGEHORSAMEN GEISTER
 
EINE ANSPRACHE VON ELDER ORSON HYDE, GEGEBEN IM TABERNAKEL, GREAT SALT LAKE CITY, 8. MÄRZ 1857.
 
Brüder und Schwestern, ich erhebe mich heute Morgen, um euch gegenüber einige Bemerkungen machen, und ich sehne mich nach eurer gebetsvollen und wachsamen Aufmerksamkeit. Ich muss notwendigerweise bei meiner Rede und bei meinen Mitteilungen vorsichtig und auf der Hut sein, um meine Lunge zu schonen, die ich bis vor kurzem ziemlich freimütig benutzt habe, oft in der freien Luft und manchmal im Sturm inmitten großer Versammlungen von Heiligen. Und infolgedessen spüre ich die Auswirkungen des ständigen Arbeitens und Ausgesetztseins; aber wenn ich jetzt schonend beginne und meine Stimme hüte und bändige, mag ich in der Lage sein, dass ihr alle mich  hört und versteht, zumindest bis ich zu einem Abschluss komme.
Während ich hier saß und über unseren Zustand nachdachte, heute Morgen, kamen mir die Worte unseres Erretters mit besonderer Stärke in den Sinn, die lauten: „Strebt danach, durch das enge Tor einzutreten; denn ich sage euch, dass viele danach trachten werden einzutreten, und sie werden nicht dazu in der Lage sein.“ Diese Worte können eigentlich nicht versagen, jeden nachdenkenden Verstand zu wecken und zu alarmieren, dass viele danach trachten werden einzutreten, aber nicht dazu in der Lage sein werden. Ist dies euer Stand und Zustand? Lasst einen jeden diese Frage beantworten. Es ist wie das erweckende Läuten der Donner des Berges Sinai. Es ist aus sich selbst heraus eine dringende Einladung – ein umfassender Band. Es sollte uns als ein warnender Aufschrei dienlich sein, aufzustehen und zu handeln und danach zu trachten, auf die rechte Weise einzutreten. Würden wir einen verlorenen Schatz an Orten suchen, wo er nicht wäre, könnten wir noch so fleißig und gar noch fleißiger suchen als die Person, die dort suchte, wo er war und wo sie ihn fand. Wie notwendig ist es also, dass Wahrheit und Weisheit unsere Schritte begleiten! Auf diesen Punkt möchte ich heute eure Aufmerksamkeit lenken.
Wir haben während des letzten Winters eine gute Saison gehabt und eine kostbare Gelegenheit, unsere Gemüter zu verbessern und Erkenntnis und Information zu gewinnen, die uns vorbereiten, jene Verantwortlichkeiten auf uns zu nehmen und jene Rolle in dem großen Drama des ewigen Königreiches Gottes zu spielen, was unser Beruf, unser Amt und unsere Berufung ist, die eindringlich von unseren Händen gefordert wird. Aber wenn die Saison offen und mild gewesen wäre, wie es manchmal im Lande der Fall ist, wären wir vielleicht durch ein großes Begehren, Behaglichkeiten um uns herum anzuhäufen, durch unsere weltlichen Interessen zur großen Vernachlässigung des „Einen Notwendigen“ hinweggeführt worden. Wenn deshalb eine über alles herrschende Vorsehung gnädig ein Embargo über unser zeitliches Streben durch mitleidlose Stürme eines langen und trostlosen Winters verhängt hat und Seinen Heiligen Geist über uns ausgegossen hat, um uns zur Reformation zu erwecken, haben wir doppelten Grund, Seine Hand anzuerkennen und Ihn für immer für die guten und wohlwollenden Pläne zu preisen, die Er uns bekundet hat.
Nun geziemt es uns in dieser Zeit des Gedeihens, wann Zion unter dem lächelnden Angesicht seines Gottes strahlt, eine gute Grundlage für die kommende Zeit einzulagern. Für die gläubigen Heiligen spielt es keine Rolle, ob die Jahreszeiten mild und friedlich sind oder wild und streng. Wenn wir das Rechte tun, werden wir alle
 
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reichlich Grund haben zu sagen: „Wahr und rechtschaffen sind Deine Wege, Du König der Heiligen.“
Euch wurde vor meiner Ankunft aus Carson (was am 9. des vergangenen Dezember war) gelehrt, Brüder und Schwestern, aus eurem Schlaf zu erwachen, von euren Sünden Buße zu tun und dann denen entsprechend euren Falschhandlungen wieder gutzumachen, denen ihr sie angetan haben mögt. Als nächstes wurdet ihr in der Lehre und in dem Grundsatz belehrt, getadelt, ermahnt, getröstet und auf den Weg geleitet, auf dem ihr suchen und nicht vergeblich suchen könntet.
Wahrheiten von fast jedem Charakter und jeder Art sind euch mit einer starken und freizügigen Hand verkündet und ausgeteilt worden. Tag für Tag und Nacht für Nacht ist die Stimme der Inspiration in eurer Mitte gehört worden. Wahrheiten, die auf jeden Charakter, jeden Stand und jeden Umstand im Leben zutreffen, sind euch gläubig in Buchstaben des lebendigen Lichts und in Worten glühendster und Seelen aufrüttelnder Redegewandtheit dargestellt worden, ja, mit einer vom Heiligen Geist inspirierten, vom Einfachen bis zum Erhabenen und vom Ton der Harfe bis zur Stimme des Donners.
Habt ihr die Aufgaben, die euch gegeben wurden, erfüllt? Habt ihr die Arbeit getan und euch über eure Anweisungen auf dem Laufenden gehalten? Oder habt ihr einem Wunsch nachgegeben, etwas Neues zu erfahren, etwas Weithergeholtes, was keine Wirkung haben kann, außer eure Sinne von den Wahrheiten wegzuführen, die es wert sind, eure ernsthafte Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu fordern? Manchmal geschieht es, dass ein Gelehrter an der Schule in der Besorgtheit, Fortschritte zu machen, sich heute eine Lektion in einem Zweig der Wissenschaft vornimmt und morgen in einem anderen und am dritten Tag in einem weiteren und so weiter, bis er in seiner eigenen Einschätzung als polierter und geläuterter Student, Professor und Weiser hervorgeht, während er tatsächlich nichts von dem, was er gelesen hat, verstand und sich nur einer Täuschung hingibt, die er an sich selbst verübt hat.
Ist dies mit uns der Fall? Haben wir die Lektionen, die uns gegeben worden sind, gründlich gelernt und sie in die Praxis umgesetzt? Nichts ist besser dazu geeignet, in unseren Verstand irgendeine Wissenschaft oder Theorie einzuprägen, als sie in die Praxis umzusetzen und wirklich danach zu handeln. Dann sehen wir ihre Kraft und Wirkung; und während wir mit dem praktischen Teil beschäftigt sind, prägt er unauslöschlich, um nie vergessen zu werden, die Grundsätze, die wir aufgesogen haben, in unseren Verstand ein.
Wenn wir die Lektionen und Belehrungen, die wir erhalten haben, praktiziert haben, werden wir wissen, dass sie bei uns bleiben werden; aber wenn wir sie nur gehört haben und nicht in ihre praktischen Pflichten eingetreten sind, werden sie in unserem Gedächtnis sterben, um in unserem Organismus nie eingepflanzt worden zu sein, und wir würden wie der Mann werden, der in einem Glas sein natürliches Gesicht sieht und geradewegs fortgeht und vergisst, welcher Art Mensch er ist.
Ich könnte euch alles über die Kunst des Druckens erklären, jedoch, wer von euch, der kein Setzer ist, kann mit allem Wissen, das meine Erklärung euch in Bezug auf diese bedeutende Kunst gibt, meine Predigt nehmen und in ein Büro gehen und sie aufsetzen? „Praktizieren macht vollkommen.“ Wenn wir rechtschaffene Grundsätze lernen und sie in die Praxis umsetzen, haben sie Macht, unsere Wesen im Einklang mit uns selbst zu verändern. Sie werden ein Teil von uns selbst und bringen uns mit ihnen in ein Bündnis, das keine Trennung kennt. Deshalb werden wir ein rechtschaffenes Volk, und wenn wir fortfahren, werden wir nicht nur danach streben, sondern in der Lage sein, es zu erreichen.
Jeder von euch kann sich daran erinnern, auf Grund gewisser Dinge zu handeln, die euch in den Tagen der Kindheit gelehrt wurden. Sie sind jetzt in eurer Erinnerung so frisch wie an dem Tag, als ihr danach handeltet. Darum lasst uns immer nach wahren und rechtschaffenen Grundsätzen handeln und sie werden bei uns bleiben und wir werden in unserem Wesen rechtschaffen, und wenn wir nie nach einem bösen Grundsatz handeln, werden wir alles Übel vergessen, das wir jemals kannten,
 
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und Gott wird es ebenso vergessen und unsere Wesen werden nie zum Bösen geneigt sein.
Wenn wir all die Lehren und Anweisungen, die uns von diesem Podium und von anderen Plätzen aus gegeben wurden, in die Praxis umgesetzt haben, sind wir ein gesegnetes und glückliches Volk. Wenn nicht, dann haben wir uns selbst keinen Dienst erwiesen. Lasst uns die Lehren, die wir empfangen haben, ehren und wir werden reichlich Boden ohne irgendetwas Weithergeholtes oder teuer Erkauftes vorfinden.
Wir sind eine Versammlung von (so genannten) Heiligen der Letzten Tage, die hier heute Morgen versammelt sind, um die Worte des Lebens oder der Erbauung bezüglich des Königreiches Gottes zu hören. Folgende Frage kommt in meinen Sinn: Sind wir alle Heilige des Allerhöchsten Gottes? Oder bestehen wir aus Personen, die diesen Namen tragen, während wir alle ihn in der Tat nicht verdienen?
Ich möchte euch ein Gleichnis präsentieren, um meinen Gedanken zu veranschaulichen; denn ich möchte eurem Verständnis die Gedanken meines Herzens klarmachen, und wenn ich sie euch so übermitteln kann, wie sie in meinem Herzen vorhanden sind, mögen sie auf euren Verstand einwirken, wie sie es auf meinen tun. Jetzt ist die Zeit der Aussaat. Unsere Farmer säen im Norden und im Süden, was mir eine Sache großer Zufriedenstellung ist. Und erlaubt mir an dieser Stelle, einen Wunsch zum Ausdruck zu bringen, dass sie, während sie im Glauben säen, mit Freude ernten mögen! Mit der Zeit, wenn dieser Weizen heranwächst, mögt ihr ihn im Wind wiegen sehen und ihr werdet sagen: Hier ist ein wunderschönes Weizenfeld. Es ist schön, gesund und verspricht eine reiche Ernte. Ihr nennt alles Weizen. Nun, die Frage ist: Ist denn alles Weizen? Besteht nicht der größere Teil davon aus Stroh? Obwohl ihr alles Weizen nennt, so wie man diese Versammelten alle Heilige nennt, könnte nicht ein Teil der Produkte jenes Feldes genauso aus Spreu bestehen? Sicher. Also noch einmal – befindet sich nicht oft in dem, was ihr Weizen nennt, beträchtlicher Unrat?
Ja, und sehr viele verkümmerte Körner, die kein Mehl hervorbringen, sondern fortgeblasen werden. In der Masse nennt ihr alles Weizen, dennoch, wenn man seine verschiedenen Anteile und Qualitäten analysiert und heraustrennt, findet ihr aus der Masse des Gewachsenen aus dem Feld, was ihr Weizen nanntet, nur einen kleinen Teil, der wirklich echter Weizen ist. Dann, nachdem das gut gewachsene Korn von Stroh, Spreu, Schmutz usw. getrennt worden ist, verbleibt dennoch eine feinere Qualität der Spreu, die man Kleie nennt. Dann gibt es verschiedene Qualitäten des Mehls: Nr. 1 oder superfein, Nr. 2 und 3 oder grob. Aber ein kleiner Teil des Erzeugnisses aus jenem Feld, so entdecken wir, ist wirklich für den Tisch des Meisters geeignet!
 Nun, hier ist also eine Sache, von der ich wünsche, dass ihr sie in Betracht zieht, nämlich: Die Spreu, das Stroh usw., auf jenem Feld produziert, beziehen ihre Ernährung aus genau derselben Quelle wie das Korn aus der Feuchtigkeit und Fettheit des Bodens! Sie alle ernähren sich von genau derselben Nahrung! Nicht nur das, sondern wir erkennen, dass die Spreu, das Stroh und das Korn durch Ligamente und Adern alle miteinander verbunden sind, und in Hinblick auf ein ähnliches Prinzip sagte unser Erretter: „Reißt das Unkraut nicht vor der Zeit der Ernte aus, damit ihr durch das Ausreißen des Unkrauts nicht auch den Weizen entwurzelt.“
Es ist notwendig, dass das Stroh existiert, um den Weizen zu stützen; die Spreu schützt das Korn, indem sie als Mantel und Schutz vor den verschiedenen Einflüssen des Wetters, vor Insekten dient und es warm hält. Dieselbe Ernährung, die das Korn versorgt und es am Leben hält, unterstützt und hält auch die Spreu am Leben als sein Umhang oder Mantel. Es gibt keinen Sperling, der in der Luft fliegt, der nicht Anteil an der Güte unseres Gottes hat. Er macht, dass Seine Sonne sich über dem Bösen und über dem Guten erhebt, und schickt Regen auf den Gerechten und auf den Ungerechten. All die Stämme der Menschen, die Insektenschwärme, die Tierherden, die Scharen der gefiederten Millionen, die
 
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über unseren Köpfen fliegen, werden alle durch dieselbe freizügige Hand unseres Himmlischen Vaters versorgt. Seine Vorsehung sorgt für alle, sogar für den Wolf und die giftige Klapperschlange.
Nun, inmitten von alledem – wer unter uns ist vorbereitet zu sagen, ob wir Stroh, Spreu, Schmutz oder Weizen sind – Kleie, Schrot oder Mehl? „Viele werden danach trachten einzutreten und werden dazu nicht in der Lage sein.“
Vielleicht werde ich in der Lage sein -ich schließe meine Bemerkungen bald ab -, um euch in dieser Sache einen Schlüssel zu geben, der, falls er euch zur Unterscheidung befähigen wird, euch zumindest materiell bei euren Angelegenheiten helfen mag. Aber in dieser einen Sache sei mit Ruhe vollkommen versichert, dass der Weg zum Leben gerade und schmal ist. Das Stroh und die Spreu wachsen heran und streben danach, in die Kornkammer zu kommen; aber sie werden kaum dazu in der Lage sein.
Während ich mich in dieser Versammlung umschaue und während ich mich unter die Heiligen im Allgemeinen mische, entdecke ich, dass es unterschiedliche Geister gibt. Jede Organisation hat einen eigenen besonderen Geist. Ich sage nicht, dass es darin etwas Verhängnisvolles gibt. Denkt nicht, dass ich diesen Gedanken übermitteln möchte. Aber ich sage Folgendes, nämlich dass jeder Geist, der mit einer irdischen Organisation verbunden ist, von dem Geist Gottes entsprechend seiner Treue, Intelligenz und seinem Glauben durchdrungen sein kann, so dass es keine Entschuldigung gibt. Wenn ich eure Aufmerksamkeit auf das Pferd lenke, findet ihr einen besonderen Geist, der dem Organismus jenes Tieres beiwohnt. Wenn es schön und in gutem Zustand ist, gibt es etwas Würdevolles und Großartiges um es herum.
Wenn wir die schöne Taube durch die Luft fliegen sehen, wird durch ihre anmutigen Bewegungen ein wohlgefälliges Gefühl bei uns erzeugt, weil der Heilige Geist einst in dieser Form ausgesandt wurde. Wiederum betrachten wir die Schlange und ein anderes Gefühl wird erzeugt, eine Furcht, ein Schaudern, ein Schrecken. Somit haben jede Kreatur, jedes wilde Tier und jeder Vogel, jeder Mann und jede Frau einen Geist, der entsprechend ihres Organismus besonders ist; und kein Organismus ist völlig unabhängig von dem Geist Gottes; denn alle haben etwas Intelligenz. Wären die Geister und Temperamente all gleich, würden dieselben Belehrungen für alle dienlich sein. Aber wie es eben ist, muss jeder Mensch zu gegebener Zeit seine Portion Fleisch erhalten. Und das Wort muss richtigerweise geteilt werden, um jedem Menschen seine Portion zu geben, die für seinen Organismus und Temperament angepasst ist, damit er dadurch errettet wird.
Der Mensch besteht aus Materie und Geist und der Geist Gottes wirkt auf den Organismus des Menschen ein und bewegt ihn entsprechend seinem Glauben und seinen guten Werken. Einige sind sehr stark erhitzt. Solche haben nicht nur eine scharfe Schneide, sondern sind empfänglich für einen glatteren Schliff. Andere sind von niedrigerer Temperatur, wegen einer niedrigen, trüben und trägen Veranlagung und eines ebensolchen Charakters, dem sie nachgegeben und infolgedessen geformt haben. Sie sind kein sehr glatt oder leicht schneidendes Werkzeug. Sie haben nicht danach getrachtet, ihr Temperament zu pflegen, indem sie nach dem Geist Gottes suchen und um ihn werben, wie sie es sollten.
Dennoch mögen diese keiner großen Sünde schuldig sein. Sie halten sich innerhalb des Rahmens des Gesetzes, zahlen ihren Zehnten und schwimmen so mit und werden als gute, friedliche und ehrenwerte Bürger betrachtet. Sie verachten es zu stehlen, sind bereit zu arbeiten und verfolgen einen ebenen Geradeauskurs. Dennoch können wir sie nicht als vom Heiligen Geist berührt im Ausmaß ihres Vorrechts ansehen. Dennoch erarbeiten sie Rechtschaffenheit, insofern sie überhaupt arbeiten. Diese Personen sind wild darauf, zur Versammlung zu gehen und man hört sie oft sagen: „Was für eine gute Predigt haben wir gehört!“
Dies ist alles in Ordnung, wenn ihr eine gute Predigt hattet. Sie werden dir eintausend und eine Frage stellen, um etwas herauszusaugen, das ihren gierigen Wunsch nach Erkenntnis und Verständnis befriedigt, und erinnern sich kaum an ihr Vorrecht, Gott zu bitten und für sich selbst zu empfangen. Aber darin liegt kein Vergehen.
 
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Man kann kaum den Gedanken zurückhalten, wenn man seinen Nachbarn betteln und sich Brot borgen sieht, um wie viel lobenswerter es für ihn wäre, sich einer Arbeit zuzuwenden und dadurch aus dem Boden durch seine eigene Anstrengung Brot zu erzeugen.
Und weil unser Himmlischer Vater für alle zugänglich ist, ist es viel besser, unseren Verstand mit den Schätzen der Weisheit und Erkenntnis durch unsere eigene geistige Arbeit und Mühe anzufüllen, direkt aus der großen Quelle des celestialen Lichts und der celestialen Liebe, als voll und ganz dem Zeugnis und den Lehren anderer zu vertrauen. Erlangt das Zeugnis Jesu, das der Geist der Prophezeiung ist. Erschreckt euch nicht vor dem Gedanken an Prophezeiung und Propheten; denn ich wünschte von Gott, dass alle aus dem Volk des Herrn Propheten wären. Es gibt keinen bekennenden Christen in der Welt, der nicht  den Geist der Prophezeiung besitzt, der sagen kann, ob er Weizen, Stroh, Spreu, Schmutz oder Unkraut ist. Und niemand kann den Geist der Prophezeiung haben, der verkündet, dass die Tage der Propheten vorbei sind und jetzt nicht benötigt werden, es sei denn dieser Geist würde gegeben werden, um Verdammnis auf den engstirnigen Eiferer zu versiegeln, der ihn nicht bekennen und Gott nicht die Herrlichkeit geben will, nachdem er auf ihn gefallen sein mag; denn er liebt das Lob der Menschen mehr als das Lob Gottes.
Die Sonne, der Mond und die Sterne sind die Repräsentanten der endgültigen Heime der Verstorbenen, wenn nicht sogar ihre tatsächlichen Heime. Über die Sonne heißt es, dass sie durch ihr eigenes Licht scheint, das in ihr wohnt. Unter gewissen Umständen könnte ich dem nicht zustimmen; aber die allgemein beliebte Sache wird hier meinen Zwecken dienlich sein. Der Mond und die Sterne strahlen durch geborgtes Licht. Diese Sterne oder Planeten variieren in ihrer Größe, Bewegung und Entfernung  von der Erde und der Intensität an Hitze, Kälte usw. Einige von ihnen mögen ewig bei Tag ihre Bahnen ziehen, während andere in ewiger Nacht kreisen, und wieder andere, wie unsere Erde, mögen abwechselnd Tag und Nacht haben.
Hier sind Heime für alle Stufen der Geister, vom gläubigen Märtyrer für das Königreich Christi und das Evangelium, dessen Herrlichkeit durch die Sonne am Firmament repräsentiert wird, bis zum bösen Unkraut, das in die äußerste Finsternis geschickt wird, auf einen Planeten, der bestimmt ist, in ewiger Nacht zu kreisen. „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.“ Es gibt eine Herrlichkeit der Sonne, eine weitere des Mondes und eine weitere der Sterne. Ein Stern unterscheidet sich vom anderen an Herrlichkeit; ebenso verhält es sich mit der Auferstehung der Toten.
Die Kinder dieser Welt, die die Finsternis mehr lieben als das Licht, werden sich schließlich als Bewohner dieser Planeten vorfinden, die sich in der äußersten Finsternis bewegen, und werden ein Heim haben, das ihrer Neigung und ihrem Charakter angepasst ist.
Die inspirierten Apostel und Propheten samt den Märtyrern Jesu und all den Reinen und Geheiligten werden eine Herrlichkeit wie die Sonne erben, während der heuchlerische Professor, der Lügner, der Ehebrecher, der profane Schwörer mitsamt allen, die an einer Religion festhalten, ohne Propheten und Apostel, ohne Inspiration und Wunder, ohne Offenbarung, Prophezeiung, Schlüssel und Mächte, auf der Erde und im Himmel zu binden, nachdem der Aufruf durch die Boten der wahren Religion an sie ergangen ist, verdammt und in die äußerste Finsternis fortgeschickt werden, ja, in das Gefängnis, wo sie vor Schmerzen auf ihren Zungen kauen werden.
In diesem Gefängnis müssen sie verbleiben, bis sie den letzten Heller bezahlt haben. Die Vorsintflutlichen befanden sich für lange Zeit in diesem Gefängnis, bis schließlich Christus ihren Geistern das Evangelium predigte, damit sie entsprechend dem Menschen im Fleisch gerichtet werden könnten. Er öffnete denen die Gefängnistüren, die eingesperrt waren, und verkündete den gefangenen Söhnen und Töchtern der Erde Befreiung, die in den Tagen Noahs durch Sünde versklavt waren.
Während der Körper des Erretters im Grab lag, war sein Geist nicht untätig. Er predigte
 
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das Evangelium den Geistern im Gefängnis. Aber nachdem sie im Gefängnis gelitten haben und schließlich befreit sind, kann ihre Herrlichkeit nach vielen tausend Jahren Dienerschaft in Schmerz und Finsternis nicht so wie die der Sonne sein, auch nicht wie die des Mondes und auch nicht wie die der Sterne der ersten Größenordnung; aber vielleicht wie der blasse Schimmer eines entfernten Sterns, so weit entfernt von der Sonne, dass ein Strahl von jenem großartigen Gestirn ihn kaum erreichen kann.
Die törichten Jungfrauen, die die Mittel des Lichts nicht in sich tragen, könnten niemals in eine Wohnung oder Welt eintreten, die durch ihr eigenes Licht leuchtet; sondern weil sie kein Öl in ihren Gefäßen hatten, waren sie zum Borgen gezwungen, und deshalb müssen sie in eine Welt oder Wohnung gehen, die durch geborgtes Licht leuchtet. Habt Licht in euch selbst! Ihr mögt alles, was möglich ist, von mir borgen und ich werde mit Freude alles in meiner Macht stehende ausleihen; aber habt wenigstens etwas Licht in euch und ebenso Salz.
Oh, dass das Zeugnis Christi auf dieses ganze Volk frei ausgegossen würde! Es wäre der Falle, wenn wir alle rein und würdig wären. Dann bräuchten wir nicht zueinander zu sagen: Kennst du den Herrn? Denn sie würden ihn alle kennen, vom Geringsten bis zum Größten. Dann würden wir wissen, dass wir weder Stroh, Spreu, Schmutz, Kleie noch Unkraut, sondern als reines und echtes, superfeines Nr. 1 und für das celestiale Reich deklariert wären- „Mit Sorgfalt erlesen“.
Lasst uns mit dem Licht und der Erkenntnis, die wir durch die Gnade Gottes erlangt haben mit Kühnheit und einer lobenswerten Ambition vorwärtspreschen, um uns den Preis zu sichern, der durch das Blut unseres Erretters erkauft wurde und uns kostenlos in vollem Feuer der Inspiration angeboten wird, das Licht, das von der Welt verachtet, von den Religionisten verspottet und von allen Nationen gehasst wird. Gott gewähre, dieses Licht auf der Erde einzurichten, und uns in diesem Licht und dieses Licht in uns und die Liebe daraus für immer und ewig. Amen.


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